München - Mit Sondererlaubnis des Vatikans ist am Samstag in München erneut ein verheirateter Mann zum katholischen Priester geweiht worden. Diese Möglichkeit besteht trotz des Zölibats, wenn ein evangelischer Geistlicher in die katholische Kirche übertritt. Der Familienvater empfing zusammen mit fünf anderen Männern vom Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, im Liebfrauendom die Priesterweihe. Mehrere tausend Gläubige vor allem aus den Heimatpfarreien der Priester nahmen an dem Weihegottesdienst teil. Die wichtigste Aufgabe der Priester sei es, die Menschen mit der Gegenwart Jesu zu nähren, sagte Wetter in seiner Predigt.
Der 46-jährige Priester, der mit einer Ärztin verheiratet ist, arbeitet nach Angaben des Erzbischöflichen Ordinariats seit seiner Konversion in der katholischen Krankenhausseelsorge. Die Weihe von verheirateten, ehemals evangelischen Geistlichen ist in der katholischen Kirche mit einer speziellen Zustimmung der römischen Glaubenskongregation möglich, wie Ordinariatssprecher Winfried Röhmel erläuterte. Derartige Fälle gebe es immer wieder, es handele sich um eine seit langem geübte Praxis.
Anwärter müssen allerdings vor einer Weihe bestimmte Voraussetzungen erfüllen, das Diplom in katholischer Theologie ablegen und die gesamte Ausbildung zum Priester durchlaufen. Der Priesteramtsanwärter werde in eine Prüfungszeit geschickt, dabei gebe es Gespräche mit Geistlichen. Ein Übertritt zum katholischen Glauben sei ein Entwicklungsprozess, unterstrich Röhmel. Im Erzbistum München und Freising gebe es etwa vier verheiratete Priester, die vorher evangelische Geistliche waren und zum katholischen Glauben übertraten. (dpa)