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UN-Tribunal verhängt lange Haftstrafe wegen Belagerung von Sarajevo

Den Haag - Für die Belagerung von Sarajevo während des Jugoslawien-Krieges in den 90er Jahren ist der serbische General Dragomir Milosevic von UN-Tribunal in Den Haag zu 33 Jahren Haft verurteilt worden.

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Den Haag - Für die Belagerung von Sarajevo während des Jugoslawien-Krieges in den 90er Jahren ist der serbische General Dragomir Milosevic von UN-Tribunal in Den Haag zu 33 Jahren Haft verurteilt worden. Als damaliger Kommandeur der Belagerungstruppe wurde der heute 65 Jahre alte General des Mordes und unmenschlicher Handlungen für schuldig befunden. Das Urteil mache deutlich, dass alle Beteiligten in einem bewaffneten Konflikt die grundlegenden internationalen Menschenrechte zu beachten hätten, sagte der Vorsitzende Richter Patrick Robinson.

Als Bosnien-Herzegowina sich im April 1992 von Jugoslawien unabhängig erklärte, wurde die in einem Talkessel gelegene Hauptstadt von serbischen Truppen umzingelt. Von den umliegenden Bergen aus bombardierten diese Truppen die Stadt, Scharfschützen zielten auf Menschen beim Einkauf oder in der Straßenbahn - „wie auf Tontauben“, so erinnerte Richter Robinson an eine Zeugenaussage. Tausende Zivilisten kamen während der 44 Monate währenden Belagerung ums Leben.

Milosevic, der nicht mit dem gleichnamigen, in UN-Haft gestorbenen damaligen jugoslawischen Staatschef verwandt ist, war die ganze Zeit dabei: Zunächst als Stabschef unter dem Kommandeur Stanislav Galic, von August 1994 an als dessen Nachfolger. Unter seinem Befehl wurden besonders hinterhältige Bomben eingesetzt - umgebaute Flugzeugbomben, die von einem Granatwerfer abgeschossen werden, aber nicht gut gezielt werden konnten. „Es gab keinen sicheren Ort, man konnte überall und jederzeit getötet werden“, stellte der Richter fest. Das Argument der Verteidigung, Sarajevo sei kein ziviles, sondern ein Kriegsgebiet gewesen, wies das Gericht zurück.

Die Haftstrafe von 33 Jahren gegen Milosevic ist eine der längsten, die das im Mai 1993 aufgebaute UN-Tribunal bisher verhängt hat. Milosevic kann dagegen Revision einlegen. Sein Vorgänger Galic war in erster Instanz nur zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die Revisionsrichter verhängten aber eine lebenslange Haft gegen Galic - das bislang einzige rechtskräftige Lebenslang-Urteil des Tribunals. Auch gegen Milosevic hatten die Ankläger lebenslang beantragt. (dpa)