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Verrostete Straßenlaterne kippt um

Direkt neben dem Riesaer Mercure-Hotel ist eine Leuchte einfach umgestürzt. Getroffen wurde zum Glück niemand. Hat die Stadt mit den Kontrollen geschlampt?

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© Lutz Weidler

Von Britta Veltzke

Riesa. Da liegt sie auf dem Boden – der Länge nach auf dem Asphalt der Bahnhofstraße: eine Straßenlaterne. Das Kabel führt noch aus dem Boden in den hohlen Mast, der wenig über dem Boden einfach abgebrochen ist. Die Bruchstelle ist rotbraun, drumherum liegen Rostsplitter. Passanten entdeckten den umgestürzten Pfahl mit seinen beiden Halterungen für zwei Leuchtkörper am Mittwochmorgen. Ob die Laterne letztlich durch den starken Wind der vergangenen Nacht oder aber durch Fremdeinwirkung umgefallen ist, ist bislang noch unklar. Doch selbst wenn jemand gegen die Laterne getreten hätte – einfach umkippen, dürfte ein Eisenpfahl dann ebenso wenig, wie durch heftigen Wind. Hätte die Stadtverwaltung den Schaden eher erkennen müssen?

Auch Stadtsprecher Uwe Päsler geht davon aus, dass der Pfahl schlicht durchgerostet und so schließlich umgekippt ist. Dies sei der erste ihm bekannte Fall dieser Art. „Es gibt bei den Masten keine gesetzlichen Prüfvorschriften oder Zeiten für die Standsicherheit. Unsere Mitarbeiter prüfen das an allen Straßenlaternen im Stadtgebiet jedoch regelmäßig, nach bestem Wissen und Gewissen.“ Aus langjähriger Erfahrung wüssten sie auch, „wo sie genauer hinschauen müssen. Denn die Stadt ist in so einem Fall auch haftbar“, so Päsler.

Im Dezember habe es erst mehrere umfangreiche Kontrollen in Weida gegeben, erklärt Uwe Päsler. „Letztlich unterstreicht das alles die Bedeutung der städtischen Vorhaben, mittel- und langfristig neben den Straßen, Abwasser und so weiter auch die Beleuchtung als Teil der Infrastruktur schrittweise zu modernisieren.“ In diesem Jahr werden etwa neue Straßenlaternen an der Kirchstraße, dem Dammweg und dem Gartenweg aufgestellt. An anderen dunklen Straßen oder maroden Gehwegen wie etwa in der Pausitzer Delle, über die sich immer wieder Bürger beschweren, ist hingegen noch keine Abhilfe in Sicht.

Zum Glück hat die umgekippte Laterne niemanden verletzt. Aber was wäre passiert, wenn jemand sein Auto an Ort und Stelle geparkt hätte oder gar selbst getroffen worden wäre. Laut Sebastian Lohse, Anwalt der Kanzlei BSKP, sei es zunächst entscheidend, auf wessen Grund und Boden die Laterne steht. „Grundsätzlich haftet der Eigentümer für Schäden. Nicht anders ist es bei abgeknickten Bäumen oder herabfallenden Dachziegeln.“ Der Eigentümer habe die Verkehrssicherungspflicht, so Lohse. „Im Streitfall ist es allerdings schwer nachzuweisen, dass sich der Eigentümer nicht ordentlich um zum Beispiel einen Baum oder wie in diesem Fall um eine Laterne gekümmert hat.“ Ganz anders verhalte es sich, wenn es um höhere Gewalt geht, etwa bei starken Stürmen oder Hochwasser. „In diesen Fällen besteht in der Regel keine Schadensersatzpflicht, weil es kein Verschulden des Eigentümers gibt“, erklärt der Riesaer Jurist.

Sollte man sich nun bei den nächsten Böen vor bestimmten Straßenlaternen in Riesa in acht nehmen? Aus Sicht von Stadtsprecher Uwe Päsler ist das nicht nötig. „Es gibt in Riesa nur noch eine weitere Laterne dieser Bauart, die steht wenige Meter weiter. Beide Laternen sind die einzigen Überbleibsel aus der Erbauungszeit der früheren Straße der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft in den Jahren 1980/81.“ Alle anderen Lampen in Richtung Stadt seien aus dem Jahr 2000 und in gutem Zustand, erklärt der Stadtsprecher. Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung haben laut Päsler sofort reagiert, als sie von der umgeknickten Laterne Wind bekamen, und nachgesehen, wie die zweite Laterne gleicher Bauart aussieht. „Aber der Mast ist in einem besseren Zustand“, berichtet Päsler. Na dann kann die nächste Böe ja kommen.