Von Anja Weber
Stolpen. Bei dem Tier, das am Morgen des 7. November nahe Stolpen überfahren wurde, handelt es sich um einen männlichen Wolfswelpen. Darüber informiert Jana Endel vom Kontaktbüro Wölfe in Sachsen. Sein Alter wird von den Experten auf etwa sieben Monate geschätzt.
Es gibt auch erste Aussagen darüber, woher der Wolf stammen könnte. Der Unfallort zwischen Dobra und Stolpen befinde sich außerhalb eines bekannten Rudelterritoriums, sagt Jana Endel. Der Unfallort liege aber in räumlicher Nähe zur Massenei bei Großröhrsdorf, wo es Wolfsnachweise gebe. Die Experten erhoffen sich von den weiteren Untersuchungen noch mehr Aufschlüsse über die Rudelzugehörigkeit des getöteten Welpen. Dazu wird der Kadaver im Institut für Zoo- und Wildtierforschung Berlin untersucht – zum Beispiel auf Krankheiten oder Parasiten –, wie es mit allen in Sachsen tot aufgefundenen Wölfe standardmäßig geschieht. Und eben auch die genetische Untersuchung gehört dazu. Aus dieser könne man dann Rückschlüsse auf die Rudelzugehörigkeit ziehen, sagt Jana Endel.
Erst dann wird auch feststehen, ob sich im Raum Stolpen vielleicht doch ein Wolfsrudel angesiedelt hat oder nicht. Derzeit gibt es allerdings keine Hinweise darauf. Auch den Mitarbeitern des Forstbezirkes Neustadt sind in diesem Gebiet keine Wolfsbewegungen bekannt, sagt Forstbezirkssprecherin Anke Findeisen. Im Zuständigkeitsbereich des Forstbezirkes Neustadt stelle man lediglich im Hohwald Wolfsbewegungen fest.
Bekanntlich können Wölfe große Distanzen zurücklegen. Dürrröhrsdorf-Dittersbach liegt etwa 15 Kilometer von Großröhrsdorf entfernt. Dort befindet sich auch das ausgedehnte Waldgebiet Massenei. Also könnte der Welpe tatsächlich aus dem Massenei-Rudel abstammen oder auch gar aus dem Hohwald kommen. Damit scheint so gut wie sicher, dass sich im Stolpener Raum kein neues Rudel ansiedeln will oder schon angesiedelt hat.
Von Wolfsrissen in diesem Gebiet ist dem Kontaktbüro nichts bekannt. Doch offenbar ist es zu diesen schon gekommen, wie sich zum Beispiel Einwohner von Dürrröhrsdorf-Dittersbach erzählen. Dort berichtet der „Buschfunk“, dass vor etwa eineinhalb Wochen ein Schaf gerissen worden sein soll. Die betroffene Familie habe es sicherlich nicht gemeldet, wird vermutet. Tatsächlich gibt es auch noch keine Bestätigung dafür. Weitere Übergriffe sind derzeit nicht bekannt. Allerdings wurden im Bereich Dürrröhrsdorf-Dittersbach schon Wölfe gesichtet. Einige tappten sogar in eine Fotofalle. Das Kontaktbüro Wölfe in Sachsen bittet darum, Sichtungen zu melden.