Er ist kampferprobt – und auch in der Politik ist er kein Neuling, der Chef der IG Bau, Klaus Wiesehügel. Im Schattenkabinett von SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück soll der 60-Jährige für Arbeit und Soziales zuständig sein. Zu Steinbrücks Team gehören auch SPD-Parlamentsgeschäftsführer Thomas Oppermann, der die Innenpolitik abdeckt. Die Berliner Design-Professorin Gesche Joost soll die Themen Netzpolitik und Internet vertreten.
Wiesehügel ist wie schon sein Vater gelernter Betonbauer und arbeitete bis 1974 beim Baukonzern Hochtief. Nach dem Besuch der Sozialakademie in Dortmund wurde er Gewerkschaftssekretär. Seit 1995 führt er die IG Bauen-Agrar-Umwelt. Von 1998 bis 2002 saß er für die SPD im Bundestag. Dabei hat er sich nicht nur Freunde in der Partei gemacht: Er gehörte zu den schärfsten internen Kritikern der Reform-Agenda 2010 von Ex-Kanzler Gerhard Schröder. Wiesehügel war damals Mitinitiator eines parteiinternen Mitgliederbegehrens gegen die ab 2003 eingeleiteten Sozialreformen.
Auch die „Rente mit 67“ bekämpfte der Vollbartträger mit der kräftigen Stimme zusammen mit den anderen DGB-Gewerkschaften vehement. Noch heute sieht Wiesehügel in der damals eingeschlagene Politik den wesentlichen Grund dafür, dass die Sozialdemokraten große Teile ihrer Basis verloren haben. „Das war der klassische Verrat an der Arbeitnehmerschaft. Die Partei hat sich damals von denen entfernt, die hart arbeiten und kann ihnen bis heute keine Lösung der Rentenprobleme anbieten.“ In Steinbrücks Schattenkabinett soll er die SPD nun mit den Gewerkschaften versöhnen und die verlorene Wählerklientel für die Partei zurückgewinnen.
Auch wenn Wiesehügel die Rente mit 67 für Bauarbeiter ablehnt: Er selbst strebt weitere vier Jahre im Spitzenamt der IG Bau an, das er 1995 übernahm. „Ich bin topfit und spüre in der Organisation gute Unterstützung.“
Nicht immer schlug Wiesehügel Sympathie entgegen. Bei der Übernahme von Hochtief durch den Konzern ACS war er früh auf der Seite der Spanier – gegen den alten Hochtief-Vorstand und Teile des Betriebsrats. Heftige Auseinandersetzungen folgten. Auch im Überlebenskampf des Frankfurter Baukonzerns Philipp Holzmann, der 2002 mit dessen Insolvenz endete, war der Gewerkschaftschef zwischen die Fronten geraten. (dpa)