Kamenz
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Umjubelte Premiere von Kamenz can Dance

Das Stück „Verborgene Schönheit“ ist ein Plädoyer für Liebe, gegenseitige Achtung und gemeinsam verbrachte Zeit – ehe der Gegenspieler zuschlägt.

Von Bernd Goldammer
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Auf Knien dankt Regisseur Mario Steinmetz der Hauptdarstellerin Anny Reichert für den umjubelten Auftritt.
Auf Knien dankt Regisseur Mario Steinmetz der Hauptdarstellerin Anny Reichert für den umjubelten Auftritt. © Bernd Goldammer

Kamenz. Da sage einer, Kinder und Jugendliche nähmen das Leben nur oberflächlich wahr. In drei ausverkauften Auftritten von „Kamenz can Dance“ am Wochenende wurden diese oberflächlichen Bilder vom Kopf auf die Füße gestellt.

„Verborgene Schönheit“, so lautet der Titel der neuen Inszenierung von Mario Steinmetz im Kamenzer Stadttheater. Ein ganzes Jahr brauchte die Autorencrew, um die Inszenierung choreografisch, musikalisch, textlich und technisch umzusetzen. Was bestens gelang.

Es geht um Lebenszeit und das, was wir in ihrem Verlauf so machen. Auch die größte Liebe hat ihren ewigen Gegenspieler. Der Tod gilt als unverrückbarer Schlusspunkt. Kommt er schnell daher, ist das Entsetzen groß und das Tal der Tränen besonders lang. Kein falsches Wort kann geklärt werden, kein Fehler kann noch korrigiert werden. Es sei denn, man hat einen so eindrucksvollen „Erlebnispunkt“, wie die musikalischen Aufführungen am Wochenende im Kamenzer Stadttheater.

Stadttheater ist ausverkauft

„Verborgene Schönheit“ ist ein durchgängiges Plädoyer für Liebe, gegenseitige Achtsamkeit und viel gemeinsam verbrachte Zeit. Die Handlung: Ein Kind, gespielt von Anny Reichert, gerät in einen tiefen Schlaf. In einem Tagtraum begegnet sie dem Tod mit all seinen Gefährten. Als geliebtes Kind spürt sie, dass sie sich diesen Mächten nicht entziehen kann.

Die Erzählerin (Emma Michler) nimmt die Zuschauer im ausverkauften Kamenzer Stadttheater durch ihre ausdrucksvolle Spielweise an die Hand. Das kleine Mädchen träumt, was der Tod mit dem Leben ihrer Mutter macht. Ihr Leben ist schwer geworden. Plötzlich kommen viele Fragen an die Oberfläche. Trost oder Antworten gibt es nicht.

Das Stück bietet keine abgegriffenen Worte für entsetzliche Wahrheiten. Kein Gut und kein Böse ist heraus zu hören. Es beginnt mit Verzweiflung. Was richtig ist, muss nicht unbedingt gerecht daherkommen. In einer Welt, in der der schöne Schein bereits genügt, liegt die Schönheit der Dinge oftmals im Verborgenen. Und immer wieder geht es um die gemeinsam verbrachte Zeit. Plötzlicher Verlust legt all diese Dinge frei.

In der Kamenzer Inszenierung sind es auch die gekonnt entwickelten Zusammenhänge zwischen Malereien von Emilia Röseberg, den Fotos und Videos von Toni Schwanke und den schönen Rhythmen der Alltagswelt. Der Fantasie gelingt es, Raum und Zeit in einem kraftvollen Nirwana zusammen zu bringen. So ist das Geschenk des Lebens zu begreifen. Ein Ende ist ihm halt auch gegeben. Niemand kennt es.

Wer diese freundlich vorgebrachte Lektion gelernt hat, nimmt seine Zeit intensiver wahr. Das kleine Mädchen erwacht aus ihrem Traum. Die Intension des Stückes ist facettenreich vermittelt und verstanden worden. Das zeigt der tosende Beifall im Kamenzer Stadttheater.

Wer jetzt das Gefühl bekommt, etwas Wichtiges verpasst zu haben, dem sei gesagt: An diesem Dienstag wird das Stück noch mal zu sehen sein. Wer zu diesem Zeitpunkt nicht kann, hat am 6., 7., 13., 20. und 21. März Gelegenheit. Das sind die Zusatztermine für 2020. Der Vorverkauf beginnt schon in wenigen Tagen in der Kamenzer Stadtinformation.

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