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Staatsanwaltschaft ermittelt gegen tschechischen Raser

Nach der Fahrt mit einem Bugatti und Höchsttempo 417 km/h auf der A2 ermittelt nun die Staatsanwaltschaft gegen einen tschechischen Milliardär.

Von Erik-Holm Langhof
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Mit diesem etwa drei Millionen teuren Bugatti Chiron war der Milliardär Radim Passer auf der A2 bei Magdeburg mit bis zu 417 km/h unterwegs. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Mit diesem etwa drei Millionen teuren Bugatti Chiron war der Milliardär Radim Passer auf der A2 bei Magdeburg mit bis zu 417 km/h unterwegs. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft. © Screenshot: YouTube/Radim Passer

Magdeburg. Nach der Raserfahrt mit bis zu 417 km/h auf der A2 in Sachsen-Anhalt leitet die Staatsanwaltschaft in Stendal nun Ermittlungen gegen den tschechischen Milliardär Radim Passer ein.

Demnach ermittle die Behörde gegen den 58-Jährigen wegen eines verbotenen Kraftfahrzeugrennens im Sinne einer Einzelfahrt. "Auch das Alleinrennen ist strafbar, wenn sich der Fahrer mit nicht angepasster Geschwindigkeit und grob verkehrswidrig und rücksichtslos fortbewegt, um eine höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen", so der Sprecher.

Sobald alle Unterlagen eingegangen und erfasst seien, sollen konkrete Schritte eingeleitet werden, teilt der Sprecher weiter mit. Dies sei höchstwahrscheinlich in der kommenden Woche der Fall.

Haftstrafe bis zu zwei Jahren möglich

Passer zeigte in einem Anfang Januar veröffentlichten Video, wie er mit seinem Bugatti Chiron über die A2 bei Magdeburg mit einer Höchstgeschwindigkeit von 417 Kilometern pro Stunde raste. Daraufhin prüfte die Polizei Sachsen-Anhalt zunächst den Anfangsverdacht einer Straftat und übergab ihre Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft.

Dem tschechischen Milliardär droht nun eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe. Hinzu kommt die Entziehung der Fahrerlaubnis für mindestens ein Jahr in Deutschland. Der Tatbestand müsse jedoch noch genau geprüft werden, teilt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Stendal mit.

Radim Passer (rechts) ist auf Platz 33 der reichsten Tschechen. Auf seinem YouTube-Kanal hat er bereits mehrere Videos mit teuren und schnellen Autos veröffentlicht.
Radim Passer (rechts) ist auf Platz 33 der reichsten Tschechen. Auf seinem YouTube-Kanal hat er bereits mehrere Videos mit teuren und schnellen Autos veröffentlicht. © Screenshot: YouTube/Radim Passer

Neben der Anzeige durch die Autobahnpolizei Magdeburg seien nach Angaben einer Polizeisprecherin auch Anzeigen von mehreren Dritten bei der Polizei Sachsen-Anhalt eingegangen.

Kurz nach Veröffentlichung des Videos teilten Polizeisprecher von den zuständigen Polizeiinspektionen in Sachsen-Anhalt und Brandenburg zunächst mit, dass es keine Ermittlungen oder Anhaltspunkte zur Aufnahme von Ermittlungen gebe. Diese Meinung änderte sich dann nach einer genauen Prüfung des Vorfalls.

Bugatti distanziert sich von Raser

Das Video auf YouTube zeigt den tschechischen Milliardär Radim Passer mit seinem neuen Bugatti Chiron, den er auf der A2 zwischen Berlin und Magdeburg kurz hinter der Grenze zu Sachsen-Anhalt testet. Auf der dreispurigen Autobahn fährt der 58-Jährige von einem Rastplatz direkt auf die linke Spur und beschleunigt den etwa drei Millionen Euro teuren Luxuswagen.

Nach knapp zwei Minuten hat er die 400 km/h Grenze erreicht und beschleunigt letztlich bis zur Höchstgeschwindigkeit 417 km/h. Im Video blendet er dazu auch Tacho- und GPS-Daten ein.

Dazu schreibt der Milliardär: "Viele Leute haben uns gebeten, ungeschnittenes Kameramaterial aus dem Auto zu teilen, also haben wir es getan. Wir hoffen, Sie genießen die Fahrt – diesmal aus einer anderen Perspektive." Außerdem weist er darauf hin, dass es sich um einen Autobahnabschnitt handele, der auf zehn Kilometern gut einsehbar sei.

Bereits vor einer entsprechenden Anzeige durch die Polizei gab es Kritik an der Raserszene von der deutschen Autobahn. Gegenüber der Nachrichtenagentur AP äußerte sich das Bundesverkehrsministerium zu dem YouTube-Video: "Wir lehnen jedes Verhalten im Straßenverkehr ab, das zu einer Gefährdung von Verkehrsteilnehmern führt oder führen kann. Alle Verkehrsteilnehmer haben sich an die Regeln der Straßenverkehrsordnung zu halten."

Weiter verwies das Ministerium unter Leitung von Volker Wissing (FDP) auf die Straßen- und Verkehrsordnung, die verlangt, dass Fahrer "nur so schnell fahren, dass das Fahrzeug ständig unter Kontrolle ist".

Auf Anfrage eines englischen Autosport-Magazins distanziert sich die Marke Bugatti unterdessen von Radim Passer. Ein Sprecher teilte mit: "Als Unternehmen distanzieren wir uns von jeglichem Verhalten auf Straßen, das zu Gefahren für andere Verkehrsteilnehmer führen kann. Bei der Teilnahme am Straßenverkehr muss sich der Fahrer immer verantwortungsvoll verhalten."

Der 58-jährige Radim Passer ist ein Geschäftsmann aus Tschechien, der vor allem mit seiner Firma, die multifunktionale Häuser in Prag entwickelt, Geld verdient hat. Diese Objekte sind eine der größten Entwicklungsprojekte seiner Art im Nachbarland.

Sein Vermögen wird nach Angaben des Forbes Magazin auf etwa sechs Milliarden Kronen (240 Millionen Euro) geschätzt. Er ist damit Platz 33 der reichsten Tschechen. Auf seinem YouTube-Kanal hat er neben dem aktuellen Raservideo, noch weitere "Autotests" hochgeladen.

Dieser Beitrag wurde am 7. Februar gegen 13.45 Uhr mit neuen Informationen der Staatsanwaltschaft Stendal aktualisiert.