Wirtschaft
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Sachsen bewerben sich um Wiederaufbau in der Ukraine

In Warschau findet in dieser Woche eine Messe für Wiederaufbauprojekte in der Ukraine statt. Was sächsische Firmen sich davon erhoffen.

Von Georg Moeritz
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Beim Wiederaufbau der Energieversorgung in der Ukraine wollen sächsische Unternehmen helfen.
Beim Wiederaufbau der Energieversorgung in der Ukraine wollen sächsische Unternehmen helfen. © Symbolbild: dpa/Karl-Josef Hildebrand

Dresden. Die Messe-Veranstalter haben Erfahrung: Nach den Wiederaufbau-Messen "Rebuild Sarajewo" und "Rebuild Belgrade" findet an diesem Mittwoch und Donnerstag die "Rebuild Ukraine" in Warschau statt. Mirko Danzmann aus Dresden gehört zu den Sachsen, die dafür die Koffer packen und nach Polen reisen.

Danzmann ist Geschäftsführer des Dresdner Unternehmens Gridside Energy Consult GmbH mit 16 Ingenieuren. Er wird mit zwei Kollegen seine Ingenieurleistungen auf der Wiederaufbau-Messe anbieten. Vier andere sächsische Unternehmen sind außerdem als Aussteller in Warschau dabei, weitere als Besucher. Danzmann sagte zu sächsische.de, sein Ziel auf der Messe sei das Vernetzen, nicht unbedingt das Verkaufen. "Sehen und gesehen werden" gehöre zu den Aufgaben auf einer Messe.

Vor drei Jahren hat Danzmann mit drei Kollegen das Dresdner Unternehmen gegründet - eine Beratungsfirma für die Energieversorgung. Für Stadtwerke und Netzbetreiber beispielsweise übernimmt Gridside Planungsarbeiten. Dabei geht es nicht um einzelne Hausanschlüsse, sondern um größere Projekte "von Mittelspannung aufwärts". Die Ingenieure des Unternehmens "schreiben die Drehbücher und stellen die ganzen Berechnungen an", wenn beispielsweise am Hochspannungsnetz gearbeitet werden soll. Dabei laufen viele Projekte gleichzeitig.

Transformatoren in der Ukraine abgebrannt

Stromnetz-Analysen, Projektmanagement und Schulungen gehören zu den Angeboten der Dresdner. Ihr Firmenname ist allerdings neu: Gridside hieß vor wenigen Wochen noch Gridcon, musste diesen Namen aber zum Monatsanfang "aus markenrechtlichen Gründen" ablegen. Die Internetseite zeigt das neue Logo und nennt Referenzen: Das Unternehmen überprüfte zum Beispiel für VSB Neue Energien, ob ein Kabel von der Schaltstation eines hessischen Windparks zum Umspannwerk die gewünschte Leistung übertragen kann, obwohl es dazwischen eine Häufung von Kabeln gibt. Für Transnet BW halfen die Dresdner bei Berechnungen für die Netzplanung am Oberrhein bis zum Jahr 2035.

Über konkrete Zerstörungen in der Ukraine hat Danzmann noch nicht viele Informationen. Er sagt, dass Großgeräte wie Transformatoren abgebrannt seien und dass Schaltanlagen erneuert werden müssten. Für manches fehle Nachschub: Wer jetzt bei Siemens einen Trafo bestelle, müsse womöglich drei Jahre warten. Doch er hält es für wichtig, früh ein Netz von Partnern für den Wiederaufbau zu knüpfen, um "Anlaufphasen kurz zu halten" und zügig reagieren zu können. Danzmann berichtet, dass er früher beim THW aktiv war. Ein mögliches Einsatzfeld für Gridside in der Ukraine sieht er in der Stromnetzplanung und bei Details zum Freileitungsbau.

Zum Dresdner Team gehören nach Angaben des Geschäftsführers auch "Kollegen aus dem russischsprachigen Raum". Sie könnten sowohl bei Themen wie Arbeitsschutz für Monteure beraten als auch langfristige Projekte besprechen - bis hin zur möglichen Nutzung von Windenergieflächen in der Ukraine. "Bei allem Negativen kann man das auch als Chance betrachten", 30 bis 50 Jahre vorauszuplanen. Er hoffe allerdings, dass keine zu komplizierten Ausschreibungsverfahren bevorstünden, wie er sie von der Weltbank kenne. Danzmann möchte nicht eigens vier Mitarbeiter für Förderanträge einstellen.

Minister Dulig: Aussicht auf Wiederaufbau kann ermutigen

Auf der Messe "Rebuild Ukraine" sind außerdem die Dresdner Unternehmen HT Bau- und Montageservice und RT Bau vertreten. Aus Leipzig nimmt Vodaco Deutschland teil, aus Chemnitz die Eesell GmbH. Organisiert wird die Veranstaltung in Polen von der Kiewer Messegesellschaft Premierexpo. Hochrangige ukrainische Vertreter von Kommunen und Regierung werden Infrastrukturschäden und Wiederaufbaupläne vorstellen. Als Aussteller werden internationale Unternehmen der Baubranche sowie Hersteller von Baumaschinen, Material und technischer Ausrüstung erwartet.

Der sächsische Messeauftritt wird von der landeseigenen Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) im Auftrag des Dresdner Wirtschaftsministeriums organisiert. Minister Martin Dulig (SPD) sagte, zwar wisse keiner, wie lange sich der Krieg in der Ukraine noch hinzieht. Doch wegen der großflächigen Kriegsschäden sei es "wichtig, früh mit den Planungen für den Wiederaufbau der Ukraine zu beginnen".

Sachsen bringt laut Wirtschaftsminister Dulig "seine Kraft und sein Know-how" in die Planungen ein. Die Aussicht auf den Wiederaufbau gebe den Menschen in der Ukraine eine Perspektive und ermutige die geflüchteten Ukrainer, "langfristig in ihr Land zurückkehren zu können und es mit aufzubauen". WFS-Geschäftsführer Thomas Horn sagte, die Messe biete sächsischen Firmen eine gute Möglichkeit, sich früh in einen Prozess einzubringen, der "voraussichtlich eine Aufgabe für viele Jahre sein wird". Sachsen stehe an der Seite der Ukraine.