Merken

Viele Gründe für Schneider-Insolvenz

Milde Winter, sinkende Preise, Pech vor Gericht – der Mineralölhändler hat offenbar schon länger zu kämpfen.

Teilen
Folgen
© Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. Die Zahlen sprechen Bände. Mindestens seit 2012 sind die Umsätze der Schneider Mineralöl Meißen GmbH deutlich gesunken. Von knapp 307  Millionen Euro waren am Ende nur noch 200 Millionen Euro übrig. Das geht aus einer der SZ vorliegenden Unternehmensanalyse hervor. Als wichtiger Grund für den Rückgang von 2013 auf 2014 wird darin der milde Winter Anfang des Jahres genannt. Die Kunden verbrauchten weniger Heizöl, mussten nur in geringem Umfang ordern. Das sei über das Jahr hinweg nicht auszugleichen gewesen, heißt es weiter.

2015 dürfte es ähnlich ausgesehen haben. Bereits der Dezember des Vorjahres war deutlich milder ausgefallen als im Durchschnitt. Januar und Februar 2015 zeigte das Thermometer selbst im Erzgebirge ungewöhnlich warme Temperaturen an. Zu milde Winter sollten daher eine der Ursachen für die laufende Insolvenz des Meißner Familienbetriebes bilden.

Ungünstig für Schneider auch das Marktumfeld: So fiel der Importpreis für Rohöl in Deutschland 2016 um 19,4 Prozent auf 286,50 Euro je Tonne. Bereits Ende 2014 war der Ölpreis drastisch zurückgegangen. Bis Anfang 2016 setzte sich der Einbruch fort. Seitdem hat sich der Preis etwas erholt. Vermutlich verringern sich mit fallenden Preisen gleichzeitig die vergleichsweise geringen Gewinnspannen für die Weiterverkäufer.

Rechtsstreit mit hohen Kosten

Als weiterer belastender Faktor ist in der Analyse von einem sich lang hinziehenden Rechtsstreit die Rede. Dieser habe erst Ende 2014 vor dem Oberlandesgericht mit einem Vergleich geendet. In der Folge musste das Meißner Unternehmen allerdings 1,25 Millionen Euro zahlen. Die Versicherung deckte davon lediglich knapp die Hälfte ab. Auslöser für den Rechtsstreit war dem Bericht zufolge ein missglücktes Biodiesel-Geschäft. Wie die SZ Ende 2009 schrieb, hatte eine Speditionsfirma dem Ölhändler aus Korbitz große Mengen von Biodiesel nicht abgenommen. Die Spedition hatte sich trotz Vertrages mit Meißen anderweitig mit Kraftstoff eingedeckt. Schneider konnte den Biodiesel nur mit hohen Verlusten weiter verkaufen.

Der Rückschlag traf das Unternehmen in einer schwierigen Phase: Im Laufe des Jahres 2009 wurde klar, dass der von vielen Händlern erwartete große Bio-Boom ausbleiben würde. Treibstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen plätscherten in deutlich geringeren Mengen in deutschen Tanks, als Hersteller es in den Jahren zuvor erhofft hatten. Der Weg zum Zapfhahn wurde immer weiter, denn Tankstellen für Biobenzin schlossen reihenweise.

Um die Jahrtausendwende hatte Biodiesel noch als großer Hoffnungsträger gegolten. Bis 2004 verzichtete Deutschland als einziges EU-Land bei Diesel auf Steuern. Das änderte sich ab 2006, seit 2007 war die Produktion rückläufig. Acht Hersteller meldeten allein im Jahr 2009 in der Folge Insolvenz an.