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Wirtschaft in Sachsen - Das Wochen-Briefing

Entlastungspaket beschlossen + Boom in Solarbranche + EU-Richtline gefährdet Meissener Porzellanmanufaktur + Nächste Halbleiterfirma geht nach Sachsen-Anhalt

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Der Bund will unter anderem die Fahrt mit Bus und Bahn fördern. Am Mittwoch hat die Regierung ihr Entlastungspaket auf den Weg gebracht.
Der Bund will unter anderem die Fahrt mit Bus und Bahn fördern. Am Mittwoch hat die Regierung ihr Entlastungspaket auf den Weg gebracht. © J. Loesel, loesel-photographie.d

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Guten Morgen,

an diesem Donnerstag wird das Statistische Landesamt in Kamenz die Inflationsrate für den April bekanntgeben. Voraussichtlich sind die Preise für einen typischen Warenkorb noch immer etwa sieben Prozent höher als vor einem Jahr. Da ist die Bundesregierung für ihr Entlastungspaket zu loben: Sie lässt jedem Erwerbstätigen 300 Euro brutto zukommen, netto also unterschiedlich viel je nach Gehaltsklasse. Der Staat verspricht außerdem drei Monate günstiges Busfahren – und sogar drei Monate Mineralölsteuersenkung für Autofahrer, obwohl das den Zielen der Grünen in der Regierung widerspricht. Ein echter Kompromiss. Die Verbraucherstimmung ist laut GfK-Konsumforschung trotz dieser Ankündigungen und trotz gut sechs Prozent Rentenerhöhung auf ein historisches Tief gesunken.

Diese Entlastung hilft freilich nur einige Monate lang. Falls Gas und Baumaterial, Butter und Mikrochips weiter teurer werden, sind die Hilfsgelder bald aufgezehrt. Die Sorge ist berechtigt, weil Russland nun die Erdgaslieferungen nach Polen eingestellt hat. Sollte auch Deutschland kein russisches Gas mehr bekommen, würden Energie und viele Güter noch einmal erheblich teurer werden. Solange das Gas aber weiter strömt und die deutschen Speicher wieder füllt, funktionieren Heizungen und Fabriken. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat am Mittwoch erneut Wirtschaftswachstum vorausgesagt, immerhin noch 2,2 Prozent für dieses Jahr.

Dieses Wachstum ist zwar geringer als bisher erwartet und wird den Corona-Einbruch nur gerade so ausgleichen. Doch die Konjunkturbremse hat sogar Vorteile: Am Mittwoch meldete der ostdeutsche Maschinenbauverband in Leipzig, dass die Fabriken seiner Mitglieder zu fast 90 Prozent ausgelastet sind und im Schnitt Aufträge für das nächste halbe Jahr haben. Auch Mikrochip- und Solarfabriken kommen mit der Produktion kaum hinterher. Die hohe Nachfrage hat die Preise steigen lassen. Nun werden die hohen Preise dazu führen, dass die Nachfrage wieder sinkt. Schon meldet der ostdeutsche Bankenverband, dass viele Unternehmen sich mit Investitionen zurückhalten. Damit kann auch die Inflation nachlassen. Allerdings dürfen die Betriebe die Bremse nicht zu stark anziehen. In Personal müssen sie angesichts des Fachkräftemangels weiter investieren – und nun erst recht in sparsamen Energieverbrauch.

Mit den besten Wünschen für ein angemessenes und stetiges Wirtschaftswachstum,

Ihr Georg Moeritz, Wirtschaftsredakteur sächsische.de

Das Wichtigste aus Sachsens Wirtschaft

+++ Kabinett beschließt milliardenschweres Entlastungspaket +++

Das Bundeskabinett hat am Mittwoch wegen der stark gestiegenen Energiepreise ein milliardenschweres Entlastungspaket für die Bürgerinnen und Bürger auf den Weg gebracht. Es profitieren Bahn- wie Autofahrer und fast alle Erwerbstätigen. Das steckt im Entlastungspaket:

- Sprit soll durch geringere Energiesteuern billiger werden
- 9-Euro-Monatsticket im Nah- und Regionalverkehr
- 300 Euro Energiepreispauschale
- Bonus für Familien mit Kindern und Sozialleistungsbezieher

Umstritten ist, ob die Hilfen die explodierten Preise auch nur annähernd abfedern können. Das wird letztlich auch vom Verlauf des Krieges - und einem möglichen Lieferstopp für russisches Gas - abhängen. Das Neun-Euro-Monatsticket könnte wegen der aus Sicht der Bundesländer unklaren Finanzierung noch im Bundesrat scheitern. Worum es bei dem Streit genau geht, ist hier und hier zusammengefasst.

+++ Große Nachfrage nach Solarmodulen +++

Steigende Energiepreise und die Sorge um die Energiesicherheit haben die Nachfrage nach Solarmodulen aus Sachsen verstärkt. "Wir haben einen Marktboom, der beispiellos ist", sagt Solarwatt-Geschäftsführer Detlef Neuhaus. "Unsere Auftragseingänge explodieren." Wer heute beschließe, sich eine Photovoltaik-Anlage aufs eigene Dach zu setzen, bekomme seine Module nur mit viel Glück noch dieses Jahr. Solarwatt plane deswegen, die Produktion weiter auszubauen. Dazu werde auch über Auftragsfertigung in anderen Unternehmen nachgedacht. Den größten Engpass für den Ausbau der Solarenergie sieht Neuhaus allerdings nicht bei der Produktion der Module.

+++ EU-Richtlinie gefährdet Meissener Manufaktur +++

Die Meissener Porzellanmanufaktur bangt darum, ob Geschirr mit Aufglasur weiter verkauft werden darf. Grund dafür ist eine seit Jahren geplante EU-Richtlinie, mit der Blei- und Cadmiumrückstände gesenkt werden sollen. Das Problem: Mittlerweile sind bei der Manufaktur die Grenzen der Reduzierung des Bleigehalts erreicht und die geplanten Grenzwerte können immer noch nicht eingehalten werden. "Eine weitere Reduzierung hätte die Beeinträchtigung der originalen historischen Farbintensität zur Folge, die Dekore würden dunkel und trüb erscheinen", sagt Geschäftsführer Tillmann Blaschke. Doch es gibt zwei realistische Auswege: eine Änderung des Testverfahrens oder eine Anerkennung der Porzellanherstellung in Meißen als Kulturgut.

+++ Sachsen-Anhalt überzeugt nächste Halbleiterfirma +++

Nach der Ansiedlung des Intel-Konzerns in Magdeburg gewinnt Sachsen-Anhalt die nächste Halbleiterfirma. Das US-Unternehmen Avnet Inc. investiert in Bernburg an der Saale und verspricht Hunderte neue Arbeitsplätze. Das Großhandelsunternehmen wird in ein Hochleistungsdistributionszentrum für Halbleiter und elektronische Bauteile investieren. Am nächsten Montag will Avnet-Europachef Slobodan Puljarevic im Bernburger Rathaus die Pläne im Detail vorstellen.


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