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"Perseverance" - Marsrover der Superlative

Erst die Arabischen Emirate, dann China - und jetzt die USA: Die dritte Mission binnen Tagen soll den Mars erreichen. Der Nasa-Rover hat sogar einen Hubschrauber mit.

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Die Illustration zeigt den Nasa-Rover "Perseverance" bei der Landung auf dem Mars.
Die Illustration zeigt den Nasa-Rover "Perseverance" bei der Landung auf dem Mars. © Nasa/dpa

Washington. Mikrofone, Hubschrauber und Superlative: "Perseverance" sei der "größte, schwerste, sauberste und technisch ausgefeilteste sechsrädrige Geologe, der je in den Weltraum befördert wurde", heißt es von der US-Raumfahrtbehörde Nasa. Rund sechs Monate nach dem Start des Roboters vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im Juli 2020 soll "Perseverance" am Donnerstag (18. Februar) auf dem Mars ankommen - nur rund eine Woche nachdem kurz hintereinander Raumsonden erst aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und dann aus China in die Umlaufbahn des Planeten eingeschwenkt waren.

Die Landung von "Perseverance" (auf Deutsch: Durchhaltevermögen) in einem bislang noch nie vor Ort untersuchten ausgetrockneten See namens "Jezero Crater" ist aber schon gleich die erste große Herausforderung. "Lassen Sie sich von niemandem etwas anderes erzählen: Auf dem Mars landen ist schwer", sagt Missionschef John McNamee. "Aber die Frauen und Männer in diesem Team sind die besten auf der Welt, bei dem, was sie machen. Wenn unser Raumschiff mit ungefähr dreieinhalb Meilen pro Sekunde (gut 20 000 Kilometer pro Stunde) die Mars-Atmosphäre erreicht, werden wir bereit sein."

Weniger als die Hälfte aller bisher weltweit gestarteten Mars-Missionen waren erfolgreich. 2016 war etwa die Sonde "Schiaparelli" der europäischen Raumfahrtagentur Esa infolge eines Computerfehlers beim Landeanflug abgestürzt. Das von der Planeten-Konstellation her günstige Start-Datum im Sommer 2020 hatten auch die Vereinigten Arabischen Emirate und China für ihre Mars-Missionen genutzt. "Al-Amal", die Sonde der Vereinigten Arabischen Emirate, soll nicht landen, das Landegerät des chinesischen Raumschiffs "Tianwen 1" soll in zwei bis drei Monaten aufsetzen.

Gelingt "Perseverance" die Landung, dann wäre es bereits der fünfte Rover, den die Nasa zum Mars bringt. 1997 landete der "Sojourner", der nur rund drei Monate lang mit der Erde kommunizierte. 2004 folgten die Zwillingsrover "Spirit" und "Opportunity". Die Kommunikation zu "Spirit" ging 2007 in einem riesigen Staubsturm verloren, "Opportunity" erlag 2018 dem gleichen Schicksal. 2012 landete "Curiosity", dessen Team seitdem auch über die sozialen Netzwerke Wissenschaftler und Fans mit Neuigkeiten und Fotos versorgt und den Roboter so zum Publikumsliebling werden ließ. Unter anderem schaffte es 2018 zudem der stationäre Nasa-Lander "InSight" zum Mars, außerdem kreisen mehrere Sonden um den Roten Planeten.

Die Suche nach früherem Leben

"Perseverance" sei aus den gesammelten Erfahrungen und dem Wissensschatz all dieser Missionen entstanden, sagt Nasa-Manager Thomas Zurbuchen. "Der Rover hat die Möglichkeit, nicht nur unser Wissen über den Roten Planeten zu vergrößern, sondern auch eine der wichtigsten und aufregendsten Fragen der Menschheit über den Ursprung des Lebens auf der Erde und auf anderen Planeten zu untersuchen." Der Roboter soll auf dem Mars nach Spuren früheren mikrobiellen Lebens suchen sowie das Klima und die Geologie des Planeten erforschen und Proben von Steinen und Staub nehmen.

Der rund 2,5 Milliarden Dollar (etwa 2,2 Milliarden Euro) teure Rover war rund acht Jahre lang unter dem Arbeitstitel "Mars 2020" entworfen und gebaut worden - und ist nun eine Art "Curiosity 2.0": An Bord hat das rund 1000 Kilogramm schwere und drei Meter lange Gefährt von der Größe eines Kleinwagens unter anderem 7 wissenschaftliche Instrumente, 23 Kameras, einen Laser - und zahlreiche Nasa-Premieren: Erstmals werden mit "Perseverance" Mikrofone auf den Mars geschickt, erstmals ein kleiner Hubschrauber - und erstmals sollen in einer gemeinsam mit der Europäischen Raumfahrt Agentur Esa entwickelten Mission Proben vom Mars zurück zur Erde gebracht werden.

Der Hubschrauber namens "Ingenuity" (auf Deutsch etwa: Einfallsreichtum) sorgte unter Wissenschaftlern, Weltraum- und Technik-Fans bereits für viel Vorfreude - denn damit soll zum ersten Mal versucht werden, auf einem anderen Planeten eine Art Helikopter zu starten. ""Ingenuity" wiegt vielleicht nur 1,8 Kilogramm, aber er hat übergroßen Ehrgeiz", heißt es von der Nasa.

Dünne Luft und minus 90 Grad

Der kleine Helikopter soll beweisen, dass Fliegen auf dem Mars möglich ist. Seine vier Rotorblätter aus Kohlefasern rotieren deutlich schneller als die von Hubschraubern auf der Erde - unter anderem weil die Atmosphäre des Mars wesentlich dünner ist. Zudem muss der Hubschrauber eisige Temperaturen von bis zu -90 Grad aushalten können. Wenn alles klappt, soll er ein paar kurze Flüge alleine machen, denn fernsteuern lässt sich "Ingenuity" von der Erde kaum, wenn sogar Licht selbst bei günstigster Konstellation mehr als drei Minuten von einem Planeten zum anderen braucht. Bis zu vier Flugversuche könnte "Ingenuity" auf dem Roten Planeten starten.

Seine Mikrofone hat "Perseverance" schon auf dem Flug zum Mars eingesetzt - und ein gleichförmiges, leicht metallenes Rauschen aufgenommen und veröffentlicht. Bei der Landung und beim Rollen über den Planeten soll noch mehr Sound aufgenommen werden. "Wieviel wissenschaftliche Daten wir alleine mit einem simplen Mikrofon bekommen können, ist erstaunlich", sagt Nasa-Forscher Baptiste Chide. Wegen der dünneren Atmosphäre auf dem Mars, würden sich wohl aber auch die Geräusche anders anhören. "Es wird so sein, als ob man durch eine Mauer hindurch lauscht."

Neben all der Technik hat "Perseverance" auch noch die auf drei fingernagelgroße Chips gebrannten Namen von knapp elf Millionen Menschen dabei, die sie nach einem entsprechenden Aufruf eingesandt hatten, und sogar eine kleine Gedenkplakette für die Corona-Pandemie. Nach rund einem halben Jahr Flug freue sich das Team riesig auf die Landung des Rovers, sagt Nasa-Manager Fernando Abilleira. "Das Team kann es gar nicht mehr abwarten, endlich diese Räder auf dem Mars aufzusetzen." (Christina Horsten, dpa)