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Ballon aus China auch über Costa Rica - USA wollen Konflikt vermeiden

Aus der Ballon-Affäre ist die Luft noch nicht raus. China setzt seine Kritik an den USA fort, während die USA die Gemüter beruhigen wollen. Peking bedauerte einen Ballon-Flug auch über Costa Rica.

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Diesen Spionage-Ballon haben die Amerikaner am Samstag über dem Atlantik an der US-Ostküste abgeschossen. Ein weiterer wurde nun über Lateinamerika gesichtet.
Diesen Spionage-Ballon haben die Amerikaner am Samstag über dem Atlantik an der US-Ostküste abgeschossen. Ein weiterer wurde nun über Lateinamerika gesichtet. © Brian Branch/AP/dpa

Washington. Nach dem Abschuss eines mutmaßlichen chinesischen Spionageballons durch die USA setzt ein weiterer Ballon über Lateinamerika offenbar seine Reise fort. Nach Kolumbien und Venezuela wurde auch aus Costa Rica berichtet, dass ein chinesischer Ballon gesichtet worden sei. Das Außenministerium des mittelamerikanischen Landes teilte am Montag (Ortszeit) mit, die chinesische Botschaft in San José habe den Vorfall bedauert.

Der Ballon diene ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken, habe die Botschaft argumentiert. Er sei wegen der Wetterverhältnisse und aufgrund mangelnder Steuerungsfähigkeit von seiner ursprünglich geplanten Route abgekommen. Nach dem Zwischenfall mit dem ersten Ballon über den USA hatte am Vortag bereits das Außenministerium in Peking eingeräumt, dass ein zweiter "ziviler" Ballon bei einem "Flugversuch" auf Abwege gekommen sei und über Lateinamerika fliege.

Das US-Militär hatte den ersten chinesischen Beobachtungsballon vor der Küste von South Carolina über dem Atlantik abgeschossen. Peking kritisierte die "offensichtliche Überreaktion". Washington warf China vor, mit dem Ballon Militäreinrichtungen ausspionieren zu wollen. Die Regierung in Peking sprach dagegen von einem zivilen Forschungsballon, der durch die Westwinddrift und wegen unzureichender Navigationsmöglichkeiten weit vom Kurs abgekommen sei.

Während in China die Kritik an den USA unvermindert anhielt, will die US-Regierung eine Verschärfung der Spannungen zwischen beiden Ländern vermeiden. "Es gibt keinen Grund dafür, dass sich die Spannungen in unseren bilateralen Beziehungen zu einer Art Konflikt auswachsen", sagte der Kommunikationsdirektor des nationalen Sicherheitsrats der US-Regierung, John Kirby. Die USA hätten im Einklang mit internationalem Recht gehandelt, den Ballon über ihrem Staatsgebiet abzuschießen. Die USA hätten ihren Luftraum und ihr Land verteidigt.

Nach Auftauchen des Ballons über den USA vergangene Woche hatte Außenminister Antony Blinken seine Reise nach Peking abgesagt. Es wäre die erste Visite eines US-Außenministers in China seit mehr als vier Jahren gewesen. Beide Seiten hatten vorher ihr Interesse zu erkennen gegeben, mit den Gesprächen von Blinken in Peking das stark angeschlagene Verhältnis zu stabilisieren.

China stellte sich jetzt als Opfer der innenpolitischen Auseinandersetzung in den USA dar. Der Abschuss habe die Ballon-Affäre nicht beendet, da US-Politiker ihre Rhetorik über eine "Bedrohung durch China" fortsetzten und die politische Auseinandersetzung zwischen Republikanern und Demokraten anfachten - ungeachtet der Auswirkungen auf die Beziehungen zu China, beklagte die vom Parteiorgan "Volkszeitung" herausgegebene "Global Times".

"Einen Unfall durch höhere Gewalt in eine Farce umzuwandeln, wirft ein Schlaglicht auf die Inkompetenz der USA, mit einer Krise umzugehen", kommentierte das Blatt, das auch als englischsprachiges Sprachrohr der Propaganda benutzt wird. "Der rüde Umgang mit dem Ballon-Zwischenfall durch die USA ist eine ernste Provokation, die riskiert, dass die Beziehungen zwischen den China und den USA aus der Bahn geworfen werden."

Zuvor hatte Vizeaußenminister Xie Feng argumentiert, die USA hätten mit dem Ballon-Abschuss die Bemühungen und Fortschritte auf beiden Seiten, die Beziehungen seit dem Treffen von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping und US-Präsident Joe Biden im November zu stabilisieren, "ernsthaft beeinträchtigt und beschädigt". Xie Feng wird als neuer chinesischer Botschafter in Washington gehandelt.

Nach dem Abschuss des Ballons über den USA läuft vor der Küste South Carolinas die Bergung der Trümmerteile. Am Montag wurden weitere Details zu dem Flugobjekt bekannt. Der Ballon sei rund 61 Meter hoch gewesen und habe vermutlich so viel wie ein kleines Linienflugzeug gewogen, sagte der Befehlshaber des Nördlichen Kommandos der Vereinigten Staaten, Glen VanHerck. Die Ermittler wollen so viel wie möglich bergen - auch um die Geräte an Bord auszuwerten.

Das Trümmerfeld habe eine ungefähre Größe von 1.500 mal 1.500 Metern, sagte VanHerck. Aufgrund des Seegangs seien die Arbeiten unter Wasser zunächst erschwert worden. Der Einsatz finde in rund 15 Metern Wassertiefe statt. (dpa)