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Viel Arbeit für knapp drei Minuten

Marvin Kalies aus Neugersdorf ist Nachrichtensprecher beim MDR. Bei Infos aus der Heimat muss er manchmal lächeln.

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© MDR

Von Gabriela Lachnit

Neugersdorf. Marvin Kalies ist in vielen Wohnzimmern Mitteldeutschlands zu Gast – als Stimme aus dem Radio. Der 22-jährige Neugersdorfer ist Nachrichtensprecher beim MDR-Rundfunksender Jump. Gestalt angenommen hatte sein Berufswunsch in der Andert-Oberschule in Ebersbach. Dort gab es einen Schulfunk. „Allerdings war der gerade abgeschafft worden, als ich an diese Schule kam“, erinnert sich Marvin Kalies. Er fand es schade, dass die gute Technik nicht mehr genutzt werden sollte. So setzte er sich für den Schulfunk ein, fand Mitstreiter und ging einmal pro Woche im Schulhaus auf Sendung. Als er die Schule verließ, waren es täglich zwei Sendungen, die die Schüler selbst produzierten.

Marvin Kalies hat dabei gemerkt, dass sein Interesse für Schulfunk und Radio bei ihm viel größer war als bei seinen Mitstreitern. Schon in der achten Klasse war ihm klar, dass seine berufliche Entwicklung in diese Richtung gehen sollte. „Irgendwas mit Medien, wie es so oft heißt, wollte ich machen“, sagt der Neugersdorfer und gehörte damit zu den wenigen Schülern, die schon so früh konkrete Pläne für ihre berufliche Laufbahn hatten. Er probierte sich aus: bei einem Praktikum bei der SZ in Bautzen, 2013 beim ZDF in Mainz. Anschließend ging er zu Radio Energy Sachsen. In all der Zeit war Marvin Kalies auch bei den Johannitern, einer landesweit tätigen Hilfsorganisation, aktiv. Schon als Schüler hat er sich dafür eingesetzt, anderen zu helfen. Später verband er sein Medieninteresse mit einem Ehrenamt bei den Johannitern – er engagierte sich als Pressesprecher im Kreisverband Görlitz und im Landesverband, war zudem stellvertretender Leiter der Johanniter-Jugend im Land Sachsen. Ein Jahr lang arbeitete der Neugersdorfer in der Flüchtlingshilfe der Johanniter mit. Das habe ihn nachhaltig geprägt, meint der 22-Jährige heute. Sein Weg führte ihn weiter zum Mitteldeutschen Rundfunk, wo er beim Hörfunk ein dreimonatiges Praktikum absolvierte und dann zu MDR Jump in die Nachrichtenredaktion ging. Dort ist er seit einiger Zeit regelmäßig auf Sendung. Zwei bis drei Mal in der Woche spricht er nachts die Nachrichten. Tagsüber studiert er Kommunikations- und Medienwissenschaften an der Universität Leipzig. In diesem Sommer beendet er diese Ausbildung. Ob er dann gleich das Masterstudium dranhängt, hat der junge Mann noch nicht entschieden. Er wolle sich zunächst die Einsatzmöglichkeiten anschauen, betont er.

Auf jeden Fall will er sich als Nachrichtensprecher verbessern und sicherer werden. „Dafür übe ich regelmäßig das Sprechen, auch wenn das vielleicht komisch klingt“, erläutert der Neugersdorfer. Sicherer werden will er vor allem durch gute Texte, die er souverän vortragen kann. Darauf hat er großen Einfluss, denn die Texte bereitet er selbst vor. „Knapp drei Minuten Nachrichten – das klingt unkompliziert, bedeutet aber sehr viel Vorbereitung“, erklärt Marvin Kalies. Er müsse viel recherchieren, genaue Informationen beschaffen und dann die Inhalte runterbrechen auf komplexe Sachverhalte, die in vier Sätzen zu etwa jeweils neun Wörtern an den Hörer gebracht werden. Aufhorchen lassen ihn selbst dabei immer wieder Nachrichten aus der Oberlausitz. „Wenn zum Beispiel ein Stau am Kottmarsdorfer Berg gemeldet wird, muss ich immer lächeln, weil ich ein genaues Bild davon im Kopf habe“, berichtet der Nachrichtensprecher. Er fühlt sich nah dran an der Oberlausitz, weil sie zum Sendegebiet gehört. „Über Agenturen kommen viele Meldungen herein, sodass ich immer gut über die Heimat informiert bin“, meint Kalies. Etwa einmal im Monat fährt er zu seinen Eltern nach Neugersdorf. Der Heimatbesuch während des Gierschdurfer Schiss’n ist Pflicht. Zur nächsten Konventa in Löbau ist er ebenfalls in der Heimat, denn bei dieser Messe ist er mit den Johannitern vor Ort.

Und vielleicht gibt es demnächst ein Treffen mit Norbert Worofka. Der Leiter der Andert-Oberschule hatte in der 10. Klasse zu Marvin Kalies gesagt, er möge Bescheid geben, wenn er seinen Berufswunsch erfüllt hat. „Jetzt ist es soweit“, meint Marvin Kalies und hofft, dass sein ehemaliger Schuldirektor diesen Beitrag liest.