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Unternehmer kritisiert Fernwärmepreise

In einem offenen Brief bittet er den Oberbürgermeister um Hilfe. Er fordert, dass die Stadtwerke Preisvorteile besser weitergeben.

Von Stephan Hönigschmid
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Hasan Karam (l.) zeigt seinem Vermieter Falko Zschunke das Schreiben vom Jobcenter. Weil die Nebenkosten stark gestiegen sind, fordert es, dass er sich eine neue Wohnung sucht. Warum die Kosten so hoch sind, weiß Karam nicht. Laut eigener Aussage gingen
Hasan Karam (l.) zeigt seinem Vermieter Falko Zschunke das Schreiben vom Jobcenter. Weil die Nebenkosten stark gestiegen sind, fordert es, dass er sich eine neue Wohnung sucht. Warum die Kosten so hoch sind, weiß Karam nicht. Laut eigener Aussage gingen © Claudia Hübschmann

Meißen. Der Unternehmer Falko Zschunke ärgert sich. Seiner Meinung nach sind die Fernwärmepreise in Meißen viel zu hoch.

„Mit meiner Firma vermiete ich in Meißen, aber auch in anderen sächsischen Städten zahlreiche Wohnungen. Daher habe ich einen guten Überblick über die Preise und weiß, dass ich mit einer Gasheizung 40 Prozent und mit einer Pelletheizung 30 Prozent günstiger kommen würde als mit der Fernwärme. 

Da jedoch Anschlusszwang besteht, habe ich keine andere Wahl“, sagt Zschunke. Ihm sei von den Stadtwerken mitgeteilt worden, dass er schon den günstigsten Preis habe. Seine Berechnungen hätten jedoch etwas anderes ergeben.

 „In den vergangenen Jahren habe ich einen Verbrauchspreis von 5,9 Cent pro Kilowattstunde bezahlt. Zusammen mit dem Anschlusspreis, der sich aus der Anlagengröße ergibt, bin ich auf einen Durchschnittspreis von 8 Cent gekommen. Für Gas hätte ich im vergangenen Jahr unter gleichen Bedingungen 4,78 Cent bezahlt.“

Er könne nicht verstehen, warum die Stadtwerke, die selbst Gas für ihr Kraftwerk am Steinweg verwendeten, die Marge nicht an die Kunden weitergäben. „Der Bau des Netzes muss sich doch nach 20 Jahren amortisiert haben. Da sind doch keine Aufschläge mehr nötig“, denkt Zschunke, der mehrfach das Gespräch mit den Stadtwerken gesucht hat.

Um öffentlich auf das Problem aufmerksam zu machen, hat er jetzt einen offenen Brief an Meißens Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) geschrieben, der auf der Internetseite seiner Firma „B-A-L Germany“ nachzulesen ist. Raschke bittet er darin als Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Stadtwerke um Hilfe. „Das soll kein persönlicher Angriff sein. Ich möchte ihn nur höflich bitten, sich um das Thema zu kümmern.“

Anlass für das Schreiben ist auch die Situation, die zwei Mieter von Zschunke in der Poststraße gerade bewältigen müssen. „Für ihre 60 Quadratmeter große Wohnung müssen sie reichlich 400 Euro nachzahlen. Zudem erhöhen sich die Nebenkosten von bisher 130 auf 160 Euro pro Monat.“ 70 Prozent davon entfielen auf die Fernwärme.

„Als Vermieter könnte es mir eigentlich egal sein, aber jetzt will das Jobcenter die Wohnung nicht mehr bezahlen und hat dem Paar geraten, sich etwas anderes zu suchen.“ Hinzu komme, dass die Kosten auch bei der Vormieterin bereits so hoch gewesen seien. 

„Wir haben erst gedacht, dass es mit dem individuellen Verbrauchsverhalten zusammenhängt. Nachdem es jedoch in den vergangenen fünf Jahren regelmäßig so hohe Nachzahlungen gab, sind wir stutzig geworden.“ Sein Problem sei, dass er bei derartigen Nebenkosten die Kaltmiete um zwei Euro pro Quadratmeter senken müsste, um die Wohnung weiter vermietet zu bekommen, so Zschunke.

Immerhin konnten sich seine Mieter Hasan Karam (43) und dessen Frau (33) erst mal mit dem Amt einigen, aber das hat seinen Preis. „Das Amt zahlt die 400 Euro in 50-Euro-Raten ab. Gleichzeitig wird das Geld jeden Monat bei uns abgezogen“, so Karam.

Obwohl sich im neuen Jahr der Verbrauchspreis im Tarif „fix“ von 5,9 auf 6,37 Cent pro Kilowattstunde erhöht hat und so der Abstand zum Gaspreis noch weiter gewachsen ist, hält Christiane Süßmilch von den Stadtwerken das Angebot für attraktiv. 

„Im Vergleich von 13 Fernwärmeanbietern aus der Region haben wir den viertgünstigsten Preis.“ Dass es Unterschiede zum Gas gibt, räumt sie ein. Allerdings könne man die Preise nicht einfach senken. „Das sind interne Berechnungsgrundlagen. Die Preise sind marktgerecht“, sagt sie.