Von Juliane Richter
Die Ungewissheit der Patienten des Neurologisch-Medizinischen Versorgungszentrums (NMVZ) wächst. Trotz der Ankündigung des Chefs Dr. Lutz Lohse bei der Landesärztekammer, den Betrieb zum 31. Mai einzustellen, ist die Zweigstelle Fetscherstraße 29 noch geöffnet. Schilder weisen darauf hin, dass die Sprechstunde nur noch in der Zeit von 8 bis 14 Uhr stattfindet. Lutz Lohse, gegen den die Staatsanwaltschaft seit Jahren wegen Abrechnungsbetrugs ermittelt, führt zudem nur noch Privatsprechstunden nach Vereinbarung durch. Die Erstkonsultation kostet circa 29,90 Euro, wie auf einem großen Schild im Wartebereich zu lesen ist.
Die Allgemeinmedizinerin Michaela Veregge ruft, ebenso wie die Fachärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin Olga Nestorjuk, Patienten ins Zimmer. Ansonsten ist es ruhig. Ein Tresen samt Kaffeemaschine steht verlassen da, die Grünpflanzen wirken verdorrt und lassen die Blätter fallen. Eine langjährige Mitarbeiterin, die sich bei der Sächsischen Zeitung gemeldet hat, berichtet, dass Lutz Lohse ihr und nahezu allen anderen Schwestern gekündigt hat. Lediglich eine Kollegin sitze noch an der Rezeption. Doch das Labor sei geschlossen und somit zum Beispiel auch keine Blutuntersuchung mehr möglich.
Ähnliche Erfahrungen hat eine 75-jährige Patientin mit ihrem Mann gemacht. Der sollte in dieser Woche Blut und Urin für Untersuchungen abgeben, wurde dann aber vor Ort abgewiesen. „Wir haben keinerlei Informationen bekommen, wie es weitergeht. Wir wissen nicht, ob wir uns neue Ärzte suchen müssen. Aber so schnell findet man ja keine“, sagt die 75-Jährige, die unerkannt bleiben will. Früher habe sie das System des NMVZ überzeugt, weil es mit den vielen Fachärzten dem der Polikliniken gleiche und sie und ihr Mann alles an einem Ort gebündelt hatten. Nun sind sie ratlos. Telefonisch ist im NMVZ nach wie vor kaum ein Durchkommen. Dr. Lutz Lohse reagiert nicht auf die Anfragen der Sächsischen Zeitung. Dennoch kann er sich den Entwicklungen nicht gänzlich entziehen.
So berichtet Dr. Klaus Heckemann, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung, dass der Zulassungsausschuss sowohl Lutz Lohse als auch seiner Mutter Gunda Lohse die Zulassung zu einem KV-Sitz aberkannt hat. Doch noch ist dieser Beschluss nicht rechtskräftig. Über verschiedene Instanzen kann der Arzt dagegen Widerspruch einlegen. Das Prozedere kann Monate dauern. Sollte der Beschluss rechtskräftig werden, dürfte Lohse nur noch privat praktizieren. Seine Approbation hat er noch inne.