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Verunsicherung in Plauen

Plauen plant ein Integrationsfest für und mit Menschen mit Behinderungen. Dann melden Rechte eine Kundgebung für den Tag an.

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Die Mitwirkenden am Theaterstück zum Aktionstag „Voll normal“.
Die Mitwirkenden am Theaterstück zum Aktionstag „Voll normal“. © Stadt Plauen

Plauen. Ein von der Diakonie organisierter Aktionstag "Voll normal" zur Integration von Menschen mit Behinderung am Samstag in Plauen soll ein Statement gegen Rechts werden. Die Stadt und das Vogtland wollen angesichts der zeitgleich geplanten Kundgebung der rechtsextremistischen Kleinstpartei Der Dritte Weg "ein sichtbares Zeichen" setzen. Sie würden "einmal mehr zeigen, wie bunt und weltoffen sie sind", rief das Landratsamt am Montag die Bürger zur Teilnahme auf. "Keiner braucht Angst zu haben auf die Straße zu gehen, um mit allen demokratischen Kräften, Behinderten und Nichtbehinderten zu feiern."

Auch Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) versuche, am Tag vor der Europa- und Kommunalwahl nach Plauen zu fahren. "Es ist ihm ein sehr wichtiges Anliegen, aber sein Terminkalender ist sehr voll", sagte Regierungssprecher Ralph Schreiber. Kretschmer twitterte zu einem Bericht der "Freien Presse" über Absagen beim Aktionstag aus Angst vor Rechts: "Das lassen wir uns nicht bieten." Er sei sich mit dem Landrat des Vogtlandkreises, Rolf Keil, einig. "Wir stehen zusammen und schützen gerade auch unsere Mitmenschen mit Behinderungen."

Die rechte Kundgebung sorge für Verunsicherung, sagte der Vorstand der Diakonie Auerbach, Sven Delitsch. "Wir bekommen viele Anrufe, eine Schule hat ihre Mitwirkung abgesagt, aus Sorge, dass aus der Kundgebung mehr wird." Am 1. Mai waren Anhänger des rechtsextremen Dritten Weges mit einheitlichen T-Shirts, Bengalofackeln, Trommeln und Fahnen durch Plauen gezogen. Die Behörden hatten die Versammlung erlaubt, was bundesweit Kritik auslöste.

Einige Gruppen mit behinderten Menschen wollten nun nicht nach Plauen kommen, berichtete Pfarrer Hans-Jörg Rummel von der St. Johannis-Kirchgemeinde als Vertreter des örtlichen Runden Tischs. Das insgesamt dreitägige Fest sei seit einem Jahr zusammen mit Partnern wie dem Theater Plauen vorbereitet worden, das ein Stück mit behinderten und nichtbehinderten Menschen aufführen wird.

Trotz räumlicher Nähe zu der rechten Kundgebung werde das Fest nicht abgesagt, betonten Rummel und Delitsch. "Wir wollen nun erst recht ein Zeichen für Menschenfreundlichkeit und Normalität im Zusammenleben mit Menschen, die anders sind, setzen, für Demokratie, Toleranz und Zivilcourage", sagte der Pfarrer.

Der Dritte Weg plant nach Angaben des zuständigen Landratsamtes als Versammlungsbehörde eine Kundgebung im Zuge der Kommunalwahl, aber keinen Marsch. Die Versammlung werde in einiger Entfernung vom Integrationsfest stattfinden, sagte ein Sprecher. Nähere Angaben machte die Behörde nicht. Laut Delitsch befinden sich Stände und Bühnen von "Voll normal" an verschiedenen Stellen in der Stadt - mancherorts betrage der Abstand nur 50 Meter. (dpa)