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Überraschender Triumph

Der Dresdner SC hat eine neue Meister-Turnerin: Marlene Bindig gewinnt am Boden.

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© dpa

Dieser Titel ist eine Sensation, erst recht mit dieser Vorgeschichte. Marlene Bindig hatte bei ihrer Bodenübung im Mehrkampf am Sonnabend in einer Sprungreihe gepatzt, das Finale an ihrem Spezialgerät verpasst – und doch ist die Turnerin vom Dresdner SC gestern in Gießen deutsche Meisterin geworden. Mit ihrer Choreografie überzeugte die 18 Jahre alte Gymnasiastin die Jury, die sie mit 13,7 Punkten genauso hoch bewertete wie Leah Grießer aus Karlsruhe. Der erste Platz wurde zweimal vergeben.

Bindig hatte erst davon profitiert, dass zwei qualifizierte Konkurrentinnen den Endkampf kurzfristig absagten. Mit einer konzentrierten Übung zeigte sie dann ihre Bestleistung. „Ich bin heute mit einer anderen Einstellung rangegangen“, sagte Bindig nach ihrem überraschenden Triumph. „Ich war im Kopf lockerer und konnte einfach zeigen, was ich kann.“ Das ist eine Menge, Bundestrainerin Ulla Koch hat sie deshalb zum WM-Qualifikationswettkampf in zwei Wochen in Stuttgart eingeladen. Es könnte für sie der Türöffner zur Auswahl sein, wobei sie als Spezialistin wenige Einsatzmöglichkeiten hätte. Im Mehrkampf erreichte sie mit für sie guten 49,55 Punkten den neunten Platz.

Für den DSC ist ihr Boden-Gold der erste Titel nach 1990. Trainer Olaf Große: „Wir haben damit als Verein gezeigt, dass man solche Leistungen schaffen kann, auch wenn man kein Bundesstützpunkt ist.“ Das ist Chemnitz. Voriges Jahr hatte Bindig am Boden Bronze gewonnen. Ihre neue Bodenkür entwickelte sie mit der Choreografin Karin Steinert – 1:30 Minuten zur Musik „Heart of Cry“ von Drehz. „Das Stück liegt mir, darin gehe ich total auf“, meinte die ausdrucksstarke Turnerin. „Es geht um Trennungsschmerz, um emotionale Tiefpunkte, und das mit viel Herzschlag.“ Das passte perfekt zum Finale gestern. (SZ)