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Dresden bringt über 1.000 Ukraine-Geflüchtete unter

Die Menschen werden in acht Turnhallen, in der Messe und in Wohnungen untergebracht. Auch Schul-und Kitaangebote gibt es.

Von Julia Vollmer
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Geflüchtete aus der Ukraine kommen in Dresden unter anderem in Turnhallen unter.
Geflüchtete aus der Ukraine kommen in Dresden unter anderem in Turnhallen unter. © Marion Doering

Dresden. Es kommen täglich viele neue Geflüchtete aus der Ukraine in Dresden an. Am Dienstag 14 Uhr eröffnete in der Halle 4 in der Messe Dresden das Ankunftszentrum für Menschen, die in Dresden bleiben werden. Hier werden sie beraten, erhalten Hilfe und eine Unterkunft. Im Ankunftszentrum werden sie vom Bürgeramt registriert, ihre biometrischen Daten werden per Fingerabdruck und Foto erfasst. Vor Ort werden sie versorgt, bis ihnen eine Unterkunft zugewiesen werden kann. Dolmetscher unterstützen die Verständigung. Dort gibt es auch 200 Schlafplätze.

Wie viele Menschen sind angekommen?

Seit dem 11. März hat die Stadt 1.048 geflüchtete Menschen untergebracht. Zum Vergleich: Im kompletten Jahr 2020 waren es insgesamt 593 Geflüchtete.
Etwa 560 Menschen sind in Turnhallen untergebracht – sie schlafen hier für eine Nacht, weil sie auf der Durchreise sind, weil sie noch nicht wissen, wohin sie weiterreisen möchten oder weil sie auf eine dauerhafte Unterkunft in Dresden warten.

"Weitere 509 Geflüchtete, die in Dresden bleiben wollen, wohnen in Hotels und 19 bereits in Wohnungen", so Stadtsprecher Kai Schulz. Wohnungen und Hotelzimmer würden immer gesucht und angemietet. Für die Unterbringung der Menschen sind aktuell acht Turnhallen belegt, unter anderem die vom Gymnasium Pieschen und vom Bertolt-Brecht-Gymnasium. Hier stehen 895 Plätze zur Verfügung.

Auch unbegleitet minderjährige Flüchtlinge betreut die Stadt. "Bisher sind vier Jugendliche, alle 16 Jahre alt, über die Bundespolizei in Dresden angekommen und werden betreut", so Rathaussprecher Kai Schulz. Viele Kinder und Jugendliche sind in sogenannten Fluchtgemeinschaften unterwegs, hier prüft das Jugendamt, ob die Erziehungsberechtigungen dieser Begleitung zugestimmt haben. Zehn Mitarbeiter sind vor Ort.

Mit Stand Dienstagnachmittag sind 676 ukrainische Geflüchtete in den Unterkünften der Erstaufnahmeeinrichtung in Dresden untergebracht. "Die Kapazität beträgt 2.183 Plätze. 639 Plätze sind mit Asylsuchenden belegt", so die Landesdirektion.

Der Landesdirektion Sachsen würden keine verlässlichen Zahlen vorliegen, mit wie vielen ukrainischen Menschen in den nächsten Tagen zu rechnen ist. Es wurden noch keine Geflüchteten nach Dresden zugewiesen. Die Stadt Dresden habe jedoch bereits 305 Personen auf freiwilliger Grundlage übernommen.

Welche Angebote gibt es für Kinder?

Da vor allem Frauen und Kinder in Dresden ankommen, brauchen die Kinder auch eine Beschulung, Betreuung und Angebote. Die Kinder und Jugendlichen sollen möglichst bald auch pädagogische Angebote bekommen. "Das Amt für Schulen arbeitet eng mit dem Sozialamt, dem Jugendamt, dem Verwaltungsstab der Landeshauptstadt Dresden sowie auch dem Landesamt für Schule und Bildung zusammen, um ein Angebot für die kurzfristige Unterbringung der Menschen zur Verfügung zu stellen", betont Bildungsbürgermeister Jan Donhauser (CDU).

Am Freitag startete ein pädagogisches Angebot für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine von der Unischule und der Dresden International University. "Es geht nicht uns nicht um klassischen Unterricht, sondern darum, dass die Kinder eine Tagesstruktur bekommen, einen Ort haben, andere Kinder zu treffen", so Anke Langner von der Unischule.

Therapeuten, die das Projekt unterstützen, könnten durch ihre Erfahrung begutachten, ob Kinder Traumata erlitten haben. Die Inhalte werden ganz unterschiedlich sein, da sich ein solches Angebot nur als Team im Ehrenamt bewältigen lässt. Die Kollegen im Projekt kommen aus ganz unterschiedlichen Bereichen der Lehramtsbildung.

Auch an die Kitakinder wird gedacht. "Besonders schnell könnten Kinder aktuell in den städtischen Kitas in Klotzsche, Cossebaude, Loschwitz und Blasewitz aufgenommen werden. Dort finden sich im Moment die meisten freien Kapazitäten", so Donhauser auf SZ-Anfrage. Das Amt für Kindertagesbetreuung geht aktuell davon aus, dass die derzeit vorhandenen Platzkapazitäten in den Dresdner Einrichtungen ausreichen werden.

Freie Kapazitäten gibt es in der Kita "Kleiner Globus" vom Ausländerrat. "Wir werden in den nächsten Wochen bis zu vier Kinder aufnehmen", sagt Chef Christian Schäfer-Hock. In seinem Team würden ukrainisch- und russischsprachige Kollegen arbeiten, die als Sprach- und Kulturmittler unmittelbar zur Verfügung stehen.

Erstberatungen der Familien und Weitervermittlungen in andere Hilfsangebote könnten ebenso in der Kita durchgeführt werden. Außerdem biete der Ausländerrat Jugendtreffs, Beratung, Gesundheitslotsen, Frauenarbeit und Spielplatzbetreuung.