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Viele Lessings in Kamenz

Die Stadt hat beim Advents-Spectaculum die Sachsenspiegel-Wette klar gewonnen. Weil viele Lehrer den Spaß mitmachten.

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© Ina Förster

Von Frank Oehl

Kamenz. Uff, das waren harte Tage! Aber alle auch behördliche Anstrengungen haben sich gelohnt. Die Stadt Kamenz gab am Samstag im MDR-Fernsehen ein starkes Live-Bild ab. Das kommt davon, wenn sich ein herausragendes Ambiente (13. Adventsspectaculum) mit einem herausragenden Bürgerengagement in einer Sachaufgabe (5. Stadtwette in der Sachsenspiegel-Weihnachtstour) vereint. Sage und schreibe 31 wie Lessing gekleidete Kamenzer Lehrerinnen und Lehrer sangen, ihre Abschlusszeugnisse griffbereit, auf der Weihnachtsmannbühne „Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum!“ Und selbst, wenn man all jene abziehen wollte, die ohne Perücke geblieben waren, wurden die geforderten „20 Lessings“ bei Weitem übertroffen. Die Wette war gewonnen. Sachsenspiegel-Reporterin Ines Klein übergab symbolisch die 50 Freikarten für den Dresdner Weihnachtszirkus, der am 14. Dezember startet. Die Jugendfeuerwehr der Stadt freut sich darauf – profitieren von der werbewirksamen Aktion aber können viele.

Seit 12 Jahren laden die Märchenfiguren um die gestiefelte Kater-Ina (l.) zum Spectaculum. Die Idee zieht nach wie vor Tausende ans Kamenzer Malzhaus.
Seit 12 Jahren laden die Märchenfiguren um die gestiefelte Kater-Ina (l.) zum Spectaculum. Die Idee zieht nach wie vor Tausende ans Kamenzer Malzhaus. © Matthias Schumann

Begeisterte Besucher

Zuvor freilich hatte es harte Tage gegeben. Mittwochabend war extra der Stadtrat unterbrochen worden, um live im Ratssaal das Stadtwettenthema für Kamenz mitzubekommen. OB Roland Dantz: „Wir waren echt betroffen.“ Wie sollte man in zwei Tagen 20 Lehrer in spätbarocke Mäntel und unter Rokoko-Perücken kriegen? Noch im Abspann des Sachsenspiegels begann das hektische Treiben. Und es bewährte sich die Forstfest-Connection. In Kamenz wird das größte Schulfest Sachsens begangen – maßgeblich von der Lehrerschaft mit der Stadt gemeinsam organisiert. Odette Künstler vom Veranstaltungswesen: „Jens Krüger vom Gymnasium und Gabriele Keltsch für die Grundschulen haben bis zuletzt getrommelt.“ Am Ende hatte man sogar viel mehr Pädagogen zur Hand als Lessing-Kostüme. Da wurde halt ein bisschen improvisiert. Ines Klein vom MDR jedenfalls war von der Bühnenpräsenz der Kamenzer Lehrerschaft so begeistert, dass sie es mit einer Zeugnis-Stichprobe bewenden ließ. Jens Krüger selbst hielt wacker sein Staatsexamen in die Kamera – mit einer glatten Zwei als Gesamtnote. Und Ines Klein („Respekt!“) verriet mit zugehaltenem Mikrofon, dass sie einst selbst Lehramt studiert hat – für Russisch und Geografie, aber das müsse ja niemand wissen. Und ein restlos begeisterter OB („Das ist ganz großes Kino!“) überreichte der Moderatorin zum Dank für das gelungene Stadtmarketing eine Gipsbüste – einen Lessing ganz in Weiß für den Schreibtisch. Das passte.

Große Ratewand

Wie überhaupt der Samstag in jeder Beziehung überzeugte. Da war das – im Gegensatz zum Sonntag – angenehme Wetter. Da war der rekordverdächtige Zulauf. Da war das in all den Jahren bewährte Ambiente. Und da waren auch die durchaus gelungenen Neuerungen. Sogar Hexe Baba Jagusenka (Andreas Schneider) fand viel Gutes an der Erweiterung des Areals auf der Schillerpromenade. „Es schafft auch etwas Rückzugsmöglichkeit aus dem Getümmel. Und das wollen die Leute.“ Im Übrigen habe die Stadtverwaltung sehr gut mitgezogen, zum Beispiel bei den Lichterketten für die Bauzäune. In der Nacht zu Sonntag hatte der Sturm zwar leicht gewütet, aber die Schäden waren schnell beseitigt. Die große Märchen-Ratewand, auch so eine Neuerung, war schnell wieder aufgebaut.

Am Ende steht und fällt das Spectaculum mit den Akteuren. Zum 13. Mal gab es das Stollenspektakel, Und das Weihnachtsmannpostamt im Pichschuppen. Und die Märchenerzählerin. Und die Handwerkerschaft im Museumsgarten. Und die mittelalterlichen Stände und Instrumentalisten. Und den Feuerschlucker. All das macht das Besondere des Kamenzer Weihnachtsmarktes aus. Die in die Tausenden gehende Gästeschar gab dem Markt in der MDR-Umfrage bei der Unterhaltung die Traumnote 1,0. Nur beim Service (2,2) haperte es leicht. Der Gestiefelte Kater (Ina Förster) brachte es auf den Punkt: „Hinweise sind gut. Wir wollen immer besser werden.“