"Diddschn statt Diggschn" ist das diesjährige im lokalen Dialekt gehaltene Motto des Elbhangfestes - und gediggscht hat am Fest-Samstag wahrlich niemand.
Trotz der Hitze ist die Pillnitzer Landstraße am Nachmittag mit Menschen gefüllt, auf dem Dorfplatz Wachwitz versammelt sich eine Traube vor der Bühne, lauscht lateinamerikanischen Rhythmen, Schattenplätze sind besonders begehrt.
Direkt nebenan haben sich Juliane Wiebke und Rene Fornol in die kühle und lauschige Atmosphäre von Freytags Weingarten zurückgezogen. Unter der berankten Pergola genießen sie den Hauswein, sie sind mit den Rädern direkt hierhergefahren. "Wir wollten den Trubel umgehen, aber die Stimmung ist wirklich toll auf dem Fest." Juliane ist zum ersten Mal dabei, Rene zum dritten Mal. "Mir gefallen die individuellen Stände, an denen Kinder mit ihren Spielsachen trödeln, sagt er.
Wer gut gelaunt ist, kauft auch Blumen
Genau an so einem Stand hat der zehnjährige Christian einen Plüschpinguin ersteigert. "Für vier Euro", sagt er stolz. Seine Schwester Katharina hat nämlich auch schon so einen, schiebt er hinterher.
Katharina darf dafür am Stand von Rica Seiler einen Blumenkranz für ihren Kopf basteln. "Die gehören ja irgendwie zum Elbhangfest", sagt die freiberufliche Floristin, die zum dritten Mal dabei ist. Und sich über Sonnenschein und gut gelaunte Menschen freut. Die kaufen nämlich gern Blumen, sagt Rica Seiler lachend. Und tatsächlich sieht man viele Frauen mit Lavendel, Rosen und Strandflieder auf den Häuptern.
Über das schöne Wetter ist auch der Elbhangfestverein erleichtert. "Gestern fiel schon viel Anspannung von uns ab", sagt Lydia Göbel vom Verein. Allein in Loschwitz wurden am Freitag und Sonnabendvormittag 5.400 Besucher zahlende Besucher vermerkt. "Die Zahlen von den anderen Kassen bekomme ich erst am Abend." Die Geschäftsführerin ist merklich erleichtert. "Am Freitagabend war es rappelvoll." Nun feiert der Elbhang in offenen Gärten, vor vielen Bühnen mit verschiedenen Bands und am Elbufer in den Samstagabend.
Petrus zeigt sich wieder gnädig
Nach Regen kommt Sonne: Auch das könnte ein Motto des diesjährigen Elbhangfestes sein. War es im vergangenen Jahr kalt und nass, meinte es Petrus dieses Mal mit Sonne und Temperaturen um die 30 Grad besonders gut mit den Feiernden. Bis Sonnabendnachmittag vermeldet DRK-Einsatzleiter Kai Ritter-Kittelmann aber nur zwei Einsätze. "Die haben aber absolut nix mit der Hitze zu tun." Ein gestürzter Herr, ein Kind mit verletztem Fuß, allen geht es wieder gut.
Für die 28 Rettungskräfte bedeutete das am zweiten Fest-Tag: Warten auf Kundschaft. Das taten sie im Schatten des Rettungszeltes unterhalb des Blauen Wunders. Hier können gleich mehrere Patienten versorgt werden. "Auf der Elbe sind außerdem vier Kollegen der Wasserwacht unterwegs", so Ritter-Kittelmann. Für die Gesundheit und Sicherheit der Elbhangfestbesucher ist also bestens gesorgt.
Beim traditionellen Festumzug am Mittag suchten die Schaulustigen zwar bevorzugt die schattigen Plätze, wurden aber spätestens vom Rhythmus der "Guggenmusiker" aus Dresden, Chemnitz und Leipzig auf Hochtouren gebracht. Wohl dem, der da ein Gläschen Wein vom Wagen der Pillnitzer Winzer ergattern konnte. Der Abkühlung folgte ob der Temperaturen aber sogleich ein Gedusel im Kopf.
Ordentlich Sonnencreme brauchten die charmanten Damen, die auf einem Wagen die Chemnitzer Strumpfproduktion hochleben ließen. In Pillnitz musste erstmal eine Abkühlung her. Nicht zu bremsen hingegen die Turner, die auf dem Barren so manche starke Übung zeigten, dem Deutschen Turn- und Sportfest in Leipzig zu Ehren.
Die Esel, die an den Handelswettstreit erinnern sollten, zeigten sich vom Trubel auf der PiIllnitzer Landstaße völlig unbeeindruckt, sie trugen ihre Körbe voller Äpfel ohne Murren. Hinter ihnen fuhr eine Lok nicht auf Schienen, sondern einem Wagen: Als Erinnerung an die erste Eisenbahnfahrt von Dresden nach Leipzig im Jahr 1839. Für Abwechslung sorgte ein Hochradfahrer, der seine Kunststücke immer wieder auf der Strecke zeigte.
Die Bewohner des Elbhangs und ihre Gäste feiern noch bis Sonntagabend ihr Fest mit Konzerten, Ausstellungen und vielen offenen Gärten von Loschwitz bis Pillnitz.