Als Kabelbäume für Autos noch aus Waldheim kamen

Waldheim. Die Lieferkette in der Autoindustrie ist zeitweise aufgrund des Krieges in der Ukraine unterbrochen gewesen. Das betrifft vor allem Kabelbäume.
Die Unternehmen haben die Produktion zwar teilweise wieder aufgenommen, doch läuft diese nur in vermindertem Umfang und wird zudem aus der Ukraine in andere Länder verlagert.
Dabei sind Kabelbäume bis vor wenigen Jahren in Waldheim hergestellt worden, berichtet Wolfgang Vogel. Er selbst hat mit dafür gesorgt, dass sich die Produktion von Kabelbäumen in Waldheim angesiedelt hat.
Chancen, dass sich die Produktion von Kabelbäumen in Deutschland wieder etablieren kann, sieht Wolfgang Vogel nicht. „Deutschland hat ein hohes Level im Sozialsystem. Das führt zu hohen Stücklohnkosten, die es anderswo nicht gibt“, so Vogel. Für Kleinstserien, Musterbau oder Spezialaufträge sei die Produktion hierzulande möglich.
Automobilindustrie muss auf die Bremse treten
„In Deutschland gibt es die Herstellung von Kabelkonfektionen nur noch ganz wenig, höchstens für kleine Serien“, sagt Vogel. Deshalb müsse die Automobilindustrie derzeit auf die Bremse treten, weil vieles in die Ukraine verlagert worden sei.
Zu DDR-Zeiten war Vogel Produktionsleiter im Elektromotorenwerk Hartha. „Nach der Wende mussten wir uns neu orientieren. Ich habe bei einem Unternehmen in Bayreuth angefangen“, so Vogel. Diese Firma habe aber später Insolvenz anmelden müssen.
Viele seien auf ihn zugekommen, dass man doch selbst etwas aufbauen könnte. „Ich habe dann einen Managementplan aufgestellt. Der enthielt Angaben zu Kunden, Zielen und Umsatzprognosen“, so Vogel. Dann sei er auf die Suche nach einer Immobilie gegangen. Er sei von dem „typischen Industriecharme Deutschland Ende 19. Jahrhundert“ des Gebäudes an der Industriestraße 3 in Waldheim beeindruckt gewesen.
1994 sei dann die Firma KIM – Kabel-Industrie-Montagen Waldheim gegründet worden. Auch ein zweites Unternehmen sei an den Start gegangen. Die Innovative Verdrahtungstechnologie Sachsen (IVS), die vor allem im Glasfaserbereich aktiv war. Zunächst sei man zur Miete eingezogen, habe die Immobilie aber später erworben. Über eine Million Euro sei in die Sanierung gesteckt worden. „Das alles unter Auflagen des Denkmalschutzes“, so Vogel.
Standort Waldheim 2019 aufgegeben
Die Firma habe sich gut entwickelt, sei weiter expandiert. „Dann hat uns die Zeit eingeholt. Das Gros der Kabelkonfektion ging ins Ausland. Das hing mit den Löhnen zusammen. Die Lohnkosten wurden in Deutschland höher“, so Vogel. Über Tschechien, Polen und Ungarn seien Produktionsstätten anderer Firmen bis in die Ukraine entstanden.
Über 50 Mitarbeiter waren bei KIM beschäftigt. Doch 2010 musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. Schon zwei Wochen danach sei er vom Insolvenzverwalter entlassen worden. Das Unternehmen wurde an die Thüringer Firma Böwe verkauft. „Viel haben wir also nicht falsch gemacht, wenn sich sofort ein Käufer gefunden hat“, stellt Wolfgang Vogel für sich im Nachhinein fest. Die Firma Böwe habe bis 2019 Kabelbäume in Waldheim gefertigt, dann wurde der Standort aufgegeben.
Wolfgang Vogel ist der Branche treu geblieben. Er war Geschäftsführer eines Betriebes in der Ukraine, er war in Nordafrika und Tschechien. „Jetzt bin ich im Qualitätsdienstleistungssystem bei der Firma Clavey für ganz Sachsen zuständig“, so Vogel. Eigentlich wollte er aber schon seinen Ruhestand genießen, sagt der 68-Jährige. Ein Nachfolger habe schon bereitgestanden, habe jedoch zurückgezogen. Nun soll Vogel bis Ende Juli weitermachen.