Döbeln
Merken

Viel Theater gegen Rechtspopulismus

Mit zwölf Premieren und einer deutschen Erstaufführung will das Mittelsächsische Theater in der neuen Spielzeit Zuschauer locken. Es wird auch politischer.

Von Verena Toth
Teilen
Folgen
Ein Wiedersehen wird es auf der Döbelner Musiktheaterbühne mit der „Die Fledermaus“ geben. Auch „Jekyll & Hyde“, „Andrea Chénier“, „Der Konsul“, und „Anatevka“ sind als Wiederaufnahmen im Programm der neuen Spielzeit.
Ein Wiedersehen wird es auf der Döbelner Musiktheaterbühne mit der „Die Fledermaus“ geben. Auch „Jekyll & Hyde“, „Andrea Chénier“, „Der Konsul“, und „Anatevka“ sind als Wiederaufnahmen im Programm der neuen Spielzeit. © Jörg Metzner

Mittelsachsen. Jetzt – das ist das Motto, das sich die Schauspieler, Musiker, Sänger, Bühnen- und Theatermitarbeiter für die im September beginnende Spielzeit 2019/2020 auf die Fahne geschrieben haben. Über 500 Veranstaltungen werden in den Theaterhäusern in Freiberg und Döbeln, auf der Seebühne in Kriebstein sowie an vielen anderen Orten im Landkreis Mittelsachsen über die Bühnen gehen.

„Zahlreiche Formate für kleine und große Kinder, Jugendliche, Erwachsene, nachdenklich Unterhaltsames, spaßig Unterhaltendes, Zeitgenössisches und Klassisches, kleine, mittlere und große sowie In- und Outdoor-Stücke erwartet das Publikum“, zählt Geschäftsführer Dr. Hans Peter Ickrath auf. 

Und dieses vielfarbige und abwechslungsreiche Theaterprogramm werde kontinuierlich ausgebaut. „Das heißt, das Theater wächst, zwar nicht an Personal, aber an Angeboten und Aktivitäten. Beispielsweise finden die Operettenaufführungen auf der Seebühne an der Talsperre Kriebstein immer mehr Publikumszuspruch. Die Bühnenbilder erreichen neue Dimensionen und damit einhergehend wachsen auch die technischen Anforderungen“, so Ickrath.

Und das mittellsächsische Theater will auch politischer werden. „Wir werden für Freiheitsrechte und schützenswerte Formen des Zusammenlebens eintreten. Das ist ein Auftrag, den wir uns immer wieder selbst geben werden und nicht den einer Re-Nationalisierung oder mythischen Überzeichnung von ,Volk‘ und ,Nation‘. Unsere Bühne, die sich weltoffen präsentiert, entwickelt ein positives Bild unserer diversen Gesellschaft“, macht Intendant Ralf-Peter Schulze unmissverständlich deutlich. „Wir agieren mit Achtsamkeit und Verantwortung für diese“, ergänzt er.

Das Mittelsächsische Theater wolle sich in der kommenden Spielzeit der gesellschaftlichen Herausforderung stellen und sich mit den zunehmenden offenen und versteckten Formen des Rechtspopulismus auseinandersetzen. „Das muss jetzt kommuniziert, darüber muss jetzt geredet, gestritten und künstlerisch verhandelt werden“, erläutert Schulze das Motto der Spielzeit. 

„Wir werden die integrativen Kräfte des Theaters nutzen und Menschen aus den unterschiedlichen sozialen Bereichen zu gemeinsamen, verbindenden Theateraufführungen einladen, als eine offene Gesellschaft. Wir werden nicht mit den Mitteln der Ausgrenzung, die wir kritisieren, unsere demokratischen Werte verteidigen. Wir arbeiten für die Stärkung der demokratischen Kultur, überall dort, wo diese unter Druck gerät“, so das Plädoyer des Intendanten.

Das 1. Sinfoniekonzert der mittelsächsischen Philharmoniker im Theater Döbeln steht am 13. September unter dem Titel „Psyche und Eros“. Acht Konzerte wird es in der neuen Spielzeit in Döbeln und Freiberg geben.
Das 1. Sinfoniekonzert der mittelsächsischen Philharmoniker im Theater Döbeln steht am 13. September unter dem Titel „Psyche und Eros“. Acht Konzerte wird es in der neuen Spielzeit in Döbeln und Freiberg geben. © Jörg Metzner

Die offizielle Spielzeiteröffnung mit einem abwechslungsreichen Programm, gestaltet von Schauspielern, Sängern, Opernchor und der Mittelsächsischen Philharmonie, findet am 8. September im Döbelner Theater statt. Bereits in der Woche davor, am Donnerstag, 5. September, um 16 Uhr, stellen Theatermitarbeiter speziell für Lehrer den neuen Spielplan vor.

Sieben neue Stücke – darunter eine deutsche Erstaufführung – und vier Wiederaufnahmen wird es auf den Schauspielbühnen in Freiberg und Döbeln geben. „Zwei Lügen – Eine Wahrheit“ heißt die Komödie von Nicolas Poiret und Sébastien Blanc, die am 14. März zum allerersten Mal in Freiberg (11. April in Döbeln) auf einer deutschen Bühne zu sehen sein wird. 

Mit Beckets „Warten auf Godot“ (16. November), Nick Whitby’s Komödie „Sein oder Nichtsein“ (5. Oktober), Lutz Hübners und Sarah Nemitz‘ „Furor“ (28. März) sowie Shakespeares „Sommernachtstraum“ (16. Mai in Freiberg) wird reichlich neuer Theaterstoff geboten. Das jüngste Publikum kann sich auf die Premiere „Die Bremer Stadtmusikanten“ am 6. November freuen.

Die erste Opernpremiere erleben die Theatergäste am 19. Oktober in Döbeln. In der Märchenoper „Cendrillon“ von Jules Massenet wird die altbekannte Geschichte von Aschenputtel und ihrem kleinen Glasschuh erzählt. 

Anlässlich des 250. Geburtstages von Ludwig van Beethoven wird am 18. Januar seine einzige Oper „Fidelio“ in einer konzertanten Aufführung zu erleben sein. „Solo für Sie“ ist ein Ein-Frau-Programm mit Susanne Engelhardt (Premiere am 30. November). Im Frühjahr kommen noch „Der Graf von Monte Christo“ (21. März) und „Don Pasquale“ (9. Mai) auf die Bühne in Döbeln.

Das Sommerprogramm 2020 auf der Seebühne in Kriebstein wartet mit einem echten Operetten-Klassiker auf: „Die Csárdásfürstin“ wird am 12. Juni Premiere feiern. Der Bühnenball am 24. und 25. Januar in Freiberg steht unter dem Motto „Das kommt mir spanisch vor!“. Außerdem soll es im Frühsommer in Döbeln ein Theaterfest geben.

Martin Ennulat (Wladimir) und Ralph Sählbrandt (Estragon) warten auf Godot. Das Stück hat am 16. November Premiere.
Martin Ennulat (Wladimir) und Ralph Sählbrandt (Estragon) warten auf Godot. Das Stück hat am 16. November Premiere. © Jörg Metzner