Von Juliane Schäuble
An diesem 6. Januar hat die Welt Bilder aus Washington gesehen, für die sich viele Amerikaner in Grund und Boden schämen. Von einem demokratieverachtenden Mob, der das eigene Kapitol, das Herz der amerikanischen Demokratie stürmt - und von überforderten Sicherheitskräften, die dem Treiben lange nicht wirklich etwas entgegensetzen konnten.
Was für eine Last für den nächsten Präsidenten, heißt es nun, was für ein Erbe, das er da antritt. Doch vielleicht ist die Last an diesem Mittwoch gar nicht schwerer geworden. So schrecklich die Unruhen waren, bei denen vier Menschen ums Leben kamen, so unfassbar die Szenen im Kongress, so groß der Schock, dass so etwas in Amerikas Hauptstadt möglich ist: Warum sollten nicht auch Konservative dadurch erschüttert sein? Manche kapieren es eben erst, wenn es schon fast zu spät ist.
Trump hat seine Partei endgültig vor eine Zerreißprobe gestellt. Selbst sein lange schweigender Vorgänger George W. Bush sah sich gezwungen, sich zu Wort zu melden: „So werden Wahlergebnisse in einer Bananenrepublik in Frage gestellt - nicht in unserer demokratischen Republik“, erklärte er.
Der Sturm auf das Kapitol bedeutet eine Zäsur für die Vereinigten Staaten von Amerika. Es liegt an Biden, daraus das Beste zu machen. Mit seiner jahrzehntelangen Washington-Erfahrung könnte der 78-Jährige, der sich selbst als Brückenbauer bezeichnet, genau der Richtige für diesen sensiblen Zeitpunkt sein.
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