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Unterm Regenschirm in den Advent

Am Sonntagnachmittag wurde Großenhains Weihnachtsmarkt offiziell eröffnet – trotz des ungemütlichen Wetters lockte er viele Besucher in die Innenstadt.

Von Manfred Müller
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Zur offiziellen Eröffnung des Großenhainer Weihnachtsmarktes gibt es den traditionellen Stollenanschnitt. Wichtel Carolin Türke und Schneemann Mario Raue verteilen die begehrten Stücke.
Zur offiziellen Eröffnung des Großenhainer Weihnachtsmarktes gibt es den traditionellen Stollenanschnitt. Wichtel Carolin Türke und Schneemann Mario Raue verteilen die begehrten Stücke. © Kristin Richter

Großenhain. Normalerweise dauert es keine 20 Minuten, bis der fast drei Meter lange und 32 Kilogramm schwere Stollen der Bäckerei Faust aufgeschnitten, verteilt und aufgegessen war. Diesmal brauchten die Großenhainer etwas länger, weil sie sich mit ihren Regenschirmen nicht so leicht bis zum Bühnenrand durchschlängeln konnten. Da hatte es nun ein dreiviertel Jahr kaum geregnet, und ausgerechnet zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes nieselte es unangenehm aus dem grauen Himmel. 

„Jetzt ein paar Grad unter null, und alles wäre weiß“, sagt Roland Zschorn bedauernd. Der Großenhainer hat sich mit hochgestelltem Mantelkragen und seiner Stollenscheibe ein Stück aus dem Gedränge zurückgezogen und lässt seinen Blick über die Marktstände schweifen. An die 40 hübsch gestaltete Holzbüdchen stehen im Rund – von Brodaufs Gebäck-Stand zieht der Duft von frischen Quarkspitzen herüber. „Hoffen wir mal“, sagt Zschorn fröstelnd, „dass das Wetter jetzt nicht drei Wochen lang so bleibt.“

Oberbürgermeister Sven Mißbach kommt auch dieses Jahr mit dem Weihnachtsmann in seiner Kutsche und Stollenwichtel Carolin Türke.
Oberbürgermeister Sven Mißbach kommt auch dieses Jahr mit dem Weihnachtsmann in seiner Kutsche und Stollenwichtel Carolin Türke. © Kristin Richter

Zumindest für die Zeit nach dem 2. Advent sagen die langfristigen Wetterprognosen eine Abkühlung mit ein paar Flocken voraus. Ob es wirklich so kommt – wer weiß? Mit Schnee zur Weihnachtszeit ist Großenhain ja ohnehin nicht so verwöhnt. Dennoch verwandelt sich der Hauptmarkt jedes Jahr im Dezember in eine außergewöhnliche Weihnachtsstadt. Tradition geht vor Innovation – und genau so wollen es die Großenhainer haben. Adventsstimmung ohne Udo Häfners Feuerzangenbowle? Undenkbar! Bereits seit 1993 steht der Geißlitzer an seinem Punschkessel und entzündet rumgetränkte Zuckerhüte. Auf alten Fotos kann man sehen, dass die Weihnachtsmarkt-Tradition in der Röderstadt bis ins Jahr 1900 zurückreicht. Die erste kleine Budenstadt auf dem Hauptmarkt wurde 1926 errichtet. Um sie herum waren ganze Berge von Weihnachtsbäumen zum Verkauf aufgestapelt. 1972 fand der erste Weihnachtsmarkt der DDR-Zeit statt. Doch das Angebot war dürftig. HO und Konsum boten in der Hauptsache Brat- und Bockwurststände, gebrannte Mandeln und kandierte Äpfel auf. Nach der deutschen Einheit investierten die Stadt Großenhain, ihre Vereine und Gewerbetreibenden eine Menge Kraft und Ideen in den Markt, sodass er zu dem werden konnte, was er heute ist: einer der Schönsten in ganz Sachsen.

Was – wann – wo auf dem Großenhainer Weihnachtsmarkt

Öffnungszeiten: Mo.-Do., 10-19 Uhr; Fr. 10-20 Uhr; Sa., 11-20 Uhr; So., 11-19 Uhr – zur Hüttenzauberparty am 8. Dezember 11-23 Uhr.

Was – wann – wo auf dem Großenhainer Weihnachtsmarkt

Bescherung: Der Weihnachtsmann kommt jeden Tag um 17 Uhr vorbei.

Was – wann – wo auf dem Großenhainer Weihnachtsmarkt

Wichtelstube: Die Bastelstube in der Marktgasse 1 ist jeden Dienstag und Donnerstag von 15 bis 18 Uhr geöffnet, an den Adventswochenenden von 14 bis 18 Uhr.

Was – wann – wo auf dem Großenhainer Weihnachtsmarkt

Die Weihnachts-Ausstellung im Museum Alte Lateinschule „Eisenbahn und Teddybär – Weihnachten wie früher“ ist bis zum 3. März zu sehen.

Was – wann – wo auf dem Großenhainer Weihnachtsmarkt

Kinderbackstube: Täglich von 14.30 bis 18.30 Uhr. Für Gruppen wird eine telefonische Anmeldung unter 304133 erbeten.

Was – wann – wo auf dem Großenhainer Weihnachtsmarkt

Gewinnspiel: Die Fördergemeinschaft verlost Preise und Gutscheine. In den beteiligten Geschäften in der Innenstadt kann man Lose erwerben, deren Gewinner an den Adventssamstagen um 18 Uhr auf der Bühne ermittelt werden. Gewinnen kann nur, wer bei der Verlosung anwesend ist.

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Zwischen den Stadttoren mit den hübschen Schwibbögen und um die Budenstadt herum gibt es wieder jede Menge zu sehen und zu erleben. Handwerkliche Vorführungen wie Glasblasen, Drechseln und Schauschmieden. Für die Kinder das Plätzchenbacken im Hexenhäuschen. Oder eine Rutschpartie auf der Reifen-Rodelbahn. Oder eine Runde auf dem Kinderkarussell. Für die Jugend wird am 8. Dezember eine Hüttenzauberparty veranstaltet. Und über die gesamte Adventszeit gibt es ein abwechslungsreiches Kulturprogramm auf der Weihnachtsmarktbühne, im Kulturschloss, im Museum und in der Marienkirche. Eine Neuerung, die dem Besucher nicht sofort ins Auge sticht: das Einweg-Geschirr und -Besteck, das an vielen Imbissständen ausgereicht wird. Es besteht aus Maisstärke und lässt sich kompostieren. Es soll dabei helfen, Plastikmüll zu vermeiden. Von 2016 zu 2017 hatte sich die Müllmenge auf dem Großenhainer Weihnachtsmarkt mehr als verdoppelt, sodass die Stadt entsprechenden Handlungsbedarf sah. Was die Stabilität betrifft, sollen die neuen Gabeln und Löffel ihren Vorgängern zumindest ebenbürtig sein – frohe Öko-Weihnacht!

Auf dem Großenhainer Weihnachtsmarkt gibt es jetzt auch einen indischen Stand. Jasi Singh und Mandy Hauer bekochen die Gäste scharf und herzhaft.
Auf dem Großenhainer Weihnachtsmarkt gibt es jetzt auch einen indischen Stand. Jasi Singh und Mandy Hauer bekochen die Gäste scharf und herzhaft. © Kristin Richter