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Viel Kritik für neues Gewerbegebiet

Die Anwohner der Stadtgrabensiedlung fürchten am ehemaligen Bahngelände Schlauroth um ihre Ruhe. Jetzt können sie auf Zugeständnisse hoffen.

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© Archivfoto: Nikolai Schmidt

Von Ingo Kramer

So richtig nach einem neuen Gewerbegebiet Schlauroth klingen die Zahlen nicht. 37 Brutvogelarten gibt es im ehemaligen Bahngelände Schlauroth, 27 Biotoptypen, sechs Fledermausarten, dazu 18 Denkmale. Andererseits haben die Planer 48 Träger öffentlicher Belange angeschrieben. „Und von fast allen kam Zustimmung“, sagt Ansgar Kaup, der mit seinem Görlitzer Büro Richter & Kaup die Planung vorantreibt. Nur bei den 43 altlastenverdächtigen Flächen warte noch viel Arbeit: Bei elf von ihnen ist ein Bodenaustausch nötig, bei anderen neun weitere Untersuchungen.

Diese und viele weitere Zahlen präsentierten Kaup und mehrere Mitarbeiter der Stadtverwaltung am Dienstagabend vor über 30 Zuhörern bei der Bürgerversammlung zum Bebauungsplan für das ehemalige Bahngelände Schlauroth. Die Gäste waren mehrheitlich Anwohner der Stadtgrabensiedlung. Und die fürchten um ihre Ruhe. Schon jetzt sei es durch Umgehungsstraße auf der einen und Tüv Süd Rail auf der anderen Seite sehr laut, auch nachts. „Unsere Lebensqualität ist bereits rapide gesunken“, kritisierte ein Anwohner.

Kaup versuchte, ihm und seinen Nachbarn die Bedenken zu nehmen: „Was hier gebaut werden soll, ist kein Industriegebiet wie in Kodersdorf, sondern ein Gewerbegebiet.“ So gelten viel geringere Geräuschwerte: „Nachtbetrieb zum Beispiel wird nur teilweise möglich sein, und wenn, dann auch nur drinnen.“ Doch nicht nur für Schall, sondern auch für Lufthygiene, Lichtemission oder Gerüche gibt es gesetzliche Vorgaben. Jeder, der sich ansiedeln will, muss ein eigenes Genehmigungsverfahren durchlaufen. Hartmut Wilke, der Leiter des Amtes für Stadtentwicklung, bemüht sich unterdessen um einen Interessenausgleich. Soll heißen: Weder Betriebe noch Anwohner dürfen alles vorgeben, sondern es braucht einen Kompromiss.

Der sieht schon jetzt so aus, dass zu den 21 Hektar Gewerbefläche etwa zwölf Hektar Grünfläche kommen. „Der Grünanteil ist für ein Gewerbegebiet ungewöhnlich hoch“, so Wilke. Zudem sollen Gebäude maximal 20 Meter hoch sein – und damit niedriger als manche 30 Meter hohe Bäume. Zur Stadtgrabensiedlung hin ist ein 22 Meter breiter Grünstreifen geplant.

Weitere Zugeständnisse seien denkbar, etwa ein noch breiterer Grünstreifen zur Stadtgrabensiedlung oder eventuell sogar ein Verzicht auf das geplante Regenwasserrückhaltebecken. Die Prüfung für Letzteres läuft gerade. Und noch eine andere gute Nachricht hatte Kaup mitgebracht: Die marode Straße in der Siedlung könnte ausgebaut werden, ohne dass die Anwohner an den Kosten beteiligt werden – und ohne, dass es eine Zufahrtstraße zum Gewerbegebiet wird. Lediglich als Havariezufahrt sei diese Route denkbar. Wenn keine Havarie auftritt, würden Poller hier die Zufahrt zum Gewerbegebiet verhindern.

Apropos Zufahrten: Ein Hauptproblem des Gewerbegebietes ist gelöst. Laut Kaup hat die Stadt inzwischen das gesamte Grundstück gekauft, über das die Hauptzufahrt von der Umgehungsstraße zum Gewerbegebiet verlaufen soll. Für den Tüv Süd Rail könnte es eventuell noch eine Zufahrt aus der anderen Richtung geben.

Bei der konkreten Zeitschiene für das Gewerbegebiet verzichteten Planer und Verwaltung auf konkrete Angaben. Die Aussage von OB Siegfried Deinege bei dessen Neujahrsempfang, wonach erste Firmen 2018 planen und 2019 bereits in Schlauroth produzieren wollen, wiederholten sie nicht. Stattdessen sprach Kaup nur von einem ersten Bauabschnitt auf einer Filetfläche, für die es einen Ansiedlungsinteressenten gebe – ohne genaue Zeitangabe.