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Umgebindeland bewirbt sich als Welterbe

Der Freistaat fällt im Sommer die Entscheidung, ob er die historische Volksbauweise im Dreiländereck auf die deutsche Kandidaten-Liste setzt. Dabei hat er die Qual der Wahl.

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Von Thomas Mielke

Die Landkreise Görlitz und Bautzen werden sich mit dem „Umgebindeland“ und seiner einzigartigen Volksbauweise bis 31. Januar beim Freistaat um die Aufnahme auf die sächsische Kandidatenliste für das Weltkulturerbe bewerben. „Die Stiftung Umgebindehaus und ein Planungsbüro arbeiten derzeit die Antragsunterlagen aus“, sagte Umgebindehaus-Beauftragter Arnd Matthes aus Bautzen gestern der SZ. Bisher hatten die Landräte Michael Haarig (CDU) und Bernd Lange (CDU) dem Freistaat im Sommer 2011 lediglich einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet.

Wie Matthes sagte, werden im Antrag vorerst wahrscheinlich nur die Umgebindehäuser in den beiden Nachbarkreisen vorgeschlagen. Sollte sich der Freistaat entscheiden, das Umgebindeland auszuwählen und für die deutsche Vorschlagsliste anzumelden, sollen auch die Umgebindehäuser in der Sächsischen Schweiz, in Polen und Tschechien einbezogen werden. Das würde die Chance auf der internationalen Ebene erhöhen.

Der Freistaat will sich im Sommer 2012 entscheiden. Er kann zwei Vorschläge an den Bund melden und hat dabei aller Voraussicht nach mehrere Kandidaten zur Auswahl. Das sächsische Innenministerium geht von bis zu acht Bewerbern aus. Bisher haben sich neben dem Umgebindeland fünf aus der Deckung gewagt.

Der Bund will die deutsche Vorschlagsliste 2013 aufstellen und bei der Unesco, der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur, einreichen. Voraussichtlich ab 2016 beginnt die Prüfung der Kandidaten. Erst danach wird der Unesco-Titel „Weltkulturerbe“ zuerkannt oder der Antrag abgelehnt.

Die Kreise Bautzen und Görlitz hatten ihren Vorschlag im Sommer gut begründet. „Nirgendwo sonst in der Welt blieb eine Volksbauweise in solcher Dichte und Mannigfaltigkeit erhalten“, hatte Jeannette Gosteli, Geschäftsführerin der Geschäftsstelle Umgebindeland in Zittau, geschrieben. „Diese Umgebindehäuser stiften zudem grenzübergreifende ldentität in diesem historisch gewachsenen Kulturraum.“ Allerdings sieht sie auch Probleme: Polen und Tschechien haben sich noch nicht zu einer Bewerbung geäußert. Es ist auch nicht bekannt, wie viele Häuser es genau sind. Die Zählungen laufennoch. Darüber hinaus ist fraglich, ob das ganze Umgebindeland oder einzelne Gebäude beziehungsweise Orte gemeldet werden sollten: Es gibt inzwischen viele heruntergekommende Umgebinde-Häuser, die unmöglich Weltkulturerbe sein können.