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Das sollten Sie über das Plastik-Verbot wissen

EU will etliche Wegwerfartikel ab 2021 untersagen, um den Müllberg zu reduzieren. Und das ist nur der erste Schritt.

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Macht unangenehme Trinkgeräusche und verschmutz die Umwelt: Trinkhalme.
Macht unangenehme Trinkgeräusche und verschmutz die Umwelt: Trinkhalme. © Symbolfoto: Ralf Hirschberger/dpa

Von Detlef Drewes

Welche Kunststoff-Artikel verbietet die EU?

Von diesem ersten Schritt im Kampf gegen den Plastikmüll sind solche Produkte betroffen, für die es längst bessere Alternativen gibt. Dazu gehören Plastik-Geschirr und -Besteck, Trinkhalme aus Kunststoff, Luftballon-Halter, Wattestäbchen und Lebensmittelbehälter aus expandiertem Polystyrol, wie sie häufig verwendet werden, um Obst oder Gemüse zu verpacken.

Werden Luftballons auch verboten?

Tatsächlich war das zunächst erwogen worden. Aber das Europäische Parlament hat diesen Gedanken verworfen. Den Luftballon zum Geburtstag soll es also auch künftig geben, weil es noch keinen ökologisch besseren Ersatz gibt.

Wenn das nur der erste Schritt ist – was folgt dann?

Die Unterhändler der drei EU-Institutionen haben auch die nächsten Maßnahmen bereits verabschiedet. So dürfen in fünf Jahren Einwegflaschen aus Kunststoff nur noch dann verkauft werden, wenn die Deckel mit der Flasche fest verbunden sind. Damit will die EU verhindern, dass diese Deckel in der Umwelt landen. Deutschlands Umweltministerin Svenja Schulze scheiterte mit dem Versuch, für solche Behältnisse ein Pfandsystem aufzubauen.

Werden die Hersteller an den Kosten für die Beseitigung beteiligt?

Ja. Dies ist ebenfalls am Mittwochmorgen beschlossen worden. Was die wenigsten wissen: Auch Zigarettenstummel enthalten Plastikteilchen. In der EU gibt es konkrete Überlegungen, die Hersteller der Glimmstängel zu verpflichten, für die Entsorgung der Kippen-Reste aufzukommen. Die Produzenten würden dann am Aufwand für die Reinigung von Wegen und Straßen beteiligt. Für eine Reihe weiterer Produkte – zum Beispiel Feuchttücher und Kosmetika wie Epilier-Cremes – wird es eine strenge Kennzeichnungspflicht geben. So sollen die Verbraucher besser darüber informiert werden, dass diese Artikel Kunststoff-Partikel enthalten, die negative Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Und was bringt das Ganze?

Die Brüsseler EU-Kommission hat ausgerechnet, dass durch dieses Verbot der Ausstoß von 3,4 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr verhindert würde. Verbraucher dürften bis zu 6,5 Milliarden Euro im Jahr sparen. Um das ganze Ausmaß zu veranschaulichen, helfen diese Zahlen: Ein Trinkhalm scheint kaum der Erwähnung wert. Aber jeder EU-Bürger verbraucht pro Jahr 71 solcher Trinkhalme, macht zusammen 3,6 Billionen im Jahr. Und die werden kaum länger als ein paar Minuten benutzt, könnten aber leicht durch einen klassischen Strohhalm ersetzt werden – der heißt nämlich nicht nur so, er wurde ursprünglich auch aus Stroh hergestellt.

Warum dauert es noch zwei Jahre, bis das Verbot in Kraft tritt?

Zum einen brauchen die Mitgliedstaaten noch Zeit, um die neue Kunststoff-Strategie in nationales Recht zu übernehmen. Zum zweiten will die EU den Herstellern und Anbietern Zeit geben, ihre Produktion umzustellen. Diese wissen jetzt, was auf sie zukommt. In den Brüsseler und Straßburger EU-Institutionen hat man Plastikbecher, Rührstäbchen und andere Produkte bereits aussortiert und ersetzt.

Warum werden Plastiktüten nicht auch verboten?

Es gibt ja bereits EU-Vorschriften zum Umgang mit Plastiktüten. Für Einkaufstaschen aus Kunststoff muss der Kunde im Supermarkt einen Aufpreis zahlen. Die dünnen Tüten, die vor allem im Lebensmittelhandel für Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch oder Wurst benutzt werden, sollen auf Dauer ebenfalls verschwinden. Hier braucht der Handel allerdings noch geeignete Alternativen, um die Hygiene sicherzustellen. Das Gleiche gilt auch für Mehrweg-Kaffeebecher, die gerade in vielen Coffeeshops Einzug halten.

Was ist aus den Überlegungen zu einer Plastiksteuer geworden?

Bisher nichts. Unklar ist, ob dieser Vorstoß noch einmal aufgegriffen wird, wenn über festgelegte Recyclingquoten für die Mitgliedstaaten diskutiert wird.