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„Unsere Farben sind immer noch Schwarz-Gelb“

Eine Woche nach dem Marsch der „Football Army“ durch Karlsruhe äußert sich Dynamo Dresden zu dem Vorfall. Auf einer Pressekonferenz ordnet der Verein das Verhalten der Fans ein. Die wichtigsten Zitate und Eckpunkte:

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© Christian Juppe

Dresden. Auf einer Pressekonferenz nimmt Dynamo Dresden zu den Vorfällen beim Auswärtsspiel in Karlsruhe Stellung. Als selbsternannte „Football Army“ marschierten rund 2 000 Fans durch die Stadt und erklärte dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) symbolisch den Krieg. Der Aufschrei war groß, bundesweit war Dynamo in den Schlagzeilen. Eine Stellungnahme der Ultras zu der Aktion folgte - ebenso wie die Ankündigung eines Sicherheitsgipfels zur Fangewalt in deutschen Stadien.

Zitate und Eckpunkte aus der Pressekonferenz

13.30 Uhr: Auf dem Podium haben die beiden Geschäftsführer Michael Born und Ralf Minge Platz genommen. Vereinspräsident Andreas Ritter und der Ehrenratsvorsitzende Klemens Rasel sitzen ebenfalls vor den Medienvertretern im Presseraum. ARD und ZDF sind vor Ort, natürlich auch der MDR und die gesamte Dresdner Presselandschaft. Hinzu kommen noch Journalisten aus Frankfurt/Main, wo der DFB seinen Sitz hat.

13.40 Uhr: Vereinspräsident Ritter ergreift als erstes das Wort:

„Das sind sicherlich keine neuen Dimensionen. Solche Vorfälle hat es alle schon gegeben. [...] Unsere Farben sind immer noch Schwarz-Gelb. Wir werden in keinen Krieg ziehen gegen unseren Verband.“

„Wir erklären auch ganz deutlich, dass wir Gewalt gegen Menschen ablehnen und das keinesfalls akzeptieren werden.“

„Immer wenn Ausschreitungen von unseren Fans ausgehen, hat der Verein auch Strafen ausgesprochen. All das, was im Rahmen unserer Möglichkeiten, auch finanziell, stand, haben wir getan. Wir haben aber auch immer darauf hingewiesen, dass es nicht allein geht. Wir brauchen die Unterstützung von der Polizei und auch der Politik. Es muss ein Zusammenspiel geben zwischen den beteiligten Stellen. Zumal wir feststellen müssen, dass es kein Phänomen allein von Dynamo Dresden ist.“

13.40 Uhr: Jetzt spricht Minge , der heute Morgen zwei Stunden mit Oberbürgermeister Dirk Hilbert und der Polizei zusammensaß:

„Man sitzt hier und hat ganz einfach ein Scheißgefühl. Es liegt ein großer Schatten auf der Saison. [...] Wir haben ein großes systemisches Gebilde vorliegen, dass sich nicht durch wirtschaftliche und sportliche Erfolge lösen lässt.“

„Wir als Verein, aber auch ich persönlich, stoßen an unsere Grenzen: juristisch, aber auch menschlich. Das Zusammenspiel mit den Verbänden, der Polizei, aber auch mit der Politik muss intensiviert werden.“

„Ich stehe zu meiner Verantwortung, und ich lasse mich auch daran messen. Wenn wir keinen Schritt weiter kommen, muss man irgendwann auch die persönlichen Konsequenzen ziehen.“

13.50 Uhr: Klemens Rasel schaltet sein Mikro ein:

„Was können wir als Verein überhaupt tun?“, fragt der Ehrenratsvorsitzende. Das wichtigste sei immer noch die Prävention. Er fordert effektive Sicherheitskriterien, die vom Verband aufgestellt werden.

„Das Maximale, was wir als Verein machen können, ist die Herrschaften rauszuschmeißen. Wenn wir ihner habhaft werden. Aber ich sage jetzt schon: Erwarten sie nicht zu viel. Unser eigenes Vereinsstrafsystem ist ein zahnloser Tiger.“

„Wir haben einen Verein, der genauso rechtsstaatlich agieren muss. Das heißt, wir haben die Unschuldsvermutung, keiner muss sich selbst beschuldigen. [...] Kollektivstrafen lehnen wir ab. Wir halten sie für falsch. Geisterspiele und drakonische Geldstrafen wirken eher kontraproduktiv auf die Fans. [...] Was sollen personalisierte Tickets helfen, wenn die Herrschaften, die den Eingang stürmen, gar keine Tickets haben?“

„Wenn ein Straftäter weiß, dass er sowieso nicht gefasst wird, hält ihn auch Prävention nicht davon ab. [Aber] Auf uns zu zeigen, ist momentan vielleicht aktuell, hilft uns aber nicht weiter.“

14.00 Uhr: Michael Born verkündet Maßnahmen des Vereins:

„Diese Maßnahmen sind sinnvoll und wichtig, um das [gemeint sind Auftritte wie in Karlsruhe] zukünftig zu unterbinden.“

  • Ticketverkauf: bei entsprechenden Spielen personalisierten Ticketverkauf vor Ort organisieren
  • Vereinsausschluss: rechtskräftig ermittelte Täter rigoros aus dem Verein ausschließen
  • Weiteren hauptamtlicher Mitarbeiter für sicherheitsrelevante Themen bei Auswärtsspielen einstellen
  • Einlasssicherung verbessern und organisieren, das es nicht möglich ist, Ordner zu überrennen und verbotene Gegenstände ins Stadion zu bringen
  • Zwei Euro Sicherheitszuschlag auf Auswärtstickets
  • Wenn es noch einen weiteren Übergriff auf Versorgungsstände gibt, wird es bei Auswärtsspielen nur noch Wasser geben - und keinen Caterinservice.
  • Ultras Dynamo bekommen keine Auswärtsdauerkarten mehr für die Saison 2017/18. Danach soll neu entschieden werden
  • Regelmäßiger Dialog zwischen Verband, Dynamo, Politik, Polizei und ganz wichtig Fanszene

Zur Stellungnahme der Ultras sagt Born: „An der einen oder anderen Stelle kann man die Kritik nachvollziehen. Das heißt aber nicht, solche Vorfälle wie in Karlsruhe gutzuheißen. Die Art der Auseinandersetzung sollte der konstruktive Dialog sein. [...] Die Choreos werden uns jetzt vorher vorgelegt. Wir haben den Kontakt bereits in der Entstehungsphase eingefordert.“

14.20 Uhr: Inzwischen ist die Fragerunde eröffnet:

Ralf Minge betont, gegebenenfalls auch persönliche Konsequenzen zu ziehen. Er stehe in der Verantwortung und lasse sich daran messen, den Verein voranzubringen.

14.30 Uhr: Noch einmal Born:

„Wir haben die Maßnahmen getroffen, weil wir der Überzeugung sind, dass sie uns wirklich weiterhelfen. [...] Es kann nicht sein, dass Heimspiele bestraft werden, wenn auswärts etwas passiert. Wenn auswärts etwas passiert, sollte es auch auswärts bestraft werden. [...] „Wir sind sehr gespannt auf das Urteil, dass uns erwartet. Wir haben eine Fristverlängerung bis zum 31. Mai erhalten für unsere Stellungnahme beim DFB-Sportgericht.“

14.35 Uhr: Ralf Minge spricht zum Termin am Vormittag bei OB Hilbert:

„Wir sind ein Aushängeschild für die Stadt. Es war ein guter Austausch. Und es war sehr hilfreich, dass auch die Polizei dabei gewesen ist. [...] Der Oberbürgermeister hat das gute Recht, Dinge zu hinterfragen. Und selbst in diesem isolierten Kreis sind wir zu der Erkenntnis gekommen, dass wir an unsere Grenzen stoßen.“

14.40 Uhr: Eine Zusammenfassung der Pressekonferenz lesen Sie im Laufe des Nachmittags auf sz-online.de und ab 20 Uhr im SZ-E-Paper unter www.meine-sz.de.