Von Sylvia Jentzsch
Ostrau. Deutschland soll für junge Unternehmer attraktiver werden. Dafür will sich der Vorstand des Wirtschaftsverbandes „Die jungen Unternehmer“ einsetzen. Hermann Leithold (28) von der Firma Agricon aus Jahna gehört jetzt zu den sieben Vorstandsmitgliedern, die an der Spitze des 1 500 Mitglieder starken Verbandes stehen. Hermann Leithold engagiert sich bereits seit 2014 für den Verband. „Ich habe damals nach Möglichkeiten für einen Erfahrungsaustausch, nach Leuten in einer ähnlichen Situation gesucht. Durch Recherchen bin ich auf den Wirtschaftsverband der jungen Unternehmer gestoßen, habe einige Veranstaltungen besucht und Themen, die mich interessieren, wiedergefunden“, so Hermann Leithold. Im Verband gehe es darum, Stimmen zu bündeln, eine Stärke zu entwickeln, um auf die Probleme junger Unternehmer bei den Politikern hinzuweisen.
Nach dem Studium der Agrar- und Nutzpflanzenwissenschaften in Hohenheim und Göttingen stieg Hermann Leithold 2012 in das Familienunternehmen ein. Agricon gehört seit 19 Jahren zu den Pionieren in der Digitalen Landwirtschaft (DA berichtete). Landwirte in Mittel- und Osteuropa nutzen die Technologien von Agricon zur Optimierung der Pflanzenproduktion. Hermann Leithold ist im Unternehmen im Bereich Forschung und Entwicklung für die digitale Landwirtschaft tätig.
Als Vorstandsmitglied beim Verband „Die jungen Unternehmer“ will er sich dafür einsetzen, dass die Digitalisierung in Deutschland schneller umgesetzt wird. Bei der aktuellen Ausbaugeschwindigkeit wird die flächendeckende Breitbandversorgung noch 41 Jahre dauern, so Leithold. „Im Jahr 2057 bin ich 69. So lange können Unternehmen in Deutschland nicht warten. Deshalb muss die Politik mit Nachdruck den Glasfaserausbau vorantreiben.“ Jetzt sei es wichtig, dass Deutschland nicht den digitalen Anschluss verpasse und der Staat effizienter werde. „Die Modernisierung der Verwaltung werden die jungen Unternehmer immer wieder einfordern“, kündigte Leithold an.
Das Thema Digitalisierung ist für ihn und das Unternehmen in Jahna besonders wichtig. „Wir haben an unserem Standort 40 Mitarbeiter, die alle an Rechnern arbeiten. Uns stehen nur zehn Megabit zur Verfügung“, so Hermann Leithold. Das habe zur Folge, dass manche Daten auf anderen Medien gespeichert und mit dem Auto dorthin transportiert werden müssten, wo sie gebraucht werden. „Das ist einfach unwirtschaftlich und schränkt unsere Flexibilität ein“, so Leithold. Meetings, also Konferenzen, per Skype oder Voice over IP sind nicht möglich. „Der Wirtschaftsverband der jungen Unternehmer sei ein mittelständisch geprägter Verband, der sich für Familienbetriebe stark macht“, so Leithold. Die seien historisch dort gewachsen, wo sie entstanden sind. Deshalb dürfen ihnen keine Nachteile gegenüber Betrieben in größeren Städten entstehen. „Auf dem Land gibt es einen großen Nachholbedarf“, so Leithold. Er selbst hat in Großstädten gewohnt. Dort habe es andere Datenleitungen gegeben. „Das müssen wir auch auf dem flachen Land erreichen, denn die Internetanbindung ist wichtig für die ländliche Region“, sagte Leithold. Gerade für die junge Generation sei die Digitalisierung von großer Bedeutung, auch im privaten Bereich. Für neue Mitarbeiter sei der schnelle Internetanschluss ein wichtiges Kriterium dafür, wo sie sich niederlassen.