London. 90 Jahre nach ihrer Erschießung sollen 306 britische Soldaten, die im Ersten Weltkrieg wegen Feigheit vor dem Feind zum Tode verurteilt worden waren, posthum begnadigt werden. „Sie waren genauso Opfer des Krieges wie diejenigen, die auf dem Schlachtfeld gestorben sind“, sagte gestern der britische Verteidigungsminister Desmond Browne.
Das Schicksal der Weltkriegssoldaten hatte in Großbritannien für kontrovese Debatten gesorgt. Die Männer weigerten sich, in die Schützengräben in Nordfrankreich zurückzukehren. Besonderes Aufsehen hatte der Fall des Soldaten Harry Farr erregt, der 1916 standrechtlich erschossen worden war. Seine heute 93-jährige Tochter kämpft seit Jahrzehnten für seine Begnadigung. Im Gegensatz zum Kriegsgericht 1916 spricht man den Opfern heute eine „Kriegsneurose“ zu, die durch traumatische Erfahrungen entstanden war.
Insgesamt haben im Ersten Weltkrieg etwa eine Million Briten ihr Leben gelassen. In der Schlacht gegen die Deutschen an der Somme (Nordfrankreich) verloren die Briten allein am ersten Tag, dem 1. Juli 1916, mehr als 20 000 Mann. (dpa)