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Turbulentes Jahr für die Walze in Coswig

Die billige Konkurrenz aus Asien macht dem Unternehmen zu schaffen. Stellen mussten eingespart werden.

Von Peggy Zill
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Die Geschäftsführer Thomas Füssel (links) und Tino Noack blicken auf ein schwieriges Jahr zurück. Die Windenergiebranche macht der Walzengießerei zu schaffen. Trotzdem gebe es keinen Grund, pessimistisch zu sein.
Die Geschäftsführer Thomas Füssel (links) und Tino Noack blicken auf ein schwieriges Jahr zurück. Die Windenergiebranche macht der Walzengießerei zu schaffen. Trotzdem gebe es keinen Grund, pessimistisch zu sein. © Arvid Müller

Coswig. Für die Walzengießerei geht ein Krisenjahr zu Ende. Der Geschäftsbereich Windenergie hat sich seit dem zweiten Halbjahr 2017 deutlich negativ entwickelt, wie Geschäftsführer Thomas Füssel erklärt. Dabei hatte das Unternehmen gerade in diesen Bereich große Hoffnungen gesteckt.

Seit 2003 hat sich die Walze auf die Produktion von Rotorhohlwellen spezialisiert. Die bis zu 50 Tonnen schweren Teile bilden das Herzstück für den Antrieb einer Windkraftanlage. Das Coswiger Unternehmen hatte sich damit auf dem Weltmarkt einen Namen gemacht. Im Jahr 2016 gab es noch über 20 Millionen Euro Umsatz in diesem Bereich.

 Überhaupt war 2016 ein Rekordjahr, mit über 51 Millionen Euro Umsatz das erfolgreichste seit der Wende. Auch 2017 fing gut an, wie Tino Noack, technischer Geschäftsführer, erklärt. „Im zweiten Halbjahr gab es plötzlich den Einbruch.“ Unterm Strich konnten mit den Windanlagen 2017 nur noch 11 Millionen Euro umgesetzt werden. Langfristig geht die Geschäftsführung davon aus, dass es 6 bis 7 Millionen Euro pro Jahr sein werden.

Denn die Windradbauer bestellen ihre Teile zunehmend in China, weil es die dort billiger gibt. „Das kam unerwartet und plötzlich“, so Thomas Füssel. Letztendlich sei aber genau das auch in der Solarindustrie passiert. „Man versucht noch, dagegen anzukämpfen. Aber die Preise sind gleichzeitig ebenfalls deutlich gesunken. Das kann man nicht abfangen.“

Immerhin läuft das Geschäft mit den Walzen weiterhin gut. „Da haben wir einen Wettbewerbsvorteil, weil wir die Walzen einbaufertig liefern“, erklärt der technische Geschäftsführer. Trotzdem werden aufgrund des Einbruchs in der Windenergiebranche Personaleinschnitte nötig werden, um den Verlust abzufedern. „Wir haben schon im Laufe des Jahres befristete Verträge nicht verlängert und offene Stellen nicht neu besetzt“, erklärt Thomas Füssel. „Wir sind mit dem Betriebsrat in Verhandlung für weiteren Abbau.“

Aktuell beschäftigt die Walzengießerei rund 260 Mitarbeiter, plus circa 20 Azubis. Die Lehrlingsausbildung wird weiter wichtig sein. „Wir haben in Zukunft altersbedingte Abgänge, die ersetzt werden müssen“, sagt der Geschäftsführer. 

Auf guten Nachwuchs im kaufmännischen und ingenieurtechnischen Bereich sei man nach wie vor angewiesen. Deshalb arbeitet die Walzengießerei mit der TU Bergakademie Freiberg, der HTWK Dresden und den Berufsakademien Riesa und Bautzen zusammen. Um die freien Ausbildungsstellen zu besetzen, soll im Sommer eine Art Workshop stattfinden.

 Die potenziellen Azubis dürfen zwei Wochen lang verschiedene Bereiche der Walzengießerei kennenlernen und werden dafür sogar bezahlt. Eine Art Ferienarbeit, ohne dass die Jugendlichen stundenlang an der Maschine stehen.

Gut ausgebildete Mitarbeiter werden auch nötig sein, weil das Tief Ende des kommenden Jahres überwunden werden soll. Noack und Füssel gehen davon aus, dass sich die Geschäfte ab 2021 wieder positiv entwickeln. 

„Bei der Windenergie wird es langfristig wieder ein Umdenken geben“, glaubt Tino Noack. Gewisse Komponenten werden auch weiterhin in Europa und Deutschland gefertigt. „Von diesem Kuchen wollen wir das größte Stück abbekommen.“ Es gebe keinen Grund, pessimistisch zu sein.

 „Mit unserem Know-how wird es immer eine Nische geben.“ Es werde auch technisch viele Möglichkeiten geben, sich weiterzuentwickeln.

Im vergangenen Sommer feierte die Walzengießerei ihr 125-jähriges Bestehen. Ende 2017 verabschiedete sich der langjährige Geschäftsführer Wilfried Pfaffe in den Ruhestand. Nun führen Thomas Füssel und Tino Noack die Firma gemeinsam.

Der Betriebswirt Thomas Füssel ist seit 2003 im Unternehmen und seit fünf Jahren in der Geschäftsführung. Seit Juni teilt er sich diese Aufgabe mit dem Maschinenbauer Tino Noack, der 1992 als Dreher im Unternehmen angefangen hat und zuletzt Betriebsleiter war.