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Turmhoch gewonnen

Die Bürgerstiftung sorgt dafür, dass sich Meißen bewegt.

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© Anne Hübschmann

Von Stephan Hönigschmid

Meißen. Auf dem Meißner Marktplatz haben am Wochenende alle an einem Strang gezogen. Am Sonnabend konnte man dies beobachten, als Alt und Jung sich gemeinsam in einem Kreis versammelten, um per Seil Bauklötzer zu einem Turm aufzustapeln. Jeder Teilnehmer hielt dabei ein Seilende in seiner Hand, um den in der Mitte befindlichen Haken für die Klötzer zu heben und zu senken.

Für kleine Kinder wie die siebenjährige Ruchsa und den vierjährigen Mudaser war das gar nicht so leicht. Denn anders als die Erwachsenen mussten sie sich ganz schön strecken, je höher der Turm wurde. Trotzdem waren sie mit Begeisterung bei der Sache und beteiligten sich freudig an dem Teamspiel, das nur dann erfolgreich gelang, wenn jeder auf den anderen Rücksicht nahm und sich mit ihm abstimmte.

Kanuten auf dem Wackelbrett

Anlass für die Aktion war das erste Bewegungsfest der Meißner Bürgerstiftung. Von 11 bis 17 Uhr konnten sich die Besucher an insgesamt 13 Stationen, wie zum Beispiel Rudern, Skilaufen oder Bergsteigen, ausprobieren. Besonders Familien mit kleinen Kindern machten davon Gebrauch. „Unsere Kinder hatten zunächst keine Lust, allerdings änderte sich das, als sie erst einmal angefangen hatten. Am Ende wollten sie alle 13 Stationen absolvieren“, berichteten Jörg Riedel und Nicole Mehlig, die mit ihren Kindern Jayden und Naya vor Ort waren. Dennoch gingen die Interessen der Geschwister auseinander. Während der siebenjährige Jayden vor allem das Paddeln am Kanustand mochte, hatte seine sechsjährige Schwester Naya Spaß am Seilspringen und am Malen von Bildern am Stand des Kunstvereins.

Ähnliche Erfahrungen machten auch andere Familien. Entspannt liefen sie über den Marktplatz und die angrenzenden Straßen und Gassen, machten kurz Halt, um etwas zu essen und liefen anschließend zur nächsten Wettkampfstation. Inmitten dieser freundlichen Atmosphäre kamen Eltern unkompliziert miteinander ins Gespräch, als sich ihr Nachwuchs gerade austobte.

Doch auch die ältere Generation stand nicht nur herum. Mancher Passant griff auch kurzentschlossen ins Geschehen ein. So kam eine 80-jährige Meißnerin eigentlich nur zufällig beim Kanuverein mit seinem gut sichtbaren Kajak vorbei, stellte sich dann aber spontan auf das Wackelbrett, auf dem man die Balance halten muss. „Ich wollte nur Kuchen holen, habe mich dann aber überreden lassen, das hier mal auszuprobieren.“ Sie selbst habe in ihrer Jugend gerudert und gesegelt. Sie begrüße derartige Feste, bei denen sich die Leute bewegen, sagte die Frau.

Zusätzlich zur sportlichen Betätigung erhielten die Teilnehmer Einblicke in bestimmte Berufe. „Die Fortbewegung mit der Leiter ist ja unser tägliches Geschäft. Die meisten Erwachsenen und Kinder, die das heute bei uns getestet haben, waren erstaunt, wie schwer das geht“, sagte Malermeister Bill Quaas.

Trotzdem waren die Aufgaben so angelegt, dass sie auf jeden Fall zu schaffen waren. „Bei allen Stationen steht nicht der Leistungsgedanke im Vordergrund, sondern die Freude an der Bewegung“, sagte Johanna Singer von der Bürgerstiftung, die das Event mitorganisiert hat. Dass die Stiftung mit den kostenlosen Angeboten einen Nerv bei den Bürgern getroffen hat, zeigte sich an den Teilnehmerzahlen: „Wir sind mit der Resonanz sehr zufrieden. 200 Leute haben sich aktiv beteiligt“, sagte Ina Heß vom Stiftungsrat der Bürgerstiftung, die sich vorstellen kann, die Veranstaltung ab sofort regelmäßig anzubieten. Als Auszeichnung erhielten die Teilnehmer das Abzeichen „Bewegungskünstler“.

Die Bürgerstiftung Meißen wurde am 28. Oktober vergangenen Jahres von 30 Stiftern mit einer Einlage von 20 000 Euro unter dem Dach der Bürgerstiftung Dresden gegründet. Der Erhalt der Jahnhalle ist aktuell ihr größtes Vorhaben. Mit verschiedenen Angeboten im Inneren und unter freiem Himmel möchten die Stifter Meißen in Bewegung versetzen. Ein Platz für alle Bürger – gleich welchen Alters und welcher sozialen Schicht – zum Sporttreiben, Spielen, Toben soll entstehen. Eine Kletterwand könnte anregen, sich hoch hinaus zu wagen, ein Niedrigseilgarten ganze Familien zum Balanceakt einladen.