Von Carmen Schumann
Udo Brünnel ist extra auf die Kirchen-Empore gestiegen, um sich einen Überblick über den frisch sanierten Bautzener Petridom zu verschaffen. Er sagt von sich, dass er kein Kirchgänger sei. Doch als Bautzener erkenne er an, dass hier etwas Großartiges geschaffen wurde. Die Ergebnisse der zweijährigen Restaurierungsarbeiten erhöhten die touristische Attraktivität der Stadt, findet er. So wie er, kamen am Sonntag Hunderte Bautzener und ihre Gäste auf den höchst gelegenen Punkt der Altstadt, um ihren Petridom wieder in Besitz zu nehmen. Nach den beiden Gottesdiensten – dem katholischen um 9 Uhr und dem evangelischen um 11 Uhr – stand das Gotteshaus ab 12 Uhr zur Besichtigung für jedermann offen.
Die Bilder vom sanierten Petridom
Bereits am Sonnabend hatte am Nachmittag ein ökumenischer Gottesdienst stattgefunden, mit dem der Abschluss der Sanierung gefeiert wurde. Dieser wurde von den Pfarrern Veit Scapan für die katholische Gemeinde und von Christian Tiede für die evangelische Gemeinde gehalten. Der Dom zeigte sich bis auf den letzten Platz gefüllt – rund 1 300 Besucher waren gekommen. Pfarrer Veit Scapan zündete eine Kerze zum Gedenken an die Opfer der Attentate in Paris an und stellte sie am restaurierten Permoser-Kruzifix ab.
Kerzen für die Opfer von Paris
Das Bedürfnis, eine Kerze für die Opfer von Paris anzuzünden, hatte am Sonntag auch Bärbel Heine aus Plotzen. So wie sie gedachten auch weitere Dombesucher der schrecklichen Ereignisse in der Freitagnacht. „Mit einem Licht kann man es heller und wärmer machen, wenn es dunkel ist“, sagte Bärbel Heine. – Der gebürtige Bautzener Ekkehard Schwerk lebte viele Jahre in Berlin und ist Anfang dieses Jahres in seine Heimatstadt zurückgekehrt. Mit dem Petridom verbinden ihn viele Kindheitserinnerungen. „Ich habe im Inquiliner-Chor gesungen“, sagte er. Die Obrigkeit habe kirchliche Aktivitäten nicht gerne gesehen und deshalb gerne mal den Strom abgeschaltet. Deshalb hätten die Sänger schon vorsorglich Kerzen mitgebracht. Der ökumenische Gottesdienst habe ihn sehr bewegt. So voll habe er den Dom bisher nur einmal, nämlich zur Einführung des Bischofs Otto Spülbeck in sein Amt im Jahr 1958 erlebt. Dass so viel Geld in die Sanierung des Domes gesteckt wurde, zeige, dass das Bauwerk seine Berechtigung hat und zu Bautzen gehört.
Birgit Blumes aus Bingen am Rhein ist nach Bautzen gekommen, um ihre Tochter zu besuchen, die hier arbeitet. Als sie letztmalig im Sommer hier war, habe sie sich noch die Nase an der Scheibe des Vorraumes platt gedrückt, um etwas von den Sanierungsarbeiten mitzubekommen. Der Bautzener Dom sei die einzige Simultankirche, die die Besucherin kennt. „Ich begrüße die Ökumene sehr und finde es deshalb toll, dass sich in Bautzen Christen beider Konfessionen das Gotteshaus teilen“, sagte sie. Birgit Blumes findet die Domsanierung sehr gelungen, wenngleich ihr der Vergleich fehle, da sie den Dom unsaniert nicht kennengelernt hatte. „Ich werde zu Haus erzählen, dass es sich lohnt, nach Bautzen zu kommen“, sagte sie.