Pirna
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Verzug am Pirnaer Schiller-Gymnasium

Der neue Anbau wird wohl später fertig als geplant. Dieser Umstand könnte die Schule arg in Bedrängnis bringen.

Von Thomas Möckel
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Geplanter Anbau am Pirnaer Schiller-Gymnasium: Wird der Neubau nicht zum Schuljahr 2020/21 fertig, wird es für sechs fünfte Klassen eng.
Geplanter Anbau am Pirnaer Schiller-Gymnasium: Wird der Neubau nicht zum Schuljahr 2020/21 fertig, wird es für sechs fünfte Klassen eng. © Visualisierung: Heinle, Wischer und Partner

Es war Ende vergangenen Jahres, als der geplante Anbau am Pirnaer Schiller-Gymnasium sichtbar Gestalt annahm. Spezialisten trieben mit schwerer Technik sogenannte Kiesstopf-Säulen in den Boden, 600 Stück insgesamt. Weil der Boden an einigen Stellen nur bedingt tragfähig ist, stabilisieren die Säulen das Erdreich, bevor die Bodenplatte gegossen wird. Nach der Winterpause, so der ursprüngliche Zeitplan, sollten die Arbeiten am Rohbau beginnen, um den Fertigstellungstermin zu halten. Zum Beginn des Schuljahres 2020/21 sollte der Anbau bezugsfertig sein. Doch daraus wird nun nichts.

Schüler und Lehrer müssen sich darauf einstellen, dass sie den Neubau, der hinter der Bildungsstätte an der Seminarstraße entsteht, erst später in Besitz nehmen können. Wie aus einer Antwort des Rathauses auf eine Anfrage der Stadträte Frank Protze-Lindner (Linke) und Tim Lochner (Pirna kann mehr – Blaue Wende) hervorgeht, dauern die Arbeiten etwa ein halbes Jahr länger. Der Anbau soll nun erst im Februar 2021 fertig sein.

Gleich mehrere Umstände haben den Zeitplan gehörig ins Wanken gebracht. Der zunächst anvisierte Fertigstellungstermin zum Schuljahresstart 2020/21 basierte darauf, dass der Fördermittelbescheid bis März 2017 eintrifft, die Baugenehmigung bis September 2017 vorliegt und die Arbeiten am Neubau im August 2018 beginnen können. Doch nach Aussage der Stadt traf die Fördermittelzusage erst im Dezember 2017 ein, der Zeitplan musste daraufhin korrigiert werden, das Bauende verschob sich nach hinten.

Hinzu kommen Probleme mit den Ausschreibungen für den Neubau. Bei drei Gewerken waren die Angebotspreise derart hoch, dass sie sich für die Stadt nicht mehr finanzieren ließen. So lag die städtische Kostenschätzung für die Baustelleneinrichtung bei reichlich 71 000 Euro, das günstigste Angebot allerdings bei reichlich 177 000 Euro. Für die Baugrundverbesserung schätzte Pirna die Kosten auf knapp 180 000 Euro, das günstigste Angebot lag bei reichlich 487 000 Euro. Und für die Rohbauarbeiten waren reichlich 1,5 Millionen Euro kalkuliert, das günstigste Angebot lag bei knapp 1,8 Millionen Euro. Pirna hob die Ausschreibungen auf und wiederholte das Prozedere. So konnte der Stadtrat den Auftrag für den Rohbau erst im März 2019 vergeben – viele Monate später als ursprünglich geplant. Zwar verhandelte die Stadt mit der beauftragten Firma, ob sich die Rohbauarbeiten zeitlich straffen lassen. Doch auch, wenn das gelingt, lässt sich der erste Zeitplan nicht mehr halten.

Der Verzug von einem halben Jahr könnte die Bildungsstätte arg in Bedrängnis bringen. Das Gymnasium braucht dringend den zusätzlichen Platz im Anbau, um künftig alle Schüler aufzunehmen, die sich vermehrt an der Bildungsstätte anmelden. Derzeit lernen rund 850 Gymnasiasten an der Schule, hinzu kommen 100 Lehrer. Schon jetzt ist die Kapazität des Schulhauses ausgereizt. Weil die Stadt im Sommer 2017 mehrere Klassenräume zu dringend benötigen Fachkabinetten umbauen ließ, müssen derzeit einige Klassen in Interims-Containern unterrichtet werden. „Das ist zwar keine glückliche, aber für eine begrenzte Zeit doch akzeptable Lösung“, sagt Schulleiter Bernd Wenzel.

Fürs Schuljahr 2019/20 wird die Bildungsstätte voraussichtlich vier reguläre sowie dazu eine halbe fünfte Klasse aufnehmen, die im Rahmen des binationalen Bildungszweiges in der siebten Klasse mit tschechischen Schülern aufgefüllt wird.

Da aber weiterhin steigende Schülerzahlen prognostiziert sind, soll es dem Schiller-Gymnasium mit dem Anbau gelingen, fortan sechs fünfte Klassen aufzunehmen. Mehr geht dann nicht, und laut Wenzel funktioniert das auch nicht auf Dauer. Denn bei sechs fünften Klassen ergebe sich später ein Raumbedarf wie bei einer Siebenzügigkeit, da sich die höheren Klassen in die Leistungskurse aufteilen und gepaart mit der binationalen Klasse viele zusätzliche Räume benötigen.

Lässt aber der Neubau jetzt auf sich warten, gerät der Plan, künftig sechs fünfte Klassen aufzunehmen, in Gefahr. Noch weiß keiner, wie die vorhergesagten Kinder aufgenommen werden sollen. „Wenn der Anbau erst Mitte des Schuljahres 2020/21 fertig wird“, sagt Wenzel, „dann stellt uns das vor ein gewaltiges Problem.“

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