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Wirtschaft in Sachsen - Das Wochen-Briefing

Jobs für Ukrainer + Debatte um 35-Stunden-Woche + Logistikbranche in Not + Baiersdorf terminiert Umzug + Erste Cannabis-Lieferung kommt aus Sachsen

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Die Logistikunternehmen in Sachsen haben derzeit wegen des Ukraine-Kriegs mit Problemen zu kämpfen. Die Sächsische Binnenhäfen Oberelbe GmbH will ihr Logistiknetz trotzdem ausbauen.
Die Logistikunternehmen in Sachsen haben derzeit wegen des Ukraine-Kriegs mit Problemen zu kämpfen. Die Sächsische Binnenhäfen Oberelbe GmbH will ihr Logistiknetz trotzdem ausbauen. © kairospress

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Guten Morgen,

die Einwohner von Leipzig und Halle können neuerdings kostenlos Anhänger ausleihen: für Umzüge, den Transport von Möbeln, Haushaltsgeräten oder Baumaterial. Das dänische Unternehmen Freetrailer macht's möglich: bundesweit in 18 Städten und über Partner wie Ikea. Chemnitz soll in Kürze folgen, heißt es, in Dresden ist man noch zurückhaltend.

Nun sind drei riesige Hänger für 835.000 Einwohner in diesem mitteldeutschen Ballungsraum nicht die Masse - aber ein Signal, wie Logistik der Zukunft via App und gepaart mit Sharing Economy im Kleinen funktionieren kann. Im Großen ist die Sicherung von Transport, Lagerung und Verteilung von Gütern, Personen, Informationen, Energie und Geld komplexer - und komplizierter. Erst recht in Zeiten von Pandemie, Krieg, teurem Sprit und akuter Personalnot. Am Donnerstag, dem "Tag der Logistik", macht die nach Autoindustrie und Handel drittgrößte Branche in Deutschland auf sich und ihre Probleme aufmerksam.

Der "Tag der Logistik" ist kein Geburtstag. Kein Feiertag, denn viele seiner Protagonisten kämpfen ums Überleben. Von Lobbyisten erdacht, sollte er für interessante Jobs werben, für Nachwuchs sorgen, die unterschätzte und lange verschlossene Branche ins rechte Licht rücken. Doch in diesem Jahr gerät der Spot zum Hilferuf. Und dennoch ist es auch ein Tag der Anerkennung und des Respekts.

Vielleicht denken Sie mal daran, wenn Sie auf der Autobahn an der scheinbar endlosen Lkw-Karawane vorbeirasen. Oder wenn Sie im Stau fluchen, weil ganz vorn ein übermüdeter Brummifahrer ein kaputtes Rad wechselt und den Verkehr aufhält. Oder wenn Sie daheim auf der Couch Ihr Feierabend-Bier schlürfen, während sein schlecht bezahlter Transporteur irgendwo da draußen verzweifelt und fernab von Frau und Kindern nach einem freien Park- und Schlafplatz sucht.

In diesem Sinne ein Prosit auf alle, die unser Herz-Kreislaufsystem von Wirtschaft, Wachstum und Wohlstand am Leben halten.

Herzlichst,

Ihr Michael Rothe, Wirtschaftsredakteur sächsische.de

Das Wichtigste aus Sachsens Wirtschaft

+++ DGB fordert schnell Jobs für Ukrainer +++

Der Deutsche Gewerkschaftsbund in Sachsen (DGB) macht sich für eine rasche Aufnahme ukrainischer Kriegsflüchtlinge in den Arbeitsmarkt stark. Sachsens DGB-Vize Daniela Kolbe fordert die Landesregierung auf, gute Arbeits- und Entlohnungsbedingungen sicherzustellen. Stellschrauben seien etwa die Kinderbetreuung, ein flächendeckendes Angebot von berufsbegleitenden Sprachkursen und die Anerkennung von Berufsabschlüssen. "Die Verfahren sind zu langwierig und viel zu sehr auf vermeintliche Defizite fokussiert", betonte Kolbe. Die Freie Presse berichtet unter anderem. Saechsische.de fasst zusammen, wie Ukrainer in den deutschen Arbeitsmarkt integriert werden sollen.

+++ Konzernchef kritisiert Verhandlungsergebnis zur 35-Stunden-Woche +++

Andreas Pleßke, Chef des Druckmaschinenbauers Koenig & Bauer mit einem 1.700-Mitarbeiter-Standort in Radebeul, plädiert für eine großflächige Einführung der 35-Stunden-Woche und kritisiert das Verhandlungsergebnis von Gewerkschaft und Arbeitgebern aus dem Vorjahr. "Sie haben das, wofür sie beauftragt sind und von ihren Mitgliedern und den Unternehmen bezahlt werden, nicht hinbekommen", sagt er im Interview mit sächsische.de. Die Verhandler hätten die Aufgabe der Angleichung von 38 auf 35 Stunden einfach an die Betriebe delegiert. Pleßke warnt in dem Zusammenhang vor einer Polarisierung. "Ich befürchte tatsächlich Modellcharakter, wenn ich nur an die angestrebte 4-Tage-Woche denke - wenn auch nicht heute und morgen, aber übermorgen. Heiße Kartoffeln werden öfter in den Betrieben landen."

+++ Logistikbranche kämpft ums Überleben +++

Zum "Tag der Logistik" am Donnerstag sendet die Branche einen Hilferuf. Die Lage sei schlimmer als in der Pandemie, heißt es. Denn es fielen wegen des Krieges 100.000 Fahrer aus der Ukraine aus, die vor allem für polnische Speditionen unterwegs gewesen seien und nun an der Front kämpften. "Die Logistik steht vor noch nie da gewesenen Herausforderungen", sagt Heiko Loroff, Chef der Sächsische Binnenhäfen Oberelbe GmbH, – auch durch "signifikante Energiepreissteigerungen und komplett veränderte Transportwege". Der Krieg führe zu massiven Einschränkungen und Veränderungen. "Die angekündigte Energiewende wird sich deutlich auf das Logistikgewerbe auswirken", so Loroff, der das eigene Logistiknetz aber ausbauen will. 2022 soll es von Dresden aus weitere Güterzug-Linien ins Ruhrgebiet und in die Slowakei geben. Auch eine Verbindung mit Italien sei angedacht.

+++ Beiersdorf-Umzug startet im Sommer +++

Der Beiersdorf-Konzern will im dritten Quartal mit dem Umzug des Standorts von Waldheim nach Leipzig beginnen. Das sagt eine Unternehmenssprecherin gegenüber saechsische.de. Die Produktion soll Ende dieses Jahres starten. Das Waldheimer Traditionswerk läuft dann ein paar Monate lang parallel und wird voraussichtlich 2023 geschlossen. Beiersdorf geht davon aus, dass ein großer Teil der Mitarbeiter nach Leipzig wechselt.

+++ Erste Cannabis-Lieferung +++

Als erstes deutsches Pharmaunternehmen hat Demecan medizinisches Cannabis an die deutsche Cannabisagentur ausgeliefert. Dies teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Das Start-up mit seiner Produktionsstätte im sächsischen Ebersbach ist eines von drei Unternehmen, die im Auftrag des Staates Cannabis herstellen. Das Cannabis wird in Ebersbach unter streng bewachten Bedingungen in einer Indoor-Produktionsstätte hergestellt.


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