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Mars oder Manhattan? New York in Rauch gehüllt

Die Brände in Kanada sind weiterhin außer Kontrolle und sorgen in New York für gesundheitsgefährdenden Rauch über der Stadt. Die Menschen wurden aufgefordert drinnen zu bleiben.

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Der Rauch, verursacht durch die Waldbrände in Kanada, ziehen seit Dienstag bis nach New York. Der Himmel der Millionen-Metropole ist inzwischen vollkommen verdunkelt.
Der Rauch, verursacht durch die Waldbrände in Kanada, ziehen seit Dienstag bis nach New York. Der Himmel der Millionen-Metropole ist inzwischen vollkommen verdunkelt. © dpa/Yuki Iwamura

New York. Der Rauch mehrerer Waldbrände im östlichen Kanada zieht bis an die Ostküste der USA. Die New York Times berichtete am späten Dienstagabend (Ortszeit) von einem nebligen Schleier, der sich über die Skyline von Manhattan gelegt hatte. Auch am Mittwoch ist die Lage weiterhin angespannt. Es ist die von der schlechtesten Luftqualität seit Jahrzehnten.

Die Gouverneurin des Bundesstaats New York, Kathy Hochul, sprach von einer "Notfallkrise" und kündigte an, eine Million Mund-Nasen-Masken verteilen zu wollen. Der Extremzustand könne noch mehrere Tage anhalten. "Die Menschen müssen sich auf einen langen Zeitraum vorbereiten."

Aufgrund der orange Verfärbung des Himmels zog eine Twitter-Userin den Vergleich: "Mars oder Manhattan?" und veröffentlichte ein Foto der Skyline samt Empire State Building.

Manhattans Stadtteilbürgermeister Mark Levine schrieb: "Die Luftqualität verschlechtert sich rapide." Der gemessene Wert sei "mittlerweile mehr als doppelt so hoch wie der höchste Grad an Gesundheitsgefährdung auf der Skala der US-Regierung."

UN-Generalsekretär António Guterres veröffentlichte ein Foto von sich auf Twitter, das ihn im UN-Hauptquartier vor einer deutlich von Rauch eingehüllten New Yorker Skyline zeigte. "In unserem UN-Hauptquartier können wir die sich verschlechternde Luftqualität fühlen, während der Rauch von den Waldbränden in Kanada nach Süden zieht", schrieb Guterres dazu. "Angesichts des Anstiegs der globalen Temperaturen muss das Risiko von Waldbränden dringend gesenkt werden. Wir müssen Frieden mit der Natur schließen. Wir können nicht aufgeben."

Die Menschen in New York wurden aufgefordert, sich so weit wie möglich drinnen aufzuhalten, anstrengende körperliche Aktivitäten so weit wie möglich zu vermeiden und die Fenster zu schließen. An Schulen und Kindergärten wurden sämtliche Outdoor-Aktivitäten abgesagt, viele andere Veranstaltungen unter freiem Himmel sowie einzelne Theatervorführungen wurden ebenfalls abgesagt.

Die Luftverschmutzung ist so groß, dass mehrere Menschen über Kopfschmerzen berichteten. Der Brandgeruch soll spürbar in Hals und Augen gewesen sein.
Die Luftverschmutzung ist so groß, dass mehrere Menschen über Kopfschmerzen berichteten. Der Brandgeruch soll spürbar in Hals und Augen gewesen sein. © dpa/Michael Nagel/XinHua

Das von Bademeistern beaufsichtigte Schwimmen an den Stränden der Stadt wurde abgebrochen, Tierparks und Bibliotheken schlossen früher. Die für Mittwoch angesetzten Spiele der Baseball-Teams New York Yankees und Philadelphia Phillies sowie das Spiel der Basketball-Frauen von New York Liberty wurden verschoben.

Auf den Straßen waren deutlich weniger Menschen als sonst unterwegs, viele trugen die aus der Pandemie bekannten Masken. In den Häuserschluchten nahm nicht nur die Sichtweite deutlich ab, der Rauch wurde für Millionen auch körperlich spürbar. "Es riecht wie bei 9/11", kommentierte eine New Yorkerin in Erinnerung an die Terroranschläge auf das World Trade Center am 11. September 2001.

Viele New Yorker bedeckten Mund und Nase mit Masken, um sich vor dem anhaltendem Rauch zu schützen. Die Gouverneurin Kathy Hochul kündigte an eine Million Masken zu verteilen.
Viele New Yorker bedeckten Mund und Nase mit Masken, um sich vor dem anhaltendem Rauch zu schützen. Die Gouverneurin Kathy Hochul kündigte an eine Million Masken zu verteilen. © dpa/Andres Kudacki

Auch in der US-Hauptstadt Washington rund 370 Kilometer weiter südlich war die Luft am Mittwoch trüb und es roch verbrannt. Wie auch in New York wurde eine Warnung wegen schlechter Luftqualität ausgesprochen. In New York galt der offiziellen Seite Airnow.gov zufolge zwischenzeitlich die höchste Stufe der Luftverschmutzung: "Gefährlich".

Der Rauch hat am Mittwoch die Hauptstadt Washington D.C. erreicht und sorgt auch hier für einen verrauchten Himmel.
Der Rauch hat am Mittwoch die Hauptstadt Washington D.C. erreicht und sorgt auch hier für einen verrauchten Himmel. © dpa/Julio Cortez

Die Flugverkehrsbehörde FAA teilte mit, der Verkehr zu und von Flughäfen im Raum New York City sowie in Philadelphia sei aufgrund der schlechten Sicht eingeschränkt worden. Es kam zu großen Verspätungen. In Kanadas Metropolen Ottawa und Toronto sowie in den US-Staaten Minnesota und Massachusetts warnten Behörden die Einwohner ebenfalls vor schlechter Luft. Bereits seit Wochen wüten in Kanadas Westen und mittlerweile auch im Nordosten des Landes zahlreiche Feuer. In der südöstlichen Provinz Nova Scotia hatte sich die Lage zuletzt wieder etwas entspannt.

Das Weiße Haus teilte mit, dass auch Präsident Joe Biden über die Situation unterrichtet worden sei. "Es ist ein weiteres alarmierendes Beispiel dafür, wie die Klimakrise unser Leben und unsere Gemeinschaften beeinträchtigt", sagte Sprecherin Karine Jean-Pierre.

Der Fall erinnert hierzulande an den Sommer 2022, wo mehrere Waldbrände Sachsen und seine Einsatzkräfte über Wochen in Atem gehalten haben. Der Brand im Nationalpark der Sächsischen Schweiz war so groß, dass die Rauchentwicklung bis nach Dresden spürbar war. Inzwischen wurde ein mutmaßlicher Brandstifter festgenommen. (dpa mit SZ/nat)