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Unter einer Neumarkt-Platane ruht ihr Vermächtnis

Martina und Rainer Hawranke wollten ihrer geliebten Heimatstadt etwas zurückgeben. Am besten mitten im Zentrum.

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© Sven Ellger

Von Kay Haufe

Andere machen für 5 000 Euro eine Kreuzfahrt, Martina und Rainer Hawranke haben sich dafür einen Baum gekauft. Doch nicht irgendein exotisches Gewächs für Balkon oder Garten, sondern eine zwölf Meter hohe Platane. Eine ahornblättrige, um genau zu sein. Mit 27 anderen bildet sie auf dem Neumarkt seit dieser Woche das Grüne Gewandhaus.

„Wir haben schon lange vor, uns für ein Projekt in der Stadt finanziell zu engagieren“, sagt Rainer Hawranke. Beide seien in Dresden geboren und sehr verbunden mit ihrer Heimatstadt. Um sicherzugehen, etwas Geeignetes zu finden, hat er sich mit seiner Frau in der Stadtkämmerei beraten lassen. „Dort empfahl man uns das Grüne Gewandhaus, und wir waren sofort begeistert“, sagt der 67-Jährige. „Die Bäume wachsen mitten in der Stadt, wir hinterlassen also etwas sehr Lebendiges.“

Doch die Bronzetafel, auf der im kommenden Frühjahr alle Spender der Bäume und Bänke genannt werden sollen, reicht dem Ehepaar nicht. Sie haben mit dem Baum noch etwas ganz Besonderes vor. Am Donnerstag hat Rainer Hawranke in Abstimmung mit der Baufirma in der Pflanzgrube eine Metallkapsel versenkt. Darin befinden sich mehrere Dokumente, aber auch Fotos, gemalte Bilder und Zeitungsausschnitte vom Mittwoch. „Das ist unser Vermächtnis“, sagt Martina Hawranke. Ihr ganzes Leben haben die zwei darin kurzweilig aufgeschrieben, dazu Fotos aus verschiedenen Jahren gelegt. Und Bilder, die die frühere Kunsterzieherin Martina Hawranke selbst gemalt hat. „Wenn diese Hülle später gefunden wird, wollen wir, dass sich die Nachwelt ein Bild machen kann, was wir für Menschen waren. Dazu haben wir ihnen die nötigen Informationen gegeben“, sagt Rainer Hawranke. Seine Frau hofft, dass niemand vermutet, dass diese Kapsel eine Bombe sei und sie gesprengt werde.

Als die beiden bei der Firma nachfragten, die Bäume setzt, war diese sehr offen für den Wunsch. Dumm nur, dass ihr eigentlicher Baum schon gepflanzt war. „Und die große Grube hätte man nicht noch mal aufgraben können“, sagt Rainer Hawranke. Jetzt liegt die Kapsel unter einer anderen Platane. Was den beiden nichts ausmacht. „Allein die Vorstellung, dass andere unser Vermächtnis finden und unser Leben nachvollziehen können, ist schön.“