Wie die Böhmische Schweiz wieder Besucher anlocken will

Zwei Jahre Covid haben dem Tourismus in der Böhmischen Schweiz zu schaffen gemacht. „Das letzte Jahr war sicher besser als 2020. Trotzdem waren wir immer noch auf nur 70 Prozent des Niveaus vor der Pandemie“, zieht Jan Šmíd vom Tourismusverband Böhmische Schweiz eine traurige Bilanz. Dabei waren die Zahlen punktuell sogar noch schlechter. „Die Bootsfahrten in der Klamm bei Hřensko (Herrnskretschen) nutzten gerade einmal die Hälfte der Touristen als im Jahr 2019“, sagt Šmíd. Für den gesamten Bezirk Ústí berichtet das Statistikamt für 2021 nur 61,3 Prozent der Gästezahlen von 2019. Die Zahl der Übernachtungen lag mit 65,9 Prozent gegenüber 2019 etwas höher.
„Für uns fatal ist der Wegfall der Gäste aus dem Ausland und da besonders aus Deutschland“, sagt Šmíd. Im gesamten Bezirk Ústí waren fast 70 Prozent weniger ausländische Gäste zu Besuch, als 2019. Selbst im besten dritten Quartal reichte die Zahl ausländischer Gäste nicht an das Niveau von vor zehn Jahren. Für Nordböhmen haben die deutschen Gäste zudem eine weitaus größere Bedeutung als für andere tschechische Regionen. „Zwar lagen die Gästezahlen aus dem Inland im letzten Sommer fast auf Vorkrisenniveau. Aber in der Nebensaison, in der verstärkt ausländische Gäste kommen, gab es einen schlimmen Einbruch“, so Šmíd weiter. Dabei war Covid der Hauptgrund, aber nicht der einzige. Ausgerechnet im letzten Jahr mussten viele beliebte Wege gesperrt werden, weil durch den Borkenkäfer abgestorbene Bäume zu brechen drohten. „Schlussendlich spielte leider auch das Wetter nicht mit“, ergänzt Šmíd. Im neuen Jahr soll vieles besser werden. Zwar hält Tschechien trotz Lockerungen im Innern die strengen Einreisebedingungen zunächst aufrecht. Aber die Omikron-Welle ist auf dem Rückzug. Die Wocheninzidenz liegt in Tschechien inzwischen deutlich unter der in Deutschland.
Ein Angebot für die Nebensaison
Die ausländischen Gäste sind umso wichtiger, da tschechische Touristen nach zwei Jahren Covid sich wieder Richtung Ausland orientieren werden. Tourismusmanager Šmíd weiß, dass die Rückkehr der ausländischen Touristen kein Selbstläufer ist. „Wir konzentrieren uns auf die Nebensaison, die unter der Pandemie besonders gelitten hat“, kündigt er an. Im Mittelpunkt wird der neue Kammweg (Hřebenovka) stehen, denn die Nebensaison ist besonders attraktiv für Wandertouristik. Mit dem Fernweg soll der frühere Kammweg mit dem vierzackigen blauen Kamm als Zeichen wiederbelebt werden, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts begründet wurde und die Gebirge der einstigen Sudetengebiete verband.
Šmíd vergleicht ihn mit dem Malerweg in der Sächsischen Schweiz. „In diesem Jahr wird der Weg mit Wanderzeichen und Wegweisern markiert und im Herbst folgt die offzielle Eröffnung“, skizziert Šmíd. Dabei geht es um eine Strecke von der neuen Fußgängerbrücke am Stožecké sedlo (Schöbersattel) im Lausitzer Bergland bis Petrovice (Peterswald) am Übergang von Elbsandsteingebirge zum Erzgebirge. Der neue Kammweg wird dabei den alten nicht überall kopieren. Bei der Wegführung achtet der Tourismusverband auf attraktive Ziele wie Aussichtspunkte und -türme oder architektonische Besonderheiten. Er will ihn aber auch an Hotels, Restaurants oder Produzenten regionaltypischer Produkte vorbeiführen. Es geht um die Kombination bekannter mit noch eher unbekannten Orten. Diese Tipps werden auch in den Begleitbroschüren zum Kammweg zu finden sein.

Ein Teil durch Isergebirge, über Jeschkenkamm und durch das Lausitzer Bergland existiert bereits. In Zukunft soll der Kammweg wie früher das Altvatergebirge (Hrubý Jeseník) im Nordosten Tschechiens mit Asch (Aš) im bayerisch-sächsisch-tschechischen Dreiländereck verbinden. „Wir sind überzeugt, dass der Kammweg für viele auch in der Nebensaison einen Anreiz bietet, die Böhmische Schweiz zu besuchen“, sagt Jan Šmíd. Immer vorausgesetzt, dass die Coronavirus-Pandemie keine neuen Einschränkungen nötig macht.Die gibt es ohnehin noch wegen der Borkenkäferplage. Langfristig sind derzeit acht Wanderwege gesperrt, an weiteren wurde die Markierung entfernt. An drei Wegen wie am Kleinen Prebischtor ist die Situation aber besser, als ursprünglich eingeschätzt. „Sie sind der Öffnung sehr nahe“, sagt Nationalparksprecher Tomáš Salov. Das gilt auch für den rot markierten Wanderweg zwischen Pohovka und Skalní kaple Kny bei Jetřichovice (Dittersbach). Hier war es letztes Jahr zu einem Felssturz gekommen. „Die Folgen des Borkenkäfers lassen sich nicht von heute auf morgen beseitigen. Aber wir sind vorsichtig optimistisch“, sagt Jan Šmíd.
Erfreulich für Wanderfreunde ist nach langer Schließung die Wiedereröffnung der Felsenburg Šaunštejn bei Vysoká Lípa (Hohenleipa). Der Nationalpark hatte in den vergangenen Monaten instabile Felsblöcke gesichert sowie Stege und Geländer erneuert. „Nach und nach wird auch der Lehrpfad ‚Luchssteig‘ (Rysí stezka) bei Mezní Louka (Rainwiese) erneuert.Für den Nationalpark steht dieses Jahr ganz im Zeichen der Gründung des Landschaftsschutzgebiets „Elbsandsteingebirge“ vor 50 Jahren. Der Nationalpark plant dazu Veranstaltungen und hat auch schon touristische Sammelplaketten aufgelegt. Zum Jubiläum passt auch, dass ab Ende März wieder Züge über die lange stillgelegte Eisenbahnstrecke von Děčín (Tetschen) nach Telnice (Tellnitz) fahren. Der Bahnverkehr ist als touristisches Angebot für das Wochenende angelegt. „Damit verbessert sich die Möglichkeit, die Tyssaer Wände (Tiské stěny) oder den Hohen Schneeberg (Děčínský Sněžník) ohne Auto zu erreichen“, lobt Jan Šmíd vom Tourismusverband Böhmische Schweiz.
Saisonstart: Der Tourismusverband Böhmisch Schweiz feiert die Saisoneröffnung am 3. April rund um den Berg Jedlová (Tannenberg).