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Vater und Sohn

Beim Karosseriebauer Heyde steht ein Generationswechsel an. Auf den neuen Chef warten große Aufgaben.

Von Daniel Krüger
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Gemeinsam in der Werkstatt: Jörg Heyde (l.)und Christoph Heyde (r.) sind in allen Belangen ein gutes Team und stehen für ihr Handwerk ein.
Gemeinsam in der Werkstatt: Jörg Heyde (l.)und Christoph Heyde (r.) sind in allen Belangen ein gutes Team und stehen für ihr Handwerk ein. © Claudia Hübschmann

Meißen. Wie Trophäen hängen sie im Eingangsbereich des Büros in der Niederauer Straße: die Seitenwand eines VW Bullys, des berühmten Hippiewagens, und eine Frontmaske des Porsche 356a. „Dieses Modell hat schon James Dean gefahren“, erklärt Christoph Heyde sichtlich stolz.

Die beiden Karosserieteile sind im wahrsten Sinne des Wortes Meisterstücke; mit dem Porsche legte Christoph 2010 die Meisterprüfung ab, das Blechstück für den VW schnitt Vater Jörg, bei seiner Prüfung in Konstanz 1995. Der gründete die Firma Heyde Karosseriebau im Dezember 1996, mitten in turbulenten Nachwendejahren.

Seine Ausbildung zum Karosseriebauer absolvierte der heute 63-Jährige in Meißen, arbeitete anschließend in Coswig. „Zu DDR-Zeiten war das noch echtes Handwerk“, erzählt Heyde. „Wir haben mit dem gearbeitet, was da war. Die Radschalen für den Trabbi gab es fast nie. Deshalb haben wir einfach selbst Treibformen hergestellt, um das Blech rund zu machen.“ Weil Heydes Frau nach dem Studium der Landwirtschaft nach Brandenburg verpflichtet wurde, arbeitete er in Templin. Bis heute fährt der leidenschaftliche Jäger für sein Hobby regelmäßig nach Brandenburg.

Nach der Wende kehrte Heyde zurück, wollte in Dresden seine Meisterprüfung ablegen. Doch der Lehrgang wurde mehrfach verschoben, schließlich nur in Teilzeit angeboten. Doch der Karosseriebauer hatte schon länger den Traum, sich selbstständig zu machen; den Meister wollte er in Vollzeit machen. Deshalb ging es für ihn schließlich nach Konstanz.

„Mir war das immer egal wo“, erinnert sich der Firmensenior. Sein Sohn Christoph war noch ein Kind, als der Papa ihn eines Tages fragte: „Ich möchte eine eigene Werkstatt haben, wie findest du das? Könntest du dir vorstellen, die später mal zu übernehmen?“ Christoph Heyde, der dem Vater schon als kleiner Junge immer in der Werkstatt geholfen hatte, war begeistert. Der Rest ist quasi Geschichte.

Seit dem ersten Januar führt nun der Sohn die Geschäfte des kleinen Betriebes, in dem er auch seine Ausbildung absolviert hat und der momentan fünf Mitarbeiter beschäftigt. Christoph ist ein fröhlicher Mensch, dem besonders an guter, nachhaltiger Arbeit gelegen ist. „Ich schicke lieber mal einen Kunden weg, wenn ich den Auftrag für das angebotene Geld nicht qualitativ hochwertig erfüllen kann“, sagt er.

Einerseits ist Vater Jörg überglücklich, dass der 37-Jährige den Betrieb übernommen hat. „Man muss die Dinge eher früher als später der Jugend übergeben“, sagt der 63-Jährige mit einem Lachen. Andererseits werde der Personalmangel, mit dem der Karosseriebauer zu kämpfen hat, nun noch drastischer, weil sich Christoph nun auch viel um Büroangelegenheiten zu kümmern hat und in der Werkstatt fehlt.

In der Karosseriebranche gingen viele Talente in die Industrie – wegen der guten Bezahlung und der verhältnismäßig einfachen Fließbandarbeit, erzählt Christoph. Entgegen von Klischees wünscht sich das Vater-Sohn-Gespann kluge Lehrlinge, die „was im Kopf haben und neugierig sind“. 

„Wenn einer guckt wie ein Eichhörnchen und nur die Zeit absitzt, ist er hier falsch“, sagt Jörg. Sein Sohn und er arbeiten hart, 13 Stunden täglich sind üblich, es bleibt wenig Zeit für Privates. Auch die stetig komplexeren Assistenzsysteme in Autos sind für den Betrieb eine Herausforderung. „Man muss immer auf dem neuesten Stand bleiben.“ Neben Azubis und Karosseriebauern sucht Christoph deshalb nach einem KFZ-Mechatroniker . Für eine gute Zukunft.