Tschechien: Osterreiten, Schiffstouren und Ruten

Endlich wieder richtige Ostern in Mikulášovice (Nixdorf). Und die kann man sich in der Kleinstadt im Schluckenauer Zipfel gar nicht mehr ohne Osterreiter vorstellen. Der einstige Brauch der deutschen Minderheit war vor Jahren wiederbelebt worden, ehe er von der Coronapandemie unterbrochen wurde.
Nach zwei Jahren Zwangspause geht es nun wieder los. Organisator Roman Klinger von der Kirchgemeinde kündigte das beliebte Spektakel wie gewohnt für Ostersonntag an. Nach der Heiligen Messe, die um 10 beginnt, starten die Reiter gegen halb zwölf direkt vor der Kirche des Heiligen Nikolaus.
Unterwegs mit dem Schiff
Angeführt von Roman Klinger und dem Generalvikar Martin Davidek ziehen die Reiter durch die Stadt und halten an mehreren Stationen an, an denen auch der Chor singt, begleitet vom Orchester des Schluckenauer Zipfels.
Wie beim letzten Mal 2019 wird diesmal wieder eine Kutsche für die Musiker fahren. „Früher sind die Musiker ja selbst geritten und konnten dabei spielen. Unsere Musiker heute sind leider keine Reiter. So können sie den Zug wenigstens in der Kutsche begleiten“, begründet Klinger.
Dass es endlich wieder losgeht, sei ein schönes Gefühl. Er sei sogar aufgeregt, gab Klinger zu. Er sei gespannt, wie viele Leute kommen und wie viele Reiter. Zehn hätten fest zugesagt, aber es können auch noch mehr werden. „Wir haben den Brauch selbst in der Pandemie nie ganz unterbrochen“, sagt er. Zwar waren die Reiter verboten, aber im ersten Jahr zog er zu zweit mit einer Kirchenfahne und einem Kreuz durch die Straßen. „Selbst da haben sich die Leute gefreut und meinten, jetzt sei Ostern“, erinnert sich Klinger.

Im vergangenen Jahr fiel das Reiten wieder aus, aber es durfte sich immerhin schon eine kleine Prozession durch den Ort bewegen. Auch die Grenze war während der beiden letzten Ostern zumindest für Touristen immer geschlossen. Klinger erwartet, dass auch wieder viele Schaulustige aus Sachsen dabei sein werden. Anfang April starteten bereits die historischen Lokalbahnen. Mit dem Osterfest beginnt auch die Saison für die Ausflugsschiffe des Bezirks Ústí auf der Elbe. Zwei Linien bedient die Děčíner Reederei Labská plavební společnost im Auftrag des Bezirks. Auf der einen pendeln die Schiffe die ganze Saison über am Wochenende von Ústí nad Labem (Aussig) flussaufwärts durch das malerische Porta Bohemica (Böhmische Pforte) über Litoměřice nach Roudnice.
Die Böhmische Pforte ist der Elbedurchbruch im Böhmischen Mittelgebirge. An Sonntagen fährt das Schiff nur bis Křešice. Dafür gibt es noch eine Verbindung von Litoměřice nach Mělník. Im Juli und August gibt es auch Fahren in der Woche. Die zweite Linie pendelt an Wochenenden von Děčín nach Hřensko und immer samstags weiter bis Bad Schandau und zurück. Diese Linie fährt aber nur bis Mitte Juni und dann wieder von Mitte September bis Ende Oktober. Da beide Schiffslinien vom Bezirk Ústí bestellt sind, gelten hier auch die Netzkarten des Bezirks. Dazu zählt auch das Elbe-Labe-Ticket.
Boote in den Klammen täglich
Karfreitag beginnt traditionell die Kahnfahrt in der Edmundsklamm und der Wilden Klamm in der Böhmischen Schweiz. Dieses Jahr fuhren die Kähne bereits an den zwei Wochenenden vorher. Ab Karfreitag bis 6. November gibt es die Kahnfahrten täglich.
Etwas irritierend für viele ist der Brauch in Tschechien, zu Ostern die Frauen mit einer am besten selbst gebastelten Rute zu schlagen. Nach alter Sitte ist das Auspeitschen der Frauen einmal im Jahr erlaubt und sogar gewollt, soll es doch für Fruchtbarkeit sorgen. Zur Belohnung erhalten die Auspeitscher sogar noch ein selbst gestaltetes Ei, was wiederum Ausdruck der Liebe ist. Wer die meisten Eier gesammelt hat, kann sich die Frau quasi aussuchen.
Den Brauch gibt es immer noch und es wird auch von den Frauen gelebt. Das Auspeitschen ähnelt eher dem Klaps auf den Po. Allerdings lebt der Brauch vor allem auf dem Land und nicht alle Frauen finden ihn so toll. Die Herren ziehen aber nicht nur mit der Peitsche umher, sondern auch mit Instrumenten. So wird vor den Häusern musiziert. Als Belohnung gibt es nicht nur ein Ei, sondern häufig auch Hochprozentiges. Wer den Brauch erleben oder auch ihm ausweichen möchte: Er findet am Ostermontag statt. Die Rute gibt es auch als Andenken oder für den Eigenbedarf zu kaufen.