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Keine Not-OP beim Polizisten in Leipzig

Der zu Silvester verletzte Polizist ist doch nicht notoperiert werden. Die Polizei änderte jetzt ihre Darstellung. Unterdessen gibt es neue Details zu dem Angriff .

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In der Neujahrsnacht ist es im Leipziger Stadtteil Connewitz zu Zusammenstößen zwischen Linksautonomen und der Polizei gekommen.
In der Neujahrsnacht ist es im Leipziger Stadtteil Connewitz zu Zusammenstößen zwischen Linksautonomen und der Polizei gekommen. © Sebastian Willnow/dpa

Leipzig. Die Leipziger Polizei hat klargestellt, dass es bei dem in der Silvesternacht attackierten Polizisten keine Not-Operation gegeben hat. Das sagte Polizeisprecher Andreas Loepki MDR Aktuell am Freitag. Zunächst hatte es in einer Polizeimeldung vom Neujahrstag geheißen, dass ein schwer verletzter Polizist im Krankenhaus notoperiert werden musste. In der Silvesternacht sei dies der Kenntnisstand gewesen, so Loepki. Eine lebensbedrohliche Verletzung habe aber nicht vorgelegen.

Die Polizei müsse sich den "Schuh anziehen, dass es sicherlich besser gewesen wäre von einer operativen Maßnahme zu sprechen statt von Not-OP", so Loepki.

Die Leipziger Polizei hatte noch am Silvestermorgen berichtet, dass der 38-Jährige notoperiert werden musste. Die "taz" berichtete bereits am Donnerstagabend unter Verweis auf Krankenhauskreise, dass man sich in der Uniklinik "verwundert über die Polizeimeldung über eine 'Notoperation' geäußert" habe. Es habe einen Eingriff an der Ohrmuschel des Beamten unter lokaler Betäubung gegeben. Lebensgefahr oder drohender Gehörverlust hätten nicht bestanden.

Irritationen um Helm des Polizisten

Zudem hatten Medienberichte unter Berufung auf Zeugen für Irritationen gesorgt. Danach soll der 38-Jährige beim Abtransport seinen Helm auf dem Kopf gehabt haben. Dem Polizisten soll nach Angaben der Polizei in der Nacht von Unbekannten der Helm vom Kopf gerissen worden sein. Er sei bewusstlos gewesen.

Dem 38-Jährigen geht es nach Angaben von Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) besser, er habe am Freitag das Krankenhaus verlassen. Das Polizeiliche Extremismus- und Terrorismus-Abwehrzentrum (PTAZ) Sachsen ermittelt wegen versuchten Mordes.

Unmittelbar vor dem Besuch von Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) hat die Staatsanwaltschaft Leipzig neue Details zum Angriff auf einen Polizisten in der Silvesternacht bekanntgegeben. Danach haben die unbekannten Täter so massiv auf Körper und Kopf eingewirkt, dass der Beamte bewusstlos geworden sei. In diesem Zustand sei der Mann auch ins Krankenhaus gekommen, sagte Ricardo Schulz, Sprecher der Staatsanwaltschaft, am Freitag.

Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen sei dem Schwerverletzten sowie zwei seiner Kollegen der Helm vom Kopf gerissen worden, sagte Schulz. Durch die massiven Einwirkungen sei der Tod des 38-Jährigen billigend in Kauf genommen worden. Laut Staatsanwaltschaft liegen niedere Beweggründe vor, der Mann sei attackiert worden, weil er Polizist ist. Deswegen werde wegen versuchten Mordes ermittelt.

Vier Haftbefehle erlassen

Das Amtsgericht Leipzig hat Haftbefehle gegen vier Männer erlassen, die in der Silvesternacht am Connewitzer Kreuz in Polizeigewahrsam genommen worden waren. Das bestätigte Tom Bernhard vom Landeskriminalamt (LKA) Sachsen am Freitagmorgen.

Die Männer im Alter von 27, 29, 30 und 32 Jahren waren schon am Donnerstag einem Haftrichter vorgeführt worden. Den drei älteren wird von der Staatsanwaltschaft tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte, versuchte und vollendete Körperverletzung sowie Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorgeworfen. Wegen dieser Vorwürfe sei nun auch Haftbefehl erlassen worden, sagte Bernhard.

Gegen den 27-Jährigen wurde ein sogenannter Hauptverhandlungshaftbefehl erlassen, zur Durchführung eines beschleunigten Verfahrens. Ihm wird tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte und vorsätzliche Körperverletzung vorgeworfen.

Das LKA ermittelt im Zusammenhang mit den Ausschreitungen in Connewitz außerdem weiterhin wegen versuchten Mordes gegen Unbekannt. Ein 38 Jahre alter Polizist war nach Darstellung der Behörde von teilweise vermummten Tätern angegriffen und schwer verletzt worden. Er wurde daraufhin im Universitätsklinikum Leipzig stationär aufgenommen. (dpa)