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Gibt es jetzt große Truppenverlegungen in Rumänien?

Das Nato-Mitgliedsland Rumänien beordert angeblich Truppen an die Grenze zu Moldau. Ein Video soll das beweisen - doch es ist nicht aktuell und zeigt etwas anderes als behauptet.

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Eine rot-grün-rote transnistrische Flagge hängt neben einer russischen an einem Gebäude in Tiraspol im Separatistengebiet Transnistrien.
Eine rot-grün-rote transnistrische Flagge hängt neben einer russischen an einem Gebäude in Tiraspol im Separatistengebiet Transnistrien. © dpa/Hannah Wagner

Alba Iulia/Bukarest. Inmitten der Spannungen um die von Moldau abtrünnige Region Transnistrien sorgt ein Video im Netz für Aufsehen. Es zeige angeblich, wie rumänischen Truppen an die Grenze zur Republik Moldau verlegt werden, schreiben manche Nutzer.

Sie heizen Befürchtungen vor einer Ausweitung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine weiter an - indem sie einen falschen Zusammenhang konstruieren.

Die Behauptung

Ein aktuelles Video zeigt, wie rumänische Truppen an die Grenze zu Moldau verlegt werden.

Die Bewertung:

Komplett falsch.

Die Fakten:

Das Video - hier archiviert - ist nicht aktuell und kursiert im Netz mindestens seit 2022. Ein Account im sozialen Netzwerk Tiktok lud das Video am 30. November hoch und verlinkte es mit einem rumänischen Hashtag zum 1. Dezember. An diesem Datum ist in Rumänien Nationalfeiertag, der in mehreren Städten unter anderem mit Militärparaden zelebriert wird.

In Kommentaren zum Video lassen sich mehrere Hinweise auf den Aufnahmeort finden. Mit deren Hilfe gelangt man zu einer Straßenkreuzung in der rumänischen Stadt Alba Iulia. Vergleicht man etwa zwei markante Details - eine Tankstelle mit der Abkürzung "OMV" und ein blau-weißes Schild mit der Aufschrift "Lacrima Unirii" - mit Online-Kartendiensten, dann erkennt man diese dort wieder.

Alba Iulia befindet sich in etwa in der Mitte Rumäniens, nicht an der Grenze zu Moldau. In der Stadt gab es Berichten zufolge am 1. Dezember 2022 eine Militärparade zum Nationalfeiertag. Autofahrer mussten wegen der Proben für die Parade bereits am 29. und 30. November mit Verkehrsbehinderungen rechnen. Laut dem Bericht waren auch die beiden Straßen betroffen, die in dem Video zu sehen sind.

Am Dienstag bestätigte auch das rumänische Verteidigungsministerium, dass das verbreitete Videomaterial bei den Proben für die Militärparade in Alba Iulia entstanden sei, wie aus einer Mitteilung auf der Plattform "Inforadar" hervorgeht. Sie wird vom rumänischen Verteidigungsministerium betrieben und soll dazu beitragen, Falschinformationen aufzudecken.

Rumänien ist Mitglied der EU und der Nato. Das Land grenzt im Osten an die Republik Moldau. Dort ist die Situation aufgrund russischer Äußerungen angespannt. So warf Russland jüngst der Ukraine vor, eine Invasion "unter falscher Flagge" in die von Moldau abtrünnige Region Transnistrien zu planen. Das wies der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zurück. Auch die Regierung von Moldau erklärte, dass man die russischen Vorwürfe nicht bestätigen könne.

Transnistrien spaltete sich Ende 1990 von der Republik Moldau ab. Nach rund fünf Monaten Krieg im Jahr 1992 wurden die Waffen niedergelegt. Transnistrien ist wirtschaftlich wie militärisch von Russland abhängig und wurde bislang von keinem anderen Staat anerkannt. Völkerrechtlich gehört es weiterhin zu Moldau. (dpa)