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Endlich eine „Erste Katze“ auf der Prager Burg

Micka, die Katze von Petr Pavel, schaffte es von der böhmischen Dorfkatze auf den tschechischen Olymp. SZ-Korrespondent Hans-Jörg Schmidt über die Liebe zu Katzen (auch zu seiner eigenen).

Von Hans-Jörg Schmidt
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Petr Pavel streichelt seine Katze Micka - dieses und weitere Fotos veröffentlicht Tschechiens neuer Präsident regelmäßig auf Twitter.
Petr Pavel streichelt seine Katze Micka - dieses und weitere Fotos veröffentlicht Tschechiens neuer Präsident regelmäßig auf Twitter. © Quelle: twitter.com/general_pavel

Mein Mini-Tiger, Schmidts Kater Loisl, war im kürzlichen Wahlkampf um das tschechische Präsidentenamt klar parteiisch. Andrej Babiš mochte er nicht, weil der einen kläffenden Dackel sein eigen nennt.

Loisl drückte Petr Pavel die Pfötchen, der in seinem Haus auf einem böhmischen Dorf einen Mäusefänger besitzt. Genauer gesagt eine Katze, die den hübschen Namen Micka (ausgesprochen: Mitzka) trägt. Petr Pavel hatte im Wahlkampf mehrere Fotos von Micka getwittert und sie dabei seine „Geheimwaffe“ genannt.

Micka macht nun steile Karriere, steigt von einer Dorfkatze zur „first cat“ mit Sitz auf der Prager Burg auf, sozusagen dem tschechischen Olymp. Damit vollzieht sich ein wirklicher Wechsel in unserem Nachbarland.

Der erste „Nachwende“-Präsident der Tschechen, Václav Havel, und seine erste Ehefrau Olga liebte abgöttisch Hunde. Leider verstanden sie nicht viel von Hundeerziehung. Ihr gemeinsamer Liebling Ďula, eine Schnauzerhündin, war der Schrecken der Präsidialkanzlei.

Vor allem Havels langjähriger Sprecher, Ladislav Špaček, litt wie ein Hund unter der aggressiven Hündin, hatte richtig Angst vor ihr und wurde prompt auch mehrfach von Ďula gebissen. Als Königin Elisabeth II. Prag besuchte, bestand Havel gegen alle Warnungen seiner Berater darauf, die Hoheit mit Ďula bekannt zu machen. Und - welch Wunder: das irre Vieh ließ sich von der Königin streicheln, ohne auch nur zu knurren. Ďula hatte wohl instinktiv gespürt, dass Elisabeth etwas von Hunden verstand und erwies ihr Respekt.

Als Havel nach Olgas Tod mit der Schauspielerin Dagmar Veškrnová zusammenkam, brachte sie die ewig sabbernde Boxerhündin Šugar mit. Beide Hunde konnten sich nicht riechen, worauf Havel seine Ďula einer früheren Haushälterin schenkte.

Katzen haben die Weltherrschaft inne

Havels Nachfolger, Václav Klaus, hatte keine vierbeinigen Lieblinge. Er liebte schon immer nur sich selbst.

Hundegetrappel setzte wieder mit Miloš Zeman ein. Zu seinem Haushalt gehörte ein Golden Retriever namens Darcy. Zeman beschuldigte ihn irgendwann, einen Teppich so in Unordnung gebracht zu haben, dass der Präsident nachts ohne Licht darüber gestolpert sei und sich eine Verletzung zugezogen habe. Über Darcys Verbleib danach herrschte Schweigen.

Jetzt also nun endlich mit Micka eine Katze. Für Schmidts Kater nur folgerichtig. Katzen haben aus seiner Sicht eh die Weltherrschaft inne. Manche, so mauzt er, übten die halt von einer richtigen Burg aus. Er sei immerhin Boss einer Zweizimmerwohnung mit Garten in Prag-Michle, in der er auch gnädig Herrn Schmidt dulde, weil der die Dosen mit dem Fresschen besser aufbekomme.