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Ungewöhnliches Projekt in der Kunsthalle

Die Ausstellungssaison in der Pulsnitzer Galerie startete am Wochenende. Dabei standen 26 Frauen im Mittelpunkt.

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© Matthias Schumann

Von Nadine Steinmann

Pulsnitz. Transformation des Gewöhnlichen ist ein ungewöhnliches Projekt: Damit startet die Ostsächsische Kunsthalle in Pulsnitz am Wochenende in die neue Ausstellungssaison. 26 Künstlerinnen aller Generationen und unterschiedlicher Ausprägung – Malerinnen, Grafikerinnen, Bildhauerinnen, Formgestalterinnen und Textilkünstlerinnen – waren bei dem Projekt zur Auseinandersetzung mit vorhandenen Formstücken aufgefordert.

Im Katalog zur Ausstellung heißt es dazu: „Alte figürliche Gießformen, wie sie in der Keramikindustrie Verwendung fanden, bildeten die Basissubstanz für die künstlerische Arbeit, für das Fabulieren mit Formen und Farben in der Umwandlung zu neuen Inhalten. Geschmacklich Abgegriffenes, sagen wir Kitsch, wurde einer Qualitätsprüfung unterzogen und erfuhr durch Neuzusammenstellung und Bearbeitung eine Aufwertung zu ungewöhnlichen Objekten, die den Puls der Akteurinnen reflektieren.“ Die Bildhauerin Christa Donner und eine Mitarbeiterin gossen diverse Figuren in großer Zahl mit Gipston in Gipsformen. In noch feuchtem Zustand konnten diese von den beteiligten Künstlerinnen zerteilt, kombiniert, neu zusammengesetzt oder verformt werden: Pferde oder Pinienzapfen, Clowns, Pelikane, Dackel, Teller, Kannen, Hasen, Schnecken und auch Teufel. Die Künstlerinnen projizierten quasi ihre Ideen und Gefühle in die Figuren, um mit ihnen zu spielen oder auch Ängste und Sehnsüchte unserer Zivilisation zu widerspiegeln. Um Lebensstil, gesellschaftliche und politische Auffassungen – den Zeitgeist der Epoche nachhaltig sichtbar zu machen. In der Ostsächsischen Kunsthalle in Pulsnitz werden neben Ergebnissen aus dem Projekt „Transformation des Gewöhnlichen“ aktuelle Papierarbeiten der beteiligten Künstlerinnen zu sehen sein.

Rietschelhaus wird wiedereröffnet
Im hinteren Teil, der Ostsächsischen Kunsthalle zeigt der Ernst-Rietschel-Kulturring eine Kabinettausstellung mit Arbeiten von Carl Lohse. Der Maler wurde am 24. Oktober 1895 in Hamburg geboren, studierte in Hamburg und Weimar Kunst, lebte von 1929 bis zu seinem Tod 1965 in Bischofswerda. Lohse gilt heute als einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Expressionismus nach dem Zweiten Weltkrieg. 2014 schenkten Gerda Sieber und Maria Gundlach, die Töchter Carl Lohses, dem Kulturring achtzehn Papierarbeiten, die Akte, Porträts, Darstellungen aus dem Arbeitsleben und Landschaften zeigen, und ein Ölgemälde vom Weg zum Napoleonstein bei Bischofswerda. Das früheste Werk entstand 1930, einige Blätter sind um 1945/46 datiert oder um 1950. Die Schenkung wird erstmals öffentlich gezeigt.

Gleichzeitig mit der ersten Eröffnung in der Ostsächsischen Kunsthalle wird nach Beendigung der Bauarbeiten der Rietschelstraße im Winter das Geburtshaus des Bildhauers wiedereröffnet. Im oberen Ausstellungsraum des Geburtshauses Ernst Rietschels richtete der Kulturring ein Schaudepot seiner Sammlung ein. Die Sammlung entstand in den letzten zwei Jahrzehnten durch Stiftungen, Schenkungen und Ankäufe und bewahrt u. a. Werke von Manfred Butzmann, Richard Dreher, Otto Garten, Bernhard Heisig, Erhard Hippold, Martin Lehnert, Horst Leifer, Gerda Lepke, Rosso Majores, Wolfgang Mattheuer, Ernst Rietschel, Theodor Rosenhauer, Werner Wittig, Johannes Wüsten und Gottfried Zawadzki. (SZ)

Die Ostsächsische Kunsthalle in Pulsnitz (Robert-Koch-Straße 12) hat vom 14. April bis 27. Mai geöffnet – Do., Fr. und So. 14 bis 17 Uhr.