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Union plant Expansion

Der Glashütter Uhrenhersteller möchte weiter wachsen. Gute Chancen sieht die Firma im Reich der Mitte.

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© Frank Baldauf

Von Maik Brückner

Glashütte. Chinesen stehen auf die Uhren der Glashütter Uhrenfabrik Union. Das konnte Geschäftsführer Adrian Bosshard in seiner Schweizer Heimat feststellen, wo die Zeitmesser dieser Marke an ausgewählten Standorten verkauft werden. Einer davon ist Luzern. In der Stadt mit rund 80 000 Einwohnern gibt es einen Fachhändler, der zu den Top drei aller Union-Verkaufspunkte gehört. Und es seien nicht die Schweizer, die Union-Uhren kaufen, sondern vornehmlich Urlauber. „80 Prozent sind Touristen, die meisten aus China“, sagt Bosshard. Denn die Stadt am nordwestlichen Ufer des Vierwaldstätter Sees gehört zu den beliebtesten Reisezielen der Schweiz.

Die gute Nachfrage ermunterte die Union-Geschäftsführung, sich nun verstärkt um den chinesischen Markt zu kümmern. Eigentlich sollte das schon längst geschehen sein. „Wegen der Turbulenzen haben wir unsere Expansion verschoben“, sagt Bosshard. Denn 2015 und 2016 kamen ungewohnte Schlagzeilen aus dem Reich der Mitte: Aktienkurse stürzten ab, der Export brach ein, und die Währung wurde abgewertet. Inzwischen hat sich alles wieder stabilisiert. Deshalb nimmt Union einen neuen Anlauf. „In einer ersten Phase wollen wir zehn Standorte eröffnen“, erklärt der Unternehmenschef. Dabei werde man sich zunächst auf den Norden und den Nordosten Chinas konzentrieren. „Wir gehen Schritt für Schritt vor.“ Nach und nach werde man weitere Standorte in diesen Regionen eröffnen. Allerdings gehe man da anders als die Manufaktur Glashütte Original vor, die so wie die Union zum Schweizer Uhrenkonzern Swatch gehört.

Während die Manufaktur eigene Boutiquen eröffnet, in denen sie ihre gesamte Kollektion präsentiert, setzt Union auf vorhandene Fachgeschäfte. In denen richtet sie sogenannte Shops in Shops ein. Das sind Verkaufsstände, in denen ausschließlich Union-Uhren präsentiert werden. Wie so etwas aussieht, kann sich jeder nicht nur im Glashütter Uhrenfachgeschäft Hofmann, sondern auch im Uhrenmuseum anschauen, wo es derzeit eine Sonderausstellung zu 125 Jahren Union gibt.

Bosshard ist überzeugt, dass man mit dem Konzept Erfolg haben wird. 2016 und 2017 konnte das Unternehmen Wachstumsraten im mittleren einstelligen Bereich erwirtschaften. Dieses Ziel setzt es sich auch für 2018. Dazu soll auch der deutsche Markt beitragen. Hier ist Union besonders stark. Es gibt 170 Verkaufspunkte, die bisher gut zwei Drittel des Umsatzes erwirtschaftet haben. Aber auch in Österreich, den Niederlanden, Luxemburg und in der Schweiz sei man erfolgreich, sagt Bosshard. Gut laufen die Geschäfte auch in Russland, Dubai, Tschechien und in Rumänien. Bosshard weiß, dass das bei vielen Erstaunen auslöst. Das Karpartenland gilt nicht als klassisches Uhrenliebhaberland. „Wir haben dort einen engagierten Uhrenhändler“, sagt Bosshard.

In all diesen Ländern geht das Konzept auf, das bereits Johannes Dürrstein bei der Begründung der Marke Union vor 125 Jahren formulierte. Demnach sollten Union-Uhren alles haben, was eine Uhr schön und präzise, aber nichts, was sie teuer macht. Dieser Leitgedanke prägt die Firma noch heute. Deshalb kosten die gängigen Uhren zwischen 1 000 und 4 000 Euro. Ermöglicht wird das durch den Mutterkonzern. Eine seiner Töchter liefert vorgefertigte Uhrwerke nach Glashütte, die hier bearbeitet werden. Die Union garantiert den Käufern, dass jedes Modell in den Glashütter Uhrmacherateliers montiert, reguliert und veredelt wird. „Ob beim feinen Dekorieren, dem minutiösen Justieren der Ganggenauigkeit oder dem vorsichtigen Anbringen der Zeiger: Immer verbinden sich traditionelle Handarbeit und moderne Technik“, erklärt Union-Sprecherin Evelyn Holbach.

Dabei gibt es durchaus eine Arbeitsteilung. Denn von den 60 Mitarbeitern, die für Union tätig sind, arbeiten 40 in der Fertigung und Produktion in Glashütte. Weitere Mitarbeiter sind in der Deutschland-Zentrale des Swatch-Konzerns in Eschborn tätig. Eine Erweiterung der Produktionsfläche sei in Glashütte nicht geplant, sagt Bosshard. Nach dem Einzug in den Neubau am Frühlingsweg 2012 und einer Erweiterung im vergangenen Jahr verfüge man dort über ausreichend Platz.