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TV-Star kommt nach Lohsa

Carsten Stahl diskutiert mit Oberschülern über Vorurteile, Mobbing und Gewalt. Bevor das Kind in den Brunnen fällt.

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© PR/Carsten Stahl

Von Constanze Knappe

Lohsa. Welche Schule kann schon von sich behaupten, einen TV-Star begrüßen zu dürfen? Die in Lohsa gerät damit ganz gewiss in die Schlagzeilen. Zumal es sich um keinen Geringeren als Carsten Stahl handelt. Am 26. April wird er in der Oberschule Lohsa mit Schülern diskutieren. Vielen bekannt aus „Privatdetektive im Einsatz“, brachte er 2011 bis 2014 in einem privaten Fernsehkanal so manchen Bösewicht zur Strecke. Dabei wirkt der tätowierte Kraftprotz auf manchen oder manche selber nicht so ganz geheuer. Carsten Stahl nimmt das gelassen. Sich mit derlei Meinungen auseinanderzusetzen ist das täglich Brot des Anti-Gewalt-Trainers, der bundesweit durch die Lande reist und vor allem mit Jugendlichen darüber spricht, dass und warum Vorurteile fehl am Platze sind und was Mobbing mit Menschen macht.

Selbst an einem sozialen Brennpunkt von Berlin groß geworden, steht er heute für Respekt und Toleranz. Weil er es geschafft hat, wird er von Jugendlichen bewundert; von ihnen akzeptiert, weil er ihre Sprache spricht. Schwer vorstellbar, dass er einst selber gemobbt wurde. Den Kampf gegen Mobbing, Gewalt und Drogen an Schulen hat er sich zur Aufgabe gemacht. In Lohsa wird er Schüler der 5. bis 10. Klassen für das Thema Mobbing sensibilisieren. Kinder, die anders sind, die leistungsmäßig auffallen oder emotionale Probleme haben, sind potenzielle Opfer. Aber wo fängt Mobbing an, wo hört es auf? ist eine der spannenden Fragen dabei. Mobbing gibt es in allen Altersstufen, nur dass die Erscheinungsform eine andere ist. Während jüngere Schüler bisweilen handgreiflich werden oder jemanden ausgrenzen, schneiden die Älteren den- oder diejenige(n) regelrecht, stellen ihn oder sie in sozialen Medien bloß, verbreiten Dinge, die nicht stimmen. Über die Konsequenzen machen sich die Mobber in der Regel keine Gedanken. „Andererseits verwenden Schüler den Begriff Mobbing auch, wenn es nicht wirklich Mobbing ist“, erklärt Andrea Bartoschek. In der einen oder anderen Form gibt es das auch in der Oberschule Lohsa. Damit es aber gar nicht erst zu ernsten Problemen kommt, habe man sich an Carsten Stahl gewandt, so die kommissarisch eingesetzte stellvertretende Schulleiterin. Für gewöhnlich habe ja jemand von außen einen ganz anderen Blick. Wie Carsten Stahl eben.

„Wir sind keine Schule, die extreme Probleme hat“, so Andrea Bartoschek. Und dennoch steht das Thema Mobbing immer wieder an. Sozusagen, bevor das Kind in den Brunnen fällt. So arbeitet die Schule eng mit der Polizei zusammen; geht es bei Elternabenden auch darum, wie man das Handy der Sprösslinge im Blick behält, was für Eltern durchaus nicht leicht zu kontrollieren sei. Im Gegensatz zur Großstadt erleichtern aber kurze Wege auf dem Dorf den Kontakt zu den Eltern.

Seit 2012 ist die Oberschule Lohsa eine „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Vorbereitet und begleitet wurde das Projekt von der damaligen Schulsozialarbeiterin. Derzeit gibt es niemanden in dieser Funktion in der Schule. Um den Titel weiterhin führen zu können, ist jedoch die wiederholte Beschäftigung mit dem Thema erforderlich. Da passt das Projekt mit Carsten Stahl bestens. Unterstützt wird die vierstündige Veranstaltung vom Schulförderverein und dem Landratsamt. Und ganz sicher wird es auch eine Nachbereitung in den Klassen geben.