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TV-Sender dreht in Bautzen

Wie ticken die Menschen im Osten? Dieser Frage geht eine mehrteilige Fernseh-Doku nach, die in den nächsten Monaten in Bautzen entsteht.

Von Madeleine Siegl-Mickisch
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Kameras werden sich in den nächsten Monaten öfter auf Bautzen richten – nicht in erster Linie auf die bekannte Stadtsilhouette. Vielmehr sollen Reportagen über das Leben in der ostdeutschen Provinz entstehen.
Kameras werden sich in den nächsten Monaten öfter auf Bautzen richten – nicht in erster Linie auf die bekannte Stadtsilhouette. Vielmehr sollen Reportagen über das Leben in der ostdeutschen Provinz entstehen. © Archivfoto: SZ/Uwe Soder

Bautzen. Wenn in einem Ort etwas Außergewöhnliches passiert, rückt ein Tross von Reportern und Kameraleuten an – und ist meist kurz darauf wieder verschwunden. Und mit den Stimmen und Bildern, die sie in kurzer Zeit eingefangen haben, erklären sie dann der Welt das Leben in dem jeweiligen Ort. „Genau so wollen wir nicht herangehen“, sagt Jessica Krauß. 

Die Münchnerin arbeitet als Autorin und Produzentin für das Leipziger Medienunternehmen Yellow Table Media, das besondere Formate für Fernsehsender und Onlinemedien entwickelt – und in den nächsten Monaten immer wieder Autoren und Kameraleute nach Bautzen schicken wird.

Entstehen sollen zehn halbstündige Reportagen, die im Herbst auf Arte ausgestrahlt werden. „Wir wollen das Brennglas auf die Provinz legen“, beschreibt Krauß, bei der die Fäden für das Projekt zusammenlaufen, das Anliegen. Und das nicht in Bayern oder an der Nordsee, denn „viele im Westen wissen zu wenig über den Osten“.

Gespaltene Stadtgesellschaft

Anlass sind die in diesem Jahr anstehenden Wahlen – und damit verbunden auch die Frage, warum wählen hier viele die AfD? Warum die Wahl, um das herauszufinden, gerade auf Bautzen fiel, erklärt die Journalistin so: „Hier zählen nicht die üblichen Argumente.“ Einfache Antworten – wie etwa fehlende Arbeitsplätze, Trost- und Perspektivlosigkeit – würden hier nicht auf der Hand liegen. 

Bautzen mache nicht den Eindruck einer abgehängten Region. „Es ist eine funktionierende Stadt. Es gibt Arbeit, es ist Leben und es ist auch noch Jugend da. So ist zumindest unser Draufblick.“

Man müsse und wolle genauer und länger hinschauen, um zu verstehen, wie die Menschen hier ticken, wie es sich hier lebt. Deshalb sollen die Autoren der zehn Reportagen zehn unterschiedliche Protagonisten aus Bautzen über einen längeren Zeitraum in ihrem Alltag begleiten, „zum Beispiel einen Handwerker oder einen Polizisten“, beschreibt Krauß. Auch Annalena Schmidt wollen die Fernsehleute porträtieren, „und wir hätten auch gern Herrn Drews“, sagt Jessica Krauß. 

Die Bloggerin und der Bauunternehmer, die wie kaum jemand anderes für Bautzens gespaltene Stadtgesellschaft stehen, werden am Freitag bei der Veranstaltung „Zurück zur Sachlichkeit“ in der Maria-und-Martha-Kirche auf dem Podium sitzen. Dieser Termin ist auch der erste, an dem das Team in Bautzen die Kameras auspackt. Ansonsten werden sich die Dreharbeiten auf den Zeitraum vom Frühjahr bis zu den Landtagswahlen im September konzentrieren. Noch laufen die Vorrecherchen, die Suche nach den Protagonisten – und nach den Autoren. Jeweils einer soll zwei Protagonisten begleiten. Fest stehe, dass es Teams aus Ostdeutschland sein werden. „Nur sie können authentisch von hier berichten“, findet Jessica Krauß.