Ralf Minge erschien mit neuer Frisur zur Pressekonferenz. Selbst die gekürzten Haare sollten signalisieren: Die Verpflichtung von Cristian Fiel zum neuen Cheftrainer von Dynamo ist ein „Cut, ein Neuanfang, eine Stunde null“, wie der Sportdirektor bei der Präsentation am Donnerstagmittag formulierte, „auch wenn das vielleicht ein bisschen hochtrabend klingt“.

Das Neue an der Situation ist, dass der Zweitligist nach der Entlassung von Maik Walpurgis am vergangenen Sonntag nicht erst auf Trainersuche gehen musste, sondern es nur einen Kandidaten aus dem eigenen Verein gab. 

„Heute ist der Tag, den wir vor dreieinhalb Jahren als Fixstern auf der Agenda hatten“, erklärte Minge etwas pathetisch. Damals hatte Fiel seine Spielerkarriere bei Dynamo beendet und seine Trainerkarriere begonnen. „Es ist schön, wenn eine Vision in Erfüllung geht. Cristian ist der richtige Mann am richtigen Ort – und das möglichst lange“, sagte Minge.

Die Pressekonferenz in voller Länge

Fiels Vertrag läuft zunächst zweieinhalb Jahre und gilt für die drei obersten Ligen. Als sein Assistent wurde Patrick Mölzl verpflichtet, der mit seinem neuen Chef nicht nur das Alter von 38 Jahren gemein hat. Beide absolvierten in den vergangenen zehn Monaten den Lehrgang zum Fußballlehrer in Bad Hennef. „Er ist ein offener und kommunikativer Typ“, erklärte Fiel. „Wir hatten zuletzt viel Zeit, über Fußall zu reden. Da habe ich gemerkt: Das könnte passen.“ 

Mölzl hatte in seiner Karriere bei St. Pauli, Greuther Fürth, Augsburg und Ingolstadt gespielt und diese 2017 beendet. Bis April 2018 hatte er den Regionalligisten Wacker Burghausen betreut. Der Kontrakt des Münchners läuft auf eigenen Wunsch zunächst nur bis zum Saisonende.

Fiels erster Arbeitstag als Dynamo-Cheftrainer begann bereits kurz vor neun Uhr mit einer Ansprache an die Spieler. Seine wichtigste Botschaft an die in diesem Jahr noch sieglose Mannschaft: „Hier kommt ein normaler Mensch als Trainer und kein Messias.“ Gemessen an der Euphorie unter den Fans nach Bekanntwerden der Personalie war diese Richtigstellung vielleicht sogar nötig.

Für sein zweites Pflichtspiel auf der Bank nach seinem Interimseinsatz im Sommer bei der 1:3-Heimniederlage gegen Heidenheim hat er nur einen Wunsch: drei Punkte am Sonntag gegen den VfL Bochum. „Ich bin ein junger Trainer, der bisher nur im Nachwuchs gearbeitet hat. Mir ist klar, dass das nun etwas ganz anderes ist“, sagte der Deutsch-Spanier. „Ich habe eine klare Idee vom Fußball. Das wichtigste, was ich in der Mannschaft vermitteln will, ist, dass sie keine Angst vor Fehlern und wieder Spaß haben sollen. Wenn ich vom Potenzial der Jungs nicht überzeugt wäre, würde ich es nicht tun.“

Vor allzugroßer Euphorie warnte er jedoch. Dies sei ein Prozess, der Schritt für Schritt gegangen werden müsse. Und das Duell am Sonntag gegen Bochum sei auch kein Endspiel, es kämen noch zehn weitere Partien.

Fiel besteht Abschlussprüfung beim Trainerlehrgang

Am Mittwoch noch hatte Fiel in Bad Hennef seine letzte Prüfung geschrieben, dreieinhalb Stunden in Physiologie. Dass er sie bestanden hat, und damit seinen neuen Job antreten kann, steht bereits fest. „Ich kenne den Lehrgangsleiter noch aus meiner Zeit in Leverkusen, habe da einige Sicherheiten eingebaut“, erklärte Minge augenzwinkernd. 

Nach der Entlassung von Uwe Neuhaus kurz nach dem Saisonstart war Fiel bereits als Cheftrainer eingesprungen und auch als Dauerlösung im Gespräch, wollte aber den Lehrgang beenden. „Das war die richtige Entscheidung“, erklärte Minge rückblickend.

Die Verpflichtung von Walpurgis war es dagegen nicht. Bei den Gründen für die Trennung wollte der Sportdirektor nicht ins Detail gehen. „Es hat am Ende einfach nicht mehr gepasst. Das kommt auch in Ehen vor“, sagte Minge. „Dafür trage ich die Verantwortung und die Konsequenzen.“ Ob oder wann Dynamo mit Walpurgis über eine Auflösung des noch bis Juni 2020 laufenden Vertrages verhandeln will, ließ er offen. Das sei bereits mit der Unterschrift geregelt gewesen, so Minge.

Die bisher von Fiel betreuten B-Junioren übernimmt vorerst Jan Seifert, der Dynamos Nachwuchszentrum leitet. Das war die letzte Personalie, die es zu verkünden gab. Nach gut 40 Minuten war alles gefragt und alles gesagt. „Es werden spannende Wochen“, sagte Fiel. Ein passendes Schlusswort. Um 13.30 Uhr begann seine Arbeit mit der ersten Trainingseinheit. 

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