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Verschleppt nach Rumänien?

Der wieder aufgetauchte Student Maxim Beck ist zurück in Dresden, seine Eltern sind erleichtert. Doch die Odyssee des 28-Jährigen bleibt ein Rätsel.

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Von Thomas Roserund Thomas Schade

Erleichterung ist in die kleine Erdgeschosswohnung im Dresdner Süden eingekehrt. „Wir sind so froh, dass Maxim wieder da ist und dass es ihm gut geht“, sagt Valentina Beck, die Mutter. Ein bisschen dünn sei der Junge geworden, aber das bekämen sie schon wieder hin, meint der Vater.

Mehr wollen die Eltern des 28-jährigen Studenten derzeit nicht sagen, der unter rätselhaften Umständen vermutlich am 30. Juli in Trier verschwunden war. Und Maxim selbst sei nicht zu sprechen. So bleibt rätselhaft, was ihm auf seiner siebenwöchigen ominösen Odyssee zugestoßen ist, ehe er völlig überraschend am 15. September wieder auftauchte–in Rumänien.

„Konfus“ und „erregt“

Es war ein merkwürdiger Besucher, der vergangenen Dienstag gegen halb vier Uhr nachmittags auf der Treppe der Polizeiwache in der südrumänischen Provinzstadt Oltenita ziemlich entkräftet niedersank. Abgerissen und verwahrlost machte der junge Mann auf die diensthabenden Ordnungshüter einen „konfusen“ und „sehr erregten“ Eindruck. „Er sagte, er sei aus Deutschland. Wir konnten ihn zwar etwas beruhigen, aber zunächst nicht verstehen: Er sprach durcheinander Deutsch, Englisch und Russisch“, berichtet am Telefon ein Polizeibeamter in Oltenita. Erst als die Polizei einen russischsprachigen Doktor ausfindig machen konnte, sei es möglich gewesen, mit dessen Hilfe die Personalien des Mannes aufzunehmen. Er sagte, er sei Student in Trier und heiße Maxim Beck. „Wir suchten dann seinen Namen im Internet und fanden heraus, dass die deutsche Polizei nach ihm fahndet“, berichtet der rumänische Polizist.

So mysteriös wie sein Verschwinden in Trier, so rätselhaft war auch sein Auftauchen in der 30000-Einwohner-Stadt an der Mündung des Arges in die Donau. „Der Mann konnte auf unsere Fragen nicht antworten und uns auch nicht sagen, wie er nach Rumänien gekommen ist“, so der Polizeibeamte. Er sei einfach zu verwirrt gewesen und habe nur um Kontakt zur deutschen Botschaft gebeten. „Den Kontakt haben wir hergestellt“, so der Polizist. Von dort kam schließlich per Fax ein Bild des Vermissten, das seine Identität bestätigte.

Maxim Beck habe „keinerlei Personalpapiere“ bei sich gehabt, als er bei uns in Oltenita auftauchte, berichtet Ramona Tudor, die Polizeisprecherin der Provinz Calasari. Sie bestätigt die Informationen ihres Kollegen. Maxim habe „nicht um Hilfe, sondern nur um Kontakt zur deutschen Botschaft“ gebeten. Da die Botschaft „nicht sofort“ die Angaben des Mannes bestätigen konnten, hätten Beamte auf eigene Faust dessen Namen im Internet gesucht und herausgefunden, dass er in Deutschland vermisst werde.

Version von der Entführung

Zu Vermutungen über eine mögliche Entführung des Deutschen könne sie „nichts sagen“, so Frau Tudor. „Er war einfach zu durcheinander und machte sehr widersprüchliche Aussagen. Das Letzte, an das er sich erinnern konnte, war, dass er in Deutschland Fahrrad gefahren sei und dass er dann hier die Wache gefunden habe.“

Die Nacht zum Mittwoch habe Maxim auf der Wache in Oltenita verbracht. Am 16. September sei er der Obhut der deutschen Botschaft übergeben worden. Dort erhielt Maxim einen deutschen Reisepass. Am selben Tag holten ihn sein Vater, sein Bruder und sein Cousin ab.

Für die rumänische Polizei sei der Fall abgeschlossen, so die Sprecherin der Provinz Calasari. Ob das so bleibt, ist abzuwarten. Denn nach SZ-Informationen soll der Student auch Deutschen gegenüber geäußert haben, dass er auf dem Weg von Trier zu seinen Eltern entführt, nach Rumänien verschleppt und dort zur Arbeit gezwungen wurde. Bestätigt wurde das derzeit nicht. Die Polizei in Trier hofft, dass der Student schnell vernommen werden kann. „Von seiner Aussage werden die weiteren Ermittlungen wesentlich abhängen“, so Polizeisprecher Reinhard Rothgerber.

Weder in Trier noch in Dresden wissen Verwandte, Freunde oder Bekannte etwas über eine Verbindung nach Rumänien, die Anlass für die Odyssee gewesen sein könnte. Nach Informationen des Trierischen Volksfreund wurde Maxim Beck 1981 in der russischen Provinzstadt Kurganinsk im nördlichen Kaukasusvorland geboren. Im Alter von 15 Jahren zog er mit seinen deutschstämmigen Eltern nach Dresden. Seit 2003 studiert Maxim Slavistik und Ethnologie in Trier. Seine Mitstudentin Anastasia Lialina beschreibt ihn als ruhig, offen, unkompliziert, eher zurückhaltend und manchmal etwas naiv.