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Viel Wind in Schlegel

Rund um den Zittauer Ortsteil könnten bald mehr Windräder stehen. Dies wird aber noch geprüft.

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© Rafael Sampedro

Von Jan Lange

Einsam dreht das Rad im Wind. Seit 16 Jahren steht die Anlage auf dem Schlegelberg und produziert Strom. In den nächsten Jahren könnten weitere Windräder auf der Fläche südlich des Zittauer Ortsteils Schlegel dazukommen. Im aktuellen Vorentwurf für den neuen Regionalplan der Region Oberlausitz-Niederschlesien wird das Gebiet als mögliche Windvorrangfläche benannt. Der Regionalverband Oberlausitz-Niederschlesien sucht zusätzliche Standorte für Windräder. Auf den aktuell für solche Anlagen ausgewiesenen Flächen im Landkreis Görlitz und Bautzen stehen insgesamt 217 Windräder, die eine Gesamtleistung von rund 400 Gigawattstunden haben. Über 530 Gigawattstunden sollen es künftig werden. Dafür will der Verband gut 200 Hektar zusätzlich zur Gewinnung von Windenergie ausweisen.

Ein Teil davon befindet sich offenbar rund um Schlegel. Neben der potenziellen Fläche zwischen dem Windrad auf dem Schlegelberg und der Kreisstraße von Dittelsdorf nach Großhennersdorf ist auch ein zweites Gebiet nördlich von Schlegel an der Gemeindegrenze zur Stadt Ostritz im Gespräch. Das bestätigte jetzt Jörg Weichler, Fachbereichsleiter für Regionale Planung im Planungsverband, auf SZ-Anfrage. Zuvor gab es bereits eine kurze Information im Schlegler Ortschaftsrat, dass in der Nähe neue Flächen für Windräder ausgewiesen werden sollen.

Noch handelt es sich aber nur um sogenannte Potenzialflächen, betont Weichler. Diese Gebiete umfassen Bereiche, die nicht von vornherein aufgrund von Tabukriterien aus der Standortsuche herausfallen. Ausschlussgründe sind beispielsweise zu geringe Abstände zur nächstgelegenen Siedlung oder zu einem Waldstück sowie Naturschutzgebiete. Das nächste Wohngebiet muss mindestens 1 000 Meter entfernt sein. Bei den beiden anvisierten Flächen in Schlegel wird dieser Abstand auf jeden Fall erreicht. Die Potenzialflächen unterliegen im weiteren Planungsverfahren einer umfangreichen Einzelfallprüfung, erklärt Weichler. Sie stellen somit lediglich einen Zwischenschritt auf dem Wege zur Festlegung der neuen Vorrang- und Eignungsgebiete dar, fügt der Mitarbeiter des Regionalen Planungsverbandes hinzu.

Momentan werden nach Weichlers Worten die eingegangenen Stellungnahmen zum Vorentwurf geprüft. Was die Stadt Zittau über die neuen Windflächen bei Schlegel denkt, wollte Pressesprecher Kai Grebasch trotz mehrfacher SZ-Anfrage nicht mitteilen. Der nächste Planentwurf, der die entsprechenden Ausweisungen enthalten wird, geht demnach voraussichtlich im ersten Quartal 2017 in eine zweite Beteiligungsrunde. Dabei wird dann auch die Öffentlichkeit beteiligt, das heißt, dass die Bürger die Möglichkeit haben, Einwendungen einzureichen.

In der Vergangenheit sind Anwohner immer wieder Sturm gelaufen gegen neue Windräder. So gibt es großen Widerstand im Ostritzer Ortsteil Leuba, den dortigen Windpark zu vergrößern. Auch in Kiesdorf lehnten vor einigen Jahren die Bürger in einer Umfrage mehrheitlich den Bau von Windrädern auf ihrem Gebiet ab.

Unter den Bewohnern der nördlichen Zittauer Ortsteile werden neue und größere Windkraftanlagen ebenfalls kritisch gesehen. So wurde beispielsweise in Wittgendorf die geplante Erweiterung des benachbarten Windparks in Oberseifersdorf heiß diskutiert. Dass hier in Zukunft weitere Anlagen stehen werden, müssen die Wittgendorfer jetzt nicht mehr befürchten. Laut Weichler sind die bereits ausgewiesenen Windvorranggebiete in Oberseifersdorf und in Dittelsdorf in gleicher Abgrenzung im aktuellen Vorentwurf des Regionalplans enthalten. Die Gäste der Schlegler Ortschaftsratssitzung haben auf die Ankündigung neuer Windräder noch verhalten reagiert. Aber das kann sich ganz schnell ändern.